Freuen sich über die Eröffnung der HFU-Außenstelle in Schwenningen 1988 (von links): Erwin Teufel, Rektor Walter Zahradnik und Lothar Späth Foto: Archiv HFU Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: 1988 startet der erste Studiengang in Schwenningen / Manfred Kühn ist von Anfang an dabei

Eine echte Erfolgsgeschichte: Vor 30 Jahren wurde die Außenstelle der Hochschule Furtwangen in Schwenningen eröffnet. Seit dem ist die Hochschule aus der Neckarstadt und der Region nicht mehr wegzudenken.

VS-Schwenningen. Es war im Juli 1987, als der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) und Erwin Teufel, zu dieser Zeit CDU-Fraktionsvorsitzender und Landtagsabgeordneter für Villingen-Schwenningen, vor die Presse traten und den "großen Wurf", so Teufel damals, verkündeten: Zum Wintersemester 1988/89 wird in Schwenningen eine Außenstelle der Fachhochschule Furtwangen eröffnet. "Das ist eine Chance, die sich für eine Stadt nur einmal in Jahrzehnten bietet. Das wird der Schub", sagte Teufel damals – und er sollte recht behalten: In diesem Jahr besteht die Außenstelle der Hochschule Furtwangen University (HFU) in Schwenningen seit nunmehr 30 Jahren.

Einer, der von Anfang an die Entwicklung der HFU in Schwenningen hautnah miterlebt und maßgeblich mitgestaltet hat, ist Manfred Kühn. Der mittlerweile emeritierte Professor, ist 1986 an die HFU gekommen, war Gründungsdekan mehrerer Studiengänge, hat Labore eingerichtet und auch sonst immer darauf geachtet, dass die Hochschule in Schwenningen zukunftsfähig bleibt.

"Die Leitung der Fachhochschule in Furtwangen hat sich etwas schwer getan mit der Entscheidung in Schwenningen eine Außenstelle zu eröffnen", sagt Kühn. Erwin Teufel, der sich enorm für den Hochschulstandort Schwenningen einsetzte, sei mehrfach in Furtwangen vorstellig geworden, um die damalige Leitung um Rektor Walter Zahradnik von der Idee, die Hochschule dezentraler aufzustellen und stärker mit der Wirtschaft in der Region zu verknüpfen, zu überzeugen.

Anfangsphase in der Außenstelle verläuft nicht reibungslos

Während Kühn selbst eigentlich das ehemalige SABA-Areal in Villingen für die Außenstelle favorisierte, entschied man sich, auch auf Drängen Teufels, die Dependance der Fachhochschule Furtwangen in den Räumen der ehemaligen Uhrenfabrik Kienzle einzurichten – "rückblickend die absolut richtige Entscheidung", meint Kühn.

Einfach sei die Anfangsphase in Schwenningen aber keineswegs gewesen, meint Kühn. "Die Räume in der alten Uhrenfabrik waren eine einzige Baustelle. Man muss es der Stadt hoch anrechnen, dass sie in enorme Vorleistung gegangen ist", sagt Kühn. Auch der erste Studiengang mit dem Gründungsdekan Jens Vogt mit 35 Studienanfängern im Oktober 1988 startete, war kein Selbstläufer: "Die Werkstoff- und Oberflächentechnik lief nicht so wie erwartet. Vor allem die Industrie war wohl noch nicht reif für das Thema", erinnert sich Kühn.

Weil die Finanzierung der Hochschule in Schwenningen noch immer unter Vorbehalt stand, wurde 1989 mit der Verfahrenstechnik mit Fokus auf der Biotechnologie ein zweiter Studiengang eingerichtet. "Mit der Einrichtung moderner Labore, was für diese Zeit an einer Fachhochschule eher ungewöhnlich war, und der Grundlagenforschung, die hier stattfand, schaffte die Hochschule den Durchbruch", ist sich Kühn sicher, dass hier der Grundstein für die weitere Entwicklung der Hochschule gelegt wurde.

1991 starteten dann 27 Studenten unter der Leitung von Kühn im Studiengang Maschinenbau/Automatisierungstechnik. Dazu Kühn: "Vor meiner Zeit bei der HFU habe ich bei einem großen Tabakkonzern als Abteilungsleiter gearbeitet. Schon damals wurden vollautomatisch tausende Zigaretten in der Minute produziert." Aufgrund dieser Vorerfahrung habe er als Gründungsdekan den reinen Maschinenbau um die Komponente Automatisierung erweitert – "das passte in die Zeit und in die Region", sagt Kühn.

Mit der Zeit wuchs aber auch die Konkurrenz anderer Hochschulen. Die Einrichtung weiterer Studiengänge sei deshalb unerlässlich gewesen. Neben der Internationalen Betriebswirtschaftslehre, habe vor allem die Medizintechnik die HFU "gerettet", ist Kühn überzeugt. Hier habe man sich zusammen mit der regionalen Industrie ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet, das die Hochschule weit über die Grenzen Baden-Württembergs bekannt gemacht habe.

Viel ist seit dem 13. Oktober 1988, als Stadt und Fachhochschule zum Eröffnungs-Festakt in das Franziskaner nach Villingen geladen hatten, passiert: Die HFU ist zur mittlerweile drittgrößten Hochschule in Baden-Württemberg gewachsen, die alten Diplom-Abschlüsse wurden durch Bachelor und Master ersetzt, der Campus wurde stetig mit neuen Bauten erweitert.

Kühn hat in dieser Zeit über 600 Abschlussarbeiten betreut und unzählige Semesterarbeiten korrigiert. Internationaler sei die Hochschule geworden und mittlerweilen säßen deutlich mehr Frauen in seinen Vorlesungen – oft strebsamer und in den Klausuren besser als ihre männlichen Kommilitonen – wie in den Anfangsjahren, als die Ingenieurwissenschaften noch als Männerdomäne galten.

Kühn scheint zufrieden mit der Entwicklung der HFU, auf der nunmehr 30-jährigen Erfolgsgeschichte ausruhen dürfe man sich aber nicht, sagt Kühn, der obwohl er eigentlich im Ruhestand ist, noch immer Studiengangskonzepte für die HFU erstellt und Vorlesungen hält. "Man muss gesellschaftliche und technische Trends ständig beobachten und als Hochschule darauf reagieren", sagt Kühn. Dabei müsse man aber nicht nur fünf Jahre in die Zukunft schauen, sondern mindestens 20 Jahre, um künftige Trends nicht zu verschlafen. Denn als Hochschule könne man nur bestehen, wenn man "mit seinen Ideen ganz vorne ist", sagt Kühn.