Alexander Türschmann blickt auf ein "schnelles" Jahr als Revierleiter in Schwenningen zurück. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Persönlichkeit: Polizeirevierleiter Alexander Türschmann resümiert sein erstes Jahr in Schwenningen

Alexander Türschmann ist am kommenden Montag, 1. Oktober, seit einem Jahr Leiter des Polizeireviers in Schwenningen. Der 43-Jährige blickt auf seine persönlichen 365 Tage zurück und spricht über die dienstlichen Besonderheiten in der Stadt.

VS-Schwenningen. Die Türe zu seinem Büro im Obergeschoss des Polizeireviers an der Oberdorfstraße ist offen, Alexander Türschmann lehnt an einen Stehtisch und rührt in seinem Kaffee: "Ja, ich bin hier angekommen", sagt er sichtlich zufrieden. Die Tür zu seinem Büro ist allerdings nicht nur dann geöffnet, wenn Türschmann im Gespräch mit unserer Zeitung über sein erstes Dienstjahr als Revierleiter spricht. Auch für seine Kollegen steht sie jederzeit offen. "Ich hoffe, meine Mitarbeiter wissen, dass sie immer zu mir kommen können", sagt der 43-Jährige. Denn er habe seiner Meinung nach einen "offenen Führungsstil".

Die großen Pläne der Veränderung hatte Türschmann nach eigenen Angaben bei seinem Amtsantritt vor 365 Tagen nicht. Musste er aber auch nicht, wie er erklärt: "Mein Vorgänger Wolfgang Hansel hat mir ein gut bestelltes Revier hinterlassen. Deshalb habe ich den Blick darauf gerichtet, den vorhandenen Standard zu erhalten." Türschmann ist sicherlich mehr Realist als Visionär. Das wird deutlich, wenn er über seine Ziele spricht. "Die Personalsituation bei der Polizei ist hinlänglich bekannt. Das bedeutet für mich als Revierleiter, ich muss die Arbeit für die Kollegen unter den vorhandenen Bedingungen so gut gestalten, wie es nur geht."

Bei aller Erfahrung, die der gebürtige Villinger als Revierleiter in Balingen bereits gemacht hat, ist die Arbeit in Schwenningen doch eine andere. "Die Struktur ist natürlich, bedingt durch die Doppelstadt, anders." Normalerweise würden sich nicht zwei Reviere eine Stadt teilen. Und auch in Sachen Einsätze sei Schwenningen anders als Balingen. "Ich denke nur an den Sport. Die Handball-Bundesliga in Balingen erforderte keine Polizeieinsätze. Das sieht bei den Wild Wings schon anders aus." Allerdings, betont Türschmann, sei Eishockey aber auch nicht Fußball. Aber auch andere Großeinsätze, wie an der Fastnacht oder bei der Südwest-Messe zählten zu den Besonderheiten der Stadt. "Es sind ganz unterschiedliche Aufgaben, die wir als Polizei bei diesen Veranstaltungen übernehmen."

Selten angenehme Begegnungen im Streifendienst

Dass diese Events größtenteils zu den "angenehmen Einsätzen" zählen, weiß Türschmann natürlich. Doch es gibt auch die Gegenseite. "Sicherlich haben die Kollegen im Streifendienst in den Morgenstunden am Wochenende anderen Kundenkontakt", wie es der Revierchef ausdrückt. Die Rede ist von alkoholisierten und teilweise auch gewaltbereiten Personen. Diese Begegnungen zwischen Bürger und Polizist stuft Türschmann als riskant ein – und zwar für beide Seiten. "Diejenigen, die in Konfliktsituationen mit den Kollegen in Kontakt kommen, haben anschließend selten eine positive Meinung von der Polizei", sagt der 43-Jährige. Gleichzeitig hätten aber natürlich auch die Polizisten weniger positive Begegnungen. "Da gilt es, beidseitig dafür zu sorgen, dass kein verzerrtes Bild der Wahrnehmung entsteht", betont Türschmann.

Grundsätzlich sieht er aber weder eine erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten, noch eine gewaltbereitere Gesellschaft. "Den Umgang mit der Polizei im Allgemeinen gibt es nicht. Ich würde behaupten, wir genießen in der Stadt bei einem großen Anteil der Bürger ein gutes Ansehen. Gleichzeitig gibt es aber zweifelsohne auch einen kleinen Teil, bei dem eine Distanz- und Respektlosigkeit gegenüber Polizisten oder Einsatzkräften vorhanden ist."

Das Verhältnis zwischen Bürger und Polizei ist dem Schwenninger Revierleiter wichtig. So seien Erkenntnisse, die durch Anrufe oder aber eine Berichterstattung in der Presse gewonnen werden, hilfreich. "Ich plädiere auch dafür, dass sich die Bürger bei uns melden. Auch wenn wir die Dringlichkeit abwägen müssen, so kümmern wir uns um die Anliegen der Bürger", versichert Türschmann.

Die Kriminalität in der Stadt ist nicht überdimensioniert

Als Beispiel nennt er das Thema Lärmbelästigung durch Autofahrer oder Raser in der Innenstadt. Natürlich gelte es, mit den vorhandenen Kapazitäten im Streifendienst zu haushalten. Heißt laut Türschmann: "Ein blaues Auge kommt vor der Lärmbelästigung." Aber wir nehmen alle Beschwerden sehr ernst.

Grundsätzlich sieht Alexander Türschmann in Schwenningen keine Schwerpunkte von Kriminalität. Es gebe Hotspots im Nachtleben, wo es auch mal zwischen zwei Parteien knalle und auch Drogen seien ein Thema. "Aber im Vergleich zu anderen Städten können wir in keinem Bereich von massiven Problemen in der Stadt sprechen." Auch in Sachen Vandalismus, wie zum Beispiel die Zerstörungswut von Unbekannten in der Bahnhofsunterführung oder das Besprühen von Hauswänden mit Farbe, sieht Türschmann keine Extreme. "Es ist wie in anderen Städten – natürlich deutlich zu hoch, keine Frage." Alexander Türschmann nimmt den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und blickt zu der noch immer offenen Tür. Wie lange er durch diese noch ein und aus geht, weiß er nicht. "Niemand bleibt für immer Revierleiter. Aber eine Deadline habe ich nicht."