Fotos: Parage Foto: Schwarzwälder Bote

Auf nächtlicher Tour mit Sicherheitsleuten /Bei Veranstaltungen brauchen Ordnungskräfte ein dickes Fell

Beim Geschäft mit der Sicherheit läuft vieles im Verborgenen: Wenn die Bevölkerung schläft, sind Security-Leute unterwegs und schauen nach dem Rechten. Unterwegs mit SWAT.

VS-Schwenningen. Wenn Jerome Jover in die Nacht hinaus fährt, dann weiß er, dass es viele Leute gruseln würde beim Gedanken an seinen Nebenjob. Der Sicherheitsmann macht Revierdienst, sein wichtigster Begleiter ist die große Taschenlampe. Nervös sei er mittlerweile nicht mehr, sagt der 40-Jährige. "Aber bis zu einem gewissen Punkt angespannt."

Jover arbeitet für SWAT Security Management in Lauffen. Drei Firmen in Rottweil und Deißlingen sowie eine Schwenninger Arztpraxis stehen in dieser Nacht auf seiner Liste. Dort muss er nach dem Rechten sehen. Keine Tour ist gleich – damit kein Rhythmus zu erkennen ist. Über Handy hält Jover Kontakt zur Leitstelle – so weiß immer jemand, wo er sich befindet.

Die erste Station ist die Firma Dieterle in Rottweil. Mit seiner Maglite leuchtet er alle Fenster ab, kontrolliert, ob sie unversehrt sind, und rüttelt an den Türen. Verschlossen. Jover notiert alles akribisch: In der Produktion brennt Licht, offenbar ist noch ein Mitarbeiter vor Ort. Außerdem steht ein unbekanntes Fahrzeug an der Firma, auch das Kennzeichen kommt ins Protokoll. Nach neun Minuten hat Jover seine Runde beendet. Weiter geht’s.

"Das Auto ist die kleine Burg", sagt der 40-Jährige. Das bewahrheitet sich, als er zu Schuler Rohstoffe kommt. Um 23.07 Uhr öffnet er das Tor zum weitläufigen Firmengelände. Er bleibt im Wagen. Bei offenem Fenster leuchtet er alles ab, schaut hinter Lastwagen und Container voll mit Altmetall. "Da muss man schon auf alles achten." Versteckmöglichkeiten gibt es viele. Und im Ernstfall, also wenn ein Einbrecher erwischt wird, ist das Prozedere klar: Sofort die Zentrale alarmieren und das Gelände verlassen. "Helden sind wir alle nicht."

Die nächste Firma, phg Hengstler (Deißlingen) ist dagegen schon wieder fast Routine. Dennoch: Auch hier notiert Jerome Jover jede Kleinigkeit. Eine neue Macke an der Fassade? Wird verzeichnet – schließlich hinterlassen gerade osteuropäische Banden Markierungen an potenziellen Einbruchsobjekten.

Bei Spielen der Wild Wings im Einsatz

Jovers Chef, Manuel Hertlein, ist sein halbes Leben lang im Geschäft mit der Sicherheit tätig. Eigentlich ist er Elektrotechniker, als 18-Jähriger hat er als Türsteher bei Veranstaltungen angefangen. 2004 machte sich Hertlein schließlich selbstständig, im Haus seiner Eltern. Inzwischen arbeiten bei SWAT Security in Lauffen acht Vollzeit-Mitarbeiter und 130 weitere auf 450-Euro-Basis. Gutes Personal ist schwierig zu finden, sagt der 36-Jährige. "Groß und stark" reiche nicht – auch wenn er tatsächlich diesem Bild entspricht –, Menschenkenntnis und eine gute Ausbildung seien viel wichtiger. Zudem müssen Anwärter ein einwandfreies Führungszeugnis vorweisen. Darüber hinaus gehen alle Bewerbungen zur Kriminalpolizei.

Zusätzlich müssen Kandidaten eine "Sachkundeprüfung im Bewachungsgewerbe" bei der IHK ablegen. Knapp 330 Seiten umfasst das Werk, das dafür durchzuarbeiten ist. Der Umgang mit Waffen steht genauso auf dem Plan wie Unfallverhütungsvorschriften, das Recht der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder Deeskalationstechniken in Konfliktsituationen.

