Marcel Klinge Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Politik: Auch Nein-Entscheidung des Abgeordneten Thorsten Frei (CDU) stößt auf Verständnis

Villingen-Schwenningen (lis). Am gestrigen Freitagvormittag stimmte der Bundestag über den Gesetzesentwurf des Bundesrates zur Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts ab. Unter den 226 Nein-Stimmen war auch die des Bundestagsabgeordneten für den Schwarzwald-Baar-Kreis und das Obere Kinzigtal, Thorsten Frei (CDU).

Auf Facebook kündigte Frei bereits an, gegen die "Ehe für alle" zu stimmen: "Ich möchte, dass in unserer Gesellschaft jeder nach seiner Facon glücklich werden kann. Daher haben wir seit 2001 sukzessive, bis auf das Adoptionsrecht, sämtliche Ungleichbehandlungen beseitigt. Die Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare und damit verbunden das volle Adoptionsrecht, ist aus meiner Sicht jedoch eindeutig verfassungswidrig und auch inhaltlich falsch. Kinder müssen das Recht auf Vater und Mutter haben. Die Verbindung von Mann und Frau ist auch die einzige, die die Weitergabe menschlichen Lebens überhaupt erst ermöglicht."

Marcel Klinge (FDP), Bundestagskandidat aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, hätte sich mehr Mut und Courage von Thorsten Frei gewünscht. "Die verfassungsrechtlichen Bedenken und das Argument von Frei, dass Kinder ein Recht auf Vater und Mutter hätten, ist an den Haaren herbeigezogen. Kümmern sich die Millionen Alleinerziehenden und tausenden Regenbogeneltern etwa nicht vernünftig um ihre Kinder?", äußert sich Klinge kritisch. Seiner Meinung nach habe der Bundestag mit der Abstimmung ein richtiges und wichtiges gesellschaftliches Signal gesetzt, denn: "Wenn Menschen füreinander Verantwortung übernehmen, dann sollen sie auch die gleichen Rechte haben und das unabhängig von ihrem Geschlecht."

Passanten in Schwenningen empfinden den Beschluss größtenteils positiv. "Mich betrifft die Entscheidung nicht, aber dass gleichgeschlechtliche Paare die gleichen Rechte bekommen, finde ich gut", äußert sich Jochen Schönborn-Kriegel. Auch Märit Kaasch, Pfarrerin der evangelischen Kirche, steht dem Beschluss positiv gegenüber: "Ich freue mich mit allen Menschen, deren Lebensform heute noch ein Stück mehr rechtliche Anerkennung gefunden hat. Und ich wünsche mir, dass diese Anerkennung sich in der Gesellschaft und der Kirche durchsetzt." Die Kirchengemeinde, die sich der Initiative Regenbogen angeschlossen habe, sei sehr offen in diese Richtung, sagt Pfarrer Klaus Gölz. "Es gibt leichtere Thematiken", gibt er dennoch zu.

Und er kann auch die Entscheidung von Thorsten Frei nachvollziehen, die ohnehin bei vielen auf Verständnis stößt. "Ich kann sein Stimmverhalten nachvollziehen", sagt beispielsweise Indira Dautovic, "insbesondere im Bezug auf das Adoptionsrecht". Josef Fischer, Pfarrer der katholischen Kirche, erläutert: "Diese Entscheidung ändert kirchlich erst einmal nichts." Außer, dass es innerkirchlich bestimmt darüber Diskussionen geben werde, was der Begriff "sakramentale Ehe" bedeute, schätzt er.