Christa Lörcher (links) und Knud Eike Buchmann (rechts) haben zu ihrer Gesprächsreihe "Lebens-Weise" Wolfgang Wössner und Märit Kaasch eingeladen. Der Stadtmusikdirektor begleitete die Veranstaltung zu Beginn und am Schluss auch noch musikalisch. Fotos: Streck Foto: Schwarzwälder Bote

"Lebens-Weise": Gespräch mit Wolfgang Wössner und Märit Kaasch moderiert von Lörcher und Buchmann

Zu der Gesprächsreihe "Lebens-Weise", die Christa Lörcher und Knud Eike Buchmann vor einem Jahr ins Leben gerufen haben, waren am Dienstag zwei noch verhältnismäßig junge Personen eingeladen.

VS-Schwenningen. "In jedem Alter hat man Lebenserfahrung", leitete Christa Lörcher die kurzweilige Gesprächsrunde im Muslenzentrum mit der Pfarrerin Märit Kaasch und dem Stadtmusikdirektor Wolfgang Wössner ein.

Von ihren Kindheitserfahrungen sollten die beiden Gäste erst einmal berichten. Er sei behütet als jüngster von drei Brüdern in Aichhalden-Rötenberg bei Schramberg aufgewachsen, erzählte Wolfgang Wössner. Sein Vater sei Friseur gewesen und nebenbei betrieb er zusammen mit der Familie eine kleine Landwirtschaft, die dann aber aufgegeben wurde. Im Musikverein und dem CVJM sei er aktiv gewesen, in Schramberg in die Schule gegangen. "Das Interesse an der Musik war von Anfang an da", so Wössner. Seine Mutter war Organistin und auch der Vater musikalisch aktiv. "Mein Ziel war immer, Stadtmusikdirektor zu werden. Das wusste ich schon mit zehn", lacht Wössner. Er war dann beim Musikkorps der Bundeswehr und studierte in Karlsruhe Klarinette, Saxofon und Arrangement.

Märit Kaasch, seit zehn Jahren Seelsorgerin in der Johannesgemeinde, hat als kleines Mädchen schon viel von der Welt gesehen. Als ältestes von vier Kindern ist sie im Saarland geboren. Als sie drei Monate alt war, zog die Familie – ihre Eltern waren Ärzte – nach Liverpool und dann zur Entwicklungsarbeit nach Nigeria. Die Weite der Welt, die sie schon als Kind erlebt hatte, habe sie bis heute geprägt. Einerseits die vielen Freiheiten, die sie in Afrika hatte, andereseits aber auch die Minderheitenerfahrung, anders zu sein als die anderen. "Das ist nicht schön als Kind." Aufgewachsen ist Märit Kaasch dann in Rottweil. Sie war Schulsprecherin, spielte Klarinette.

Pfarrerin zu sein, bedeutet für Kaasch, Menschen in anderen Situationen zu begegnen, in Glück, Trauer und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. "Die direkte Begegnung mit Menschen ist mir wichtig." Als Hochschulseelsorgerin ist sie auch Gesprächspartnerin für Studenten aus dem In- und Ausland. Da die Altersstruktur bei den Gottesdienstbesuchern hier hoch sei, werde sie immer wieder von ausländischen Studenten gefragt, ob es denn extra Gottesdienste für die Jugend gebe.

Die Jugend für die Musik zu begeistern, ist eine der vielen Aufgaben Wössners. "Ich bin schon positiv eingestellt und das versuche ich, rüber zubringen." Ihm sei es wichtig, dass alle seine Schüler Spaß haben. Wenn er aber merke, dass ein Kind absolut unmusikalisch sei und wenig Interesse zeige, führe er Gespräche mit den Eltern. Es sei auch durchaus schwierig, Jugendliche zu halten. Der Leistungsdruck auf allen Ebenen sei schon sehr hoch. Dies stellt Märit Kaasch auch bei den Studenten fest. In der heutigen Zeit sei es für sie schwierig, Halt und Perspektive zu finden, um zu wissen, wo sie hin wollen.

"Dafür, dass sie im mittleren Alter stehen, sind sie schon ganz schön weise", meinte Knud Eike Buchmann und wollte wissen, was den beiden für die zweite Lebenshälfte wichtig werde. Während Märit Kaasch sich jetzt schon täglich eine kleine Auszeit mit Meditation und Stille sowie Spaziergängen durch den Wald ("das Heilsamste überhaupt") gönnt, ist Wolfgang Wössner eher der Hansdampf in allen Gassen rund um die Uhr.

"Mein Hobby ist mein Beruf, das ist mein Problem, denn ich mache zuviel." Abschalten und Ruhephasen seien eher schwierig, gesteht der Vollblutmusiker.

Das Gefühl, in VS zu Hause zu sein, umschreibt Wössner damit, dass er in Weilersbach auf dem Land wohne und die Stadt vor der Nase habe. Er könnte auch in Villingen oder Schwenningen wohnen, "egal, mir gefallen beide Städte".

Märit Kaasch verbindet Schwenningen auch mit einem Kindheitserlebnis: "Einmal im Jahr ging es zu Hettlage, da bekam ich etwas neues zum Anziehen." Heute wünscht sie sich, dass Villingen und Schwenningen noch mehr zusammenwachsen. "Witze über den anderen Stadtteil kann ich schwer ertragen."

Die nächsten Gesprächsrunden in der Reihe Lebens-Weise sind am Dienstag, 2. Juli, 17.30, im kleinen Saal des Theaters am Ring, und am Dienstag, 17. September, bei der IHK, Romäusring 4. Die Teilnehmer werden kurz vor den Terminen über die Presse bekannt gegeben.