An die neue Vorfahrtsregelung vor dem Rathaus müssen sich die Autofahrer noch gewöhnen. Nicht immer halten sie sich daran. Foto: Kratt

Neue Straßenführung sorgt nicht bei allen Händlern für mehr Frequenz. Gastronomie soll kommen.

VS-Schwenningen - Pünktlich zur anstehenden Winterpause auf der Baustelle rollt seit einer Woche der Verkehr wieder über den Marktplatz. Ist die Leidenszeit für die anliegenden Händler und Bewohner jetzt vorbei? Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Die erste neue Gastronomie wird sich am "Herzstück Schwenningens" ansiedeln.

Die Nachricht kam ganz beiläufig in der jüngsten Gemeinderatssitzung: "Ich freue mich, dass die Gastronomie kommt", hatte Tobias Mann, Landschaftsarchitekt vom gleichnamigen Architekturbüro in Fulda, das mit der Marktplatz-Planung betraut wurde, am Mittwochabend am Rande des Themas Aufenthaltsqualität gesagt.

Geplant ist eine Bäckerei nördlich des Rathauses im Eckhaus, wo derzeit die Volksbank beheimatet ist, erklärt Mann im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Auch eine Außengastronomie sei vorgesehen. "Der Platz wird eine gute Mitte, da ist es ganz normal, dass die Leute nach und nach kommen, um sich anzusiedeln." Synergieeffekte für potenzielle Anlieger hatten die Verantwortlichen im Vorfeld der Marktplatzsanierung immer wieder als Argument angeführt. Nachdem das Optikergeschäft Linder in der Marktstraße erweitern will und der BunBun-Burger von der Kirchstraße direkt an den Marktplatz gezogen ist, ist die Bäckerei das erste neue Geschäft, das sich ansiedeln will.

Kritik in Richtung Planungsbüro wurde von Dietmar Wildi (CDU) laut: Wie bereits einige Anlieger an der oberen Marktstraße bemängelt hatten (wir berichteten), wies auch er auf die vor rund einem Monat errichten Eichen hin, die zu groß seien und zu nah an der Hausfassade stünden. "Vielleicht hätte man von vornherein eine andere Baumart nehmen sollen", meinte Wildi, selber Landschaftsgärtnermeister. Die Eichen führten nämlich nicht nur zu einer Beeinträchtigung der Bewohner, sondern auch zu Folgekosten. Die Eiche, von der zwei Arten an der Straße sowie später auf dem Platz stehen, sei aus einer von deutschen Gartenamtsleitern erstellten Liste für geeignete Bäume ausgewählt worden. Sie sei robust und für raues Klima geeignet, sagt Tobias Mann, der erfreut über die bisherige Umsetzung der Markplatz-Planungen ist.

Und diese nähert sich zumindest für dieses Jahr ihrem Ende: Die letzten Kleinarbeiten würden noch gemacht, ehe die Bagger über die Winterpause stillstehen. Wie Stadtpressesprecherin Oxana Brunner berichtet, werde durch die neue Verkehrsführung, die eine Überquerung des Marktplatzes vom Sturmbühl über die Kirchstraße möglich macht, die Baustelle derzeit noch umgeräumt. Zudem würden etwa zehn Interimsparkplätze direkt auf dem Platz eingerichtet.

Im Frühjahr – wann genau, sei witterungsbedingt noch nicht fixiert – werde mit dem Auftragen der beigen Deckschicht auf dem Asphalt weitergemacht und somit der zweite Bauabschnitt beendet. Der dritte Abschnitt erfolge ab April mit Kanalarbeiten und dem Bau des Kreisverkehrs Auf der Lehr. Vor Beginn werde es erneut eine Bürgerinformationsveranstaltung geben.

Das Stadtbauamt zeige sich insgesamt zufrieden mit den bisherigen Maßnahmen, auch die neue Verkehrsführung habe sich nach eigenem Eindruck gut eingespielt.

Und wie sehen es die Anlieger, deren Geschäfte in den vergangenen Wochen durch die Sperrung der oberen Kirch- sowie der Bürkstraße nicht anfahrbar waren? "Wir haben im Herbst ganz schön gelitten", meint Amy Müller vom Kindergeschäft Lollipop. Der Marktplatz sei in dieser Zeit wie tot gewesen. Das Hauptgeschäft, das stets nach den Sommerferien beginnt, habe sie diesmal in keiner Weise gemerkt und vermehrt Rabattaktionen gestartet. Allmählich kehre die Frequenz wieder zurück, meint Müller, und hofft auf weitere Parkplätze, die um ihr Geschäft in Aussicht gestellt wurden.

Dass die Straße seit einer Woche wieder offen ist, ist in der Modeboutique Casa Moda und im Stickereigeschäft derweil noch nicht spürbar. "Das Weihnachtsgeschäft wird lange nicht so gut sein, wie sonst", meint Boutique-Inhaberin Birgit Messner. Sie sei froh, dass sie auf ihre Stammkundschaft zählen kann. Die Bürger trauten sich noch nicht richtig, wieder in die Kirchstraße abzubiegen, habe sie die Beobachtung gemacht, sagt die Stickerei-Inhaberin. Sie hofft, dass sie sich schnell wieder an die Verkehrsführung gewöhnten – ehe der nächste Bauabschnitt 2018 zu Einschränkungen in der Erreichbarkeit des Geschäfts und beim Parken führen werde.