"Von Routine kann man bei Raubkatzen nie sprechen": der Fachtierarzt für Tierzahnheilkunde Peter Stelzer bei der Behandlung von Tiger Radja. Foto: Wagener Foto: Schwarzwälder-Bote

Tiger von Star-Dompteur Christian Walliser behandelt

Von Fabian Wagener

Villingen-Schwenningen. Star-Dompteur Christian Walliser tritt noch vier Mal mit seiner Raubtier-Show in Villingen auf. Pünktlich zum Schlussspurt bekam einer seiner Tiger Besuch – vom Zahnarzt – Radja ist unter Narkose. Bewegungslos liegt der achtjährige Tiger in einem Käfig. Ein schmaler Schlauch läuft in seine Nase, das Maul ist weit aufgerissen. "Radja bekommt eine Wurzelbehandlung", sagt Christian Walliser. Der bekannte Dompteur steht in der Nähe seines Showzelts am Schwarzwald-Baar-Center und beobachtet, wie sich zwei Tierärzte um die Raubkatze kümmern. "Ich bin schon angespannt", sagt er. "Jede Narkose hat ihre Risiken."

Das wissen auch Christine Lendl und Peter Stelzer. Während sich Lendl als Tieranästhesistin um alles rund um die Narkose kümmert, liegt Stelzers Spezialgebiet woanders. Er ist Fachtierarzt für Tierzahnheilkunde. Auch wenn er schon häufiger Großkatzen behandelt hat, ist der Termin bei Walliser kein Alltag für ihn: "Von Routine kann man bei der Behandlung von Raubkatzen nie sprechen", sagt er. "Sie sind einfach gefährlich."

Der Respekt vor Radja ist Stelzer anzusehen, ängstlich wirkt der Tierzahnarzt gleichwohl nicht. Ruhig fasst er dem Tiger ins Gebiss, zeigt auf die Zähne und erklärt die Behandlung: "Wir haben den Wurzelkanal des Tigers aufbereitet und anschließend gefüllt." Dies sei notwendig gewesen, weil ein Stück eines Reißzahns abgebrochen sei und ein Nerv über die Zeit verfaulte. "Es ist eine zahnerhaltende Maßnahme", sagt Stelzer.

An den Zeitpunkt, an dem der Zahn von Radja abbrach, kann sich Walliser gut erinnern, denn der Dompteur wäre dabei um ein Haar ums Leben gekommen. Es war im Dezember 2009, als sich bei einem Auftritt in Hamburg ein tragischer Unfall ereignete: Walliser stolperte in der Manege und fiel hin.

Beim Stürzen hielt er sich aus Reflex am Kopf von Radja fest. Der rund 250 Kilogramm schwere Tiger aber verstand die Situation nicht richtig und biss Walliser in den Kopf. Auch zwei andere Tiger fielen über den erfahrenen Dompteur her, der sich dabei schwerste Verletzungen an Kopf und Hand zuzog.

Radja und die anderen Tiere nach dem Unfall wegzugeben oder gar einschläfern zu lassen, kam für Walliser allerdings nie in Frage. Die Tiere hätten ihrer Natur entsprechen reagiert, sagte er nach dem Unfall.

Dass er nach wie vor ein sehr enges Verhältnis zu Radja und den anderen Raubkatzen hat, ist unschwer zu erkennen. Wenn er am Käfig der Tiere steht, ruft er sie vorsichtig her, ab und an fährt er ihnen durch das Fell. Und als Radja wenige Minuten nach der Zahnbehandlung wohlbehalten aufwacht, kann Walliser seine Erleichterung nicht verbergen: "Gott sei Dank."