Florian Radlinger (links) erklärt den Wagenbegleitern worauf während des Umzugs zu achten ist. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Florian Radlinger ist seit drei Jahren für die Organisation des Schwenninger Umzugs verantwortlich

Der Umzug am Sonntag ist jedes Jahr der Höhepunkt der Schwenninger Fasnet. Damit beim Umzug alles reibungslos verläuft, bedarf es einer strukturierten Planung und Organisation. SchwaBo-Student Marcel Roth hat den Umzugsorganisator Florian Radlinger begleitet.

VS-Schwenningen. Als Umzugsorganisator Florian Radlinger um Punkt 14 Uhr das Signal zum Start des Umzugs gibt, ist ihm die Erleichterung im Gesicht abzulesen. "Ab jetzt kommt der Teil zum Genießen", sagt er lachend.

Doch hinter den Kulissen des Umzuges stecken Monate lange Planung und harte Arbeit. Florian Radlinger geht dieser Aufgabe nun zum dritten Mal nach – und das immer erfolgreich.

Am Sonntagvormittag beim Zunftmeisterempfang im Rathaus beginnt der Tag des Umzuges für Radlinger. Nach der Begrüßungsrede von Zunftmeister Lutz Melzer meldet sich Radlinger vor den Anwesenden zu Wort und begrüßt alle beteiligten Zünfte einzeln. Diese kommen schließlich nach vorne und erhalten den Orden der Schwenninger Fasnet 2020. "Das ist der Beginn von meinem heutigen Arbeitstag", erklärt Radlinger. Nach dem Ende der Veranstaltung stärkt er sich wie die anderen Teilnehmer mit einem Getränk und einem kleinen Imbiss. Knappe 90 Minuten hat Radlinger nun Zeit, bis es um 13.15 Uhr an den Aufstellungsplatz in der Bildackerstraße geht.

Fast unmittelbar nach dem Ende der Fasnet ist Radlinger bereits wieder mit der Planung für den Umzug im kommenden Jahr beschäftigt. "Nach der Fasnet beginnt wieder das Zusammenstellen der Zünfte", erklärt Radlinger. Anschließend werden etwa 200 Einladungen an potenzielle Teilnehmer verteilt. "Wir versuchen auch jedes Jahr neue Gruppen zu erreichen, damit es ein wenig Abwechslung gibt", erklärt Radlinger.

Angespannt steht er inmitten des Trubels am Aufstellungsplatz in der Bildackerstraße. Es ist laute Musik zu hören, die Wägen der Zünfte stehen am rechten Straßenrand und es herrscht ein buntes Narrentreiben.

Radlinger ist spürbar gestresst, er blickt in die Mengen und greift zum Mobiltelefon. Das erste Problem kommt zum Vorschein: "Sechs Wagenbegleiter sind nicht gekommen. Jetzt muss ich gucken wie ich sie ersetzt bekomme", erklärt Radlinger. Komplikationen wie diese gilt es zu bewältigen, da die Wägen ohne Begleitung nicht fahren dürfen. "Das ist eine Vorgabe von der Stadt. Wenn wir niemanden finden, müssen die Wägen stehen bleiben", erläutert er.

Jedoch hat Radlinger jedes Jahr ein kleines Team um sich herum, die ihm helfend zur Hand gehen und Fragen zur Aufstellung, welche bei den Teilnehmern aufkommen, beantworten. Während des Umzugs geben seine Helfer auch immer das Signal, wann die Zünfte loslaufen dürfen.

Für das Problem mit den Wagenbegleitern hat er eine Lösung gefunden, da sich einige dazu bereit erklärt haben, den Umzug doppelt zu laufen. Allerdings wartet auf Radlinger schon die nächste Krise. "Die Teilnehmer erhalten eine Art Startnummer. Wir befestigen jedes Jahr Schilder in der gesamten Bildackerstraße mit den entsprechenden Nummern, damit die Zünfte wissen wo sie hinmüssen", erklärt der Organisator. Jedoch ist bei der Montage der Schilder etwas durcheinander gekommen, was für Verwirrung sorgt. Radlingers Helferteam kümmert sich jedoch schnell darum, hängt die Schilder ab und bringt sie an den richtigen Platz. "Dasselbe Problem hatten wir letztes Jahr", erzählt er.

Trotz der spürbaren Anspannung bleibt Radlinger während des Trubels entspannt. Er lässt sich gefühlt von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen und regelt souverän die Abläufe. Hin und wieder kommt ein Narr zu ihm um zu fragen wo genau denn der Aufstellungsplatz für die jeweilige Zunft sei. Auch für derartige Fragen ist er zuständig und beantwortet sie geduldig.

Nachdem die Einteilung der Wagenbegleiter abgeschlossen ist, müssen diese nun eine Einweisung erhalten. Radlinger weist die Freiwilligen besonders auf die klingeln hin, welche an jeder Achse der Wägen angebracht sind. "Der Fahrer erhält dann ein akustisches Signal und hält dann an", erklärt er. Anschließend verteilt er Warnwesten und bringt die Begleiter zu ihren zugeteilten Wägen.

Schließlich geht Radlinger zum Schlüsselwagen an den Beginn des Umzugs. Zunftmeister Lutz Melzer wartet dort bereits. Es ist bewölkt und leicht windig, aber dennoch mild. Radlinger und einige andere Ratsherren werden noch mit Walki Talkies ausgestattet, ehe er das Zeichen für den Beginn des Umzugs gibt. "Ab jetzt ist es ein Selbstläufer. Mein Soll ist erfüllt", sagt er erleichtert. Er läuft nun den Umzug bis zur Ehrentribüne, wo er ihn schließlich komplett anschaut. "Ich muss ja schauen ob alles gut verläuft", sagt Radlinger lachend, ehe er mit einem Narri! winkend dem Schlüsselwagen folgt.