Trotzdem sieht Manuel Hertlein seine Branche durchaus kritisch: "98 Prozent sind schwarze Schafe." Das hat sich in VS gerade bei der Bewachung von Flüchtlingsheimen gezeigt. Trauriger Höhepunkt: Mitarbeiter einer dubiosen Sicherheitsfirma hatten 2016 eine Handgranate aufs Gelände einer Flüchtlingsunterkunft in Villingen geworfen. Auch Hertlein hat 2015 Anfragen zur Bewachung solcher Unterkünfte erhalten. Er habe sie alle abgelehnt – aus Kapazitätsgründen. Heute ist er froh darum.

Circa ein Drittel seiner Mitarbeiter sind weiblich. Sie kommen vor allem bei Veranstaltungen zum Einsatz, Revierdienst ist Männersache. So betreut SWAT die Heimspiele der Wild Wings in der Helios-Arena. Auch auf dem Schwenninger Messegelände übernehmen die Lauffener in der Regel mehr als nur die Sicherheitsmaßnahmen. Parkplatzdienst, Erste Hilfe, Einlasskontrolle, Werkschutz, Nachtbewachung, Geldtransporte, Alarmanlageneinbau und -wartung... Hertlein zählt auf, wie vielfältig das Portfolio ist.

Diensthund Ares spürt tatsächlich etwas auf

Immer mal wieder hat es sein Team mit Prominenten zu tun. Etwa, als die Bundeskanzlerin beim IHK-Neujahrsempfang war. Da haben die ortskundigen SWAT-Leute Angela Merkels Personenschützer unterstützt. "Es wird eigentlich nie langweilig", erzählt der Geschäftsführer.

Was SWAT Security von vielen anderen Sicherheitsdienstleistern unterscheidet: Das Unternehmen hat eine Interventions-Leitstelle, auf die zahlreiche Alarmanlagen gestaltet sind. Rund um die Uhr hat jemand Dienst, drei weitere Personen Bereitschaft. Filmt eine Kamera einen Eindringling oder geht irgendwo eine Anlage los, dann wird in Lauffen Alarm geschlagen.

In manchen Wochen ist es ruhig, in anderen gibt es zehn bis zwölf Einsätze. Mit der dunklen Jahreszeit kommen die Einbrecher, das ist auch Manuel Hertleins Erfahrung. In den vergangenen Wochen schlug an einem Objekt alle paar Tage die Anlage an. Da ahnt er: Irgendjemand testet aus, was geht.

Auch wenn die Arbeit der Sicherheitsleute gefährlich ist: Durch einen Einbrecher sei noch keiner seiner Mitarbeiter verletzt worden. Ganz anders ist das bei Veranstaltungen, gerade an Fastnacht, wenn Betrunkene aggressiv werden. Da brauchen die Ordnungskräfte ein dickes Fell.

Genau wie im Interventionsfall, wenn also tatsächlich ein Alarm ausgelöst wird. Jerome Jovers letzte Station in dieser Nacht ist eine Schwenninger Hausausarztpraxis auf Rinelen. Genau dort simulieren er und Hertlein den Ernstfall. Jover ist als erster vor Ort, parkt sein Auto vor dem Hauseingang, um einen Fluchtweg zu versperren. Als Rückendeckung wird ein zweiter Mann alarmiert: Manuel Hertlein mit Diensthund Ares. Gemeinsam gehen die drei hinein, das Tier voraus. Ares sucht alle Zimmer ab. Er ist trainiert, Einbrecher zu finden und notfalls festzuhalten, bis die Polizei eintrifft. Eigentlich ist das in dieser Nacht nicht erforderlich, doch der Hund ist unruhig. Er hat etwas gewittert. Aufgeregt zieht Ares sein Herrchen in einen Raum. Etwas stimmt nicht. Volltreffer: Ares Nase lässt sich halt nicht austricksen. Steht doch auf dem Tisch tatsächlich eine Pizzaschachtel.