Die Scheinheiligen, (von links) Erna und Elke Hauser, ganz rechts Isolde Bieberstein, Zweiter von rechts Pfarrer Andreas Schulz, bringen den Saal zum Kochen. Fotos: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: "Tanz beim Franz" besticht durch originelle Narrenbeiträge / Pfarrer essen aus Verzweiflung abgelaufene Schokolade

VS-Schwenningen. Die Evangelischen, die Katholischen, die Atheisten und sogar Tuninger drängten sich am Dunschtig Obed im Gemeindesaal St. Franziskus und feierten Fasnet.

So hatte es Moderator Erich Bieberstein gesehen und so begrüßte er das närrische Volk, unter ihnen Pfarrer im Viererpack. Überhaupt seien die Seelsorger das ganze Jahr über Hemdglonker, denn bei jedem Besuch in der Kirche erblicke er ein anderes Hemd, betonte Bieberstein. Alleinunterhalter Franz spielte zum Auftakt für die Pfarrer, wenn sie schon mal da sind, "ein bisschen Frieden".

Fast vier Stunden wurden die närrischen Gäste unterhalten. Sketche, Besucher wie die Narrenzunft, und viele Tanzrunden ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Bademeister Marianne Chuboda von der katholischen Lebensrettungsgesellschaft funktionierte den Saal in das Neckarbad um und machte dem Volk Beine: "Auf geht’s, anfassen und dann in der Polonaise durch den Saal, das sind Trockenübungen", kommandierte er.

Dann war es Zeit für die Schwenninger Narrenzunft, Hansele und Moosmulle schüttelten die Rollen. Den Nikolaus samt Knecht Ruprecht (Peter Hellstern und Klaus Wössner) hatten sie auch mitgeschleppt. Mit dem GPS "Göttliches Pfarrer Suchsystem" hatten sie die Pfarrer im Saal schnell geortet. Besonders Pfarrer Michael Schuhmacher, die Formel eins der Gemeinde, hatte es ihnen angetan. Knecht Ruprecht krustelte Geschenke hervor, einen Schokoladennikolaus mit Verfallsdatum. Zu jedem Spruch vom Nikolaus schüttelten die Hansel zustimmend ihre Rollen, dann ließ es die Stadtmusik musikalisch krachen.

Hansel und Moosmulle knöpften sich einen nach dem anderen vor und strählten, was das Zeug hielt. Im Saal ging es weiter mit den "Schwantastischen", die von der Gemeinderatsitzung sangen, in der ein gewisser Herr Reiser immer dann die Hand in Protest hob, wenn es um Schwenningen ging.

Der Fanfarenzug der Narrenzunft schaute musikalisch vorbei, und die drei Zylinder plus eine Fehlzündung (das war eine Dame) lästerten gewaltig auf Schwenningerisch, da standen den Zugereisten die Fragen ins Gesicht geschrieben. Der Kracher kam zuletzt: die "Scheinheiligen" Erna und Elke Hauser sowie Isolde Bieberstein. "Oje", jammerten die Pfarrer, "jetzt bekommen wir etwas zu hören." Die drei Damen wussten so etwas von Bescheid über das Leben und Leiden der Pfarrer, dass die sich fragend am Kinn kratzten und meinten: "Daran kann ich mich nicht erinnern".

Zuerst bekam der Moderator einen von seiner Frau Isolde mit: "De moderator heut Obed, des ischt me Maa, z`Doaninge will ihn keiner haa." Vom Pilgere ins Heilige Land mit den Pfarrern berichteten sie. Da gab es zu wenig Zimmer und die Pfarrer wussten nicht, wie sie das Dilemma lösen sollten: "Ja, Pilgern heißt Leiden", petzten sie. Ein Pfarrer fragt den Peter ganz ungeniert, was mit den kleinen Jungen passiert, die nicht in die Kirche gehen. "Die spielen Fußball und später mal in der Bundesliga, wo sie Geld verdiene wie d´Sau und ausschloafe könne sie auch", weiß Peter. Die Damen hatten Vers auf Vers auf Lager, die Pfarrer hingen längst in den Seilen und fragten sich, was denn noch komme. Den Schokoladennikolaus hatten sie in ihrer Verzweiflung schon geköpft, aber die Scheinheiligen waren unermüdlich.

Schließlich bedankte sich Pfarrer Schulz ganz artig bei ihnen und versprach, für das kommende Jahr wieder viele Geschichten zu liefern