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Landeszentrale für politische Bildung und der Schwarzwälder Bote laden zur Beteiligung am Kandidat-O-Mat ein / Jetzt Wünsche, Kritik und Anregungen einbringen!

Es geht los: Am kommenden Montag und Dienstag werden in Workshops die Thesen für den Kandidat-o-Mat entwickelt. Er soll vor der Wahl allen Villingen-Schwenningern die Möglichkeit geben, den Bewerber herauszufiltern, der mit den eigenen Wünschen am besten zusammenpasst. Jetzt sind die Bürger und Leser gefordert, ihre Anliegen zu formulieren.

Villingen-Schwenningen. Wo drückt die Villingen-Schwenninger der Schuh? Wofür soll sich der künftige OB einsetzen? Um herauszufinden, welcher Kandidat sich wofür einsetzt, gibt es ein simples Mittel: Man muss ihn fragen. Genau das passiert beim Kandidat-O-Mat, der von der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Schwarzwälder Boten auf den Weg gebracht wird. Am Montag und Dienstag finden im Druckzentrum Südwest in Villingen die Workshops statt, in deren Rahmen die Fragen entwickelt werden, welchen sich die Kandidaten am Ende stellen sollen.

Nun sind deshalb die Villingen-Schwenninger aufgefordert, ihre Anliegen, Wünsche und Erwartungen in Frageform zu formulieren, die mit "Ich stimme zu", "Ich stimme nicht zu" oder "Neutral" beantwortet werden können (zudem kann jeder Kandidat seine Antwort in maximal 300 Zeichen erläutern). Der Schwarzwälder Bote sammelt die Einreichungen seiner Leser und steuert sie bei der Erstellung des Kandidat-O-Maten ein.

Über Sinn und Zweck des Tools sprach unsere Redaktion mit dem zuständigen Professor und Leiter der Freiburger Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung, Michael Wehner.

Herr Wehner, was ist das eigentlich, dieser Kandidat-O-Mat?

Der Kandidat-O-Mat bietet mir die Möglichkeit, via Internet, meine Einstellung zur Villingen-Schwenninger Kommunalpolitik abzugleichen mit denen der Kandidierenden, um dann zu erkennen, mit wem habe ich die größte Übereinstimmung und bei welchen Themen, die mir unter den Nägeln brennen, haben die Kandidierenden die gleiche Antwort wie ich.

Also ähnlich wie der Wahlomat vor Bundes- und Landtagswahlen?

Genau! Identisch vom Verfahren her: Es wird etwa 30 bis 35 Fragen geben, die die User beantworten können – vorher haben wir diese den Kandidierenden vorgelegt und von diesen beantworten lassen. Wähler haben dann auch die Möglichkeit, sich die Antworten der Kandidierenden anzuschauen.

Aber die werden sich doch zwangsweise nur geringfügig unterscheiden? Es wird vermutlich keiner mit Nein antworten auf die Frage, ob Geld für Kindergärten ausgegeben werden soll....

Das ist natürlich ein Problem, das man nicht beschönigen kann. Populistische Kandidaten haben da durchaus einen Vorteil. Aber ich glaube, die Bürger sind souverän genug, zu entscheiden, ist das ein Wahlkampfversprechen oder seriöse Kommunalpolitik, die mit den Problemlagen der Stadt überein stimmt.

Aber wie schaffen Sie es, dass sich die Kandidaten dann doch noch unterscheiden?

Das wird Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung durch die Uni Freiburg sein. Die Redaktion, die die Thesen entwickelt, wird etwa 60 bis 70 Thesen den Kandidierenden vorlegen, davon wird in etwa die Hälfte ausgewählt, entsprechend der Unterscheidbarkeit. Wir schauen also nicht nur auf den Inhalt der Thesen, sondern auch auf die Antworten der Kandidierenden, wo diese am meisten auseinander liegen, um dann auch eine Unterscheidbarkeit zu gewährleisten.

Warum versuchen Sie, diesen Kandidat-O-Mat bei ausgewählten Bürger- und Oberbürgermeisterwahlen zu etablieren?

Weil es diese Möglichkeit noch nicht gibt und weil es eine sehr einfach Art und Weise ist für Bürger, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht an Kandidatenvorstellungen teilnehmen, sich zeitökonomisch mit Kommunalpolitik auseinanderzusetzen und im Idealfall natürlich Hunger auf Mehr bekommen. Die Möglichkeit, sich an jedem Ort dieser Erde quasi in zehn bis 15 Minuten eine erste Orientierung darüber verschaffen zu können, wer tritt an zur Wahl und worin unterscheiden sich die Kandidaten, ist toll. Der Wahlomat bestätigt uns – er ist das erfolgreichste Tool der politischen Bildung. Jeder vierte Wähler zur Bundestagswahl hat das 2017 gemacht, und wir hoffen, auf ähnliche Zugriffszahlen, wenn sich das Tool etabliert hat, dann auch bei Kommunalwahlen.

Ziel ist es also tatsächlich, anhand ausgewählter Wahlen, den Kandidat-O-Mat auszutesten und zu etablieren?

Genau. Ziel ist es jetzt erst einmal, in Villingen-Schwenningen erste Erfahrungen zu sammeln. Dann wird es natürlich auch in der Politik bewertet werden. Das Kuratorium der Landeszentrale hat großes Interesse daran, aus diesem Pilotprojekt in Villingen-Schwenningen Bilanz und Erkenntnisse zu ziehen. Ihr Ziel ist es, dieses Tool bei Bürgermeisterwahlen in Städten ab etwa 50 000 Einwohnern zu etablieren.

Die Villingen-Schwenninger können jetzt ja ihre Fragen und Anregungen an den künftigen OB einreichen. Haben Sie