Gästeführer Martin Kopp begeistert die Teilnehmer einer Stadtführung durch den Neckarstadtteil Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtführung: Michael Kopp weiht in manches Geheimnis ein

VS-Schwenningen (bo). "S’giiet Maale und Wiible und Necklemer" lautete das Motto einer außergewöhnlichen Stadtführung, in welcher der Ur-Schwennninger und langjährige Stadtführer Michael Kopp den Teilnehmern anhand mehrerer Beispiele verdeutlichte, warum das so ist.

Die GmbH für Wirtschaft- und Tourismus hatte eingeladen und Kopp machte deutlich, weshalb der Neckar-Stadtteil in früheren Jahrhunderten mit beidem nur wenig gemein hatte. Gleich zu Beginn zog er mit den Teilnehmern am Hotel Neckarquelle vorbei, das ursprünglich als Wärmestube für die Armen und Kranken diente. Vis-à-Vis vom Neckartower verwies er auf ein kleines Häuschen das einst Tagelöhnern Unterschlupf bot.

Danach drang er in den Kern eines Stadtteils vor, dessen Schönheiten, Eigenheiten und Besonderheiten er den Exkursionsteilnehmern Stück für Stück näherbrachte. Er berichtete über das Engagement und Willen der Necklemer, durch eigene Arbeitskraft ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als Beispiel nannte er den Uhrenberater Ernst Laufer, der einst mit viel Kreativität neue und kostengünstige Uhren wie den Windelwecker mit verhaltenem Erfolg entwickelte. Das einstige Fabrikgebäude, in dem zukünftig wohl Studentenwohnungen entstehen, steht heute unter Denkmalschutz. Einzigartig und mit deutlichen Spuren der Zeit versehen, steht das aus dem Jahr 1905 stammende Deutsche Haus an der Ecke zum Viktoriaplatz, dem einstigen Lebensmittelpunkt des Stadtteils. Das erste Haus mit öffentlichem Bad in der Neckarstadt war einer Koproduktion eines Lebemannes, vom Besitzer der Bärenbrauerei und dem Besitzer der Storchenwirtschaft. Menschen unterschiedlicher Herkunft, die gemeinsam gleiche Interessen verfolgen, prägen bis heute einen Stadtteil der durch den Zusammenhalt seiner Bewohner auffällt. Eine Gemeinschaft, mit welcher der protestantisch geprägte Stadtteil auch die schwere Zeit während den beiden Weltkriegen überlebte.

Kopp führte die Teilnehmer zum Ort der einstigen Knieschnappertreppe, die den Necklemern unter anderem dazu diente, möglichst unauffällig Christbäume aus dem angrenzenden Wald zu besorgen. Inmitten der Natur befindet sich auch das an den Waldfriedhof angrenzende alte Krematorium. Von den Sozialisten erstellt, zeigt das Denkmal geschützte im expressionistischen Baustil erstellte Gebäude eine einzigartige Ikonografie. Über den schlicht gehaltenen gotischen Bögen der Gebäudefront steht in großen Lettern "Dem Lichte entgegen". Religiöse Hinweise gibt es keine. Ein paar Meter weiter erläutert Kopp die Entstehungsgeschichte der Pauluskirche, die mit ihrem revolutionären Baustil auf Anhieb ins Auge sticht. Zwei Stunden dauerte der Rundgang verdeutlichte, weshalb die Necklemer noch heute einmal pro Jahr ihr Fest feiern.