Angela und Tom Grüninger bereiten in der Küche das Menü vor – ein richtiges Festessen. Foto: Schimkat

Heiligabend auch für Bedürftige und Einsame ein richtiges Fest. Kleines Geschenk zum Abschied.

VS-Schwenningen - Freudige Stimmung herrschte an Heiligabend in der Wärmestube im Paradies in Schwenningen. Der Förderverein der Wärmestube und weitere ehrenamtliche Helfer hatten zum Festessen eingeladen und alle 50 Plätze im Paradies waren mit erwartungsvollen Menschen besetzt.

Die Wärmestube im Paradies war am 20. März 2006 eröffnet worden. Hier können hauptsächlich wohnungslose Menschen und Menschen mit geringem Einkommen ausgesprochen preiswert essen. Aber auch Bürger, die alleine leben und sich einsam fühlen, sind hier herzlich willkommen.

Doch an Heiligabend war alles etwas anders: Liebevoll gebastelte Menükarten standen auf den Tischen, die festlich gedeckt und dekoriert waren. Für das Menü hätte das Paradies einen Stern verdient, denn die Geflügelterrine mit Orangensenfsoße, der pikante Schwarzwaldbecher (herzhaft), der Tafelspitz mit Meerrettichsoße und Rote-Beete-Salat sowie zum Dessert zweierlei Mousse auf Fruchtspiegel versprachen kulinarische Genüsse, die auch gehalten wurden.

In der Küche kochten Angela und Tom Grüninger. Am Samstag hatte Angela zwölf Stunden zuhause in ihrer Küche gestanden und das Menü vorbereitet und der Hit war: "Alles ist kostenlos!" Kiki, die jeden Tag, wenn das Paradies geöffnet hat, bei allem, wo es notwendig ist, hilft, erklärte das freudestrahlend. "Wir haben einen Großspender, der seit Jahren das Weihnachtsessen finanziert, aber nicht genannt werden möchte", betonte sie. Überhaupt wollten die Helfer, die fast alle mit wenigen Ausnahmen, ehrenamtlich im Paradies kochen, servieren, spülen, die Lebensmittel beschaffen, nicht unbedingt mit Namen erwähnt werden. "Wir machen das gerne und wollen das nicht an die große Glocke hängen", wünschen sie.

Alkohol gibt es hier nicht

Alkohol gibt es nicht im Paradies, auch nicht nach dem tollen Menü, wo kaum noch jemand gerade sitzen konnte. "Habt Ihr nicht mal ein kleines Schnäpschen?", wurde erfolglos gebettelt. Aber einen alkoholfreien Sekt gibt es zur Begrüßung. Der Betrieb funktionierte reibungslos, ob in der Küche, hinter der Theke beim Saft ausschenken, oder beim Servieren und wieder Abräumen. In der Küche und hinter der Theke half John James aus Sierra Leone. Er sei geringfügig beschäftigt, lebe schon lange in Villingen und arbeite gerne im Paradies, erzählt er und betont, dass von seiner Familie, bedingt durch den Bürgerkrieg, niemand mehr lebt. An einer Kette, die er am Hals trägt, baumelt ein großes Kreuz. Er sei Baptist und besuche regelmäßig die Gnadenkirche, betont er. Stanislav, der in Villingen bei einer Firma in der Logistik arbeitet, kommt sehr oft in das Paradies zum Essen. Hier sei er nicht alleine, außerdem habe er hier auch schon Sozialstunden ableisten müssen, erzählt er offen. Im Spaß will er John das Kreuz abschwätzen, doch dieser bleibt hart: "Du hast doch eins auf der Schulter tätowiert, behalte das mal schön", wiegelt er ab.

Übrigens, nach dem hervorragenden Festmenü erhält jeder Besucher ein Weihnachtsgeschenk und einen Gutschein für ein Essen. Ja, und Weihnachtslieder wurden auch zwischen einem Menügang gesungen. Der Förderverein dient dazu, das Projekt Wärmestube ideell, finanziell und materiell zu unterstützen. Mit dieser Unterstützung wird der Fortbestand der Wärmestube für die Zukunft gesichert. Getragen wird der Förderverein durch die korporativen Mitglieder evangelische Kirchengemeinde Schwenningen/Neckar, katholische Seelsorgeeinheit Neckar Baar, AWO Soziale Dienste gGmbH und viele engagierte Bürger.

105.704 Essen wurden bereits ausgegeben

Seit 2006 wurden hier 105.704 Essen ausgegeben. Großzügige Spender sind unter anderem das Kaufland, Netto in Tuningen, das Culinara und der Lions Club Donau-Neckar. Geöffnet ist von Montag bis Mittwoch und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr. Donnerstag von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Ein Mittagessen mit Suppe, Hauptspeise, Salat und Dessert kostet 1,50 Euro. Gäste, die etwas mehr zahlen können, dürfen auch gerne drei Euro zahlen, erklären die Helfer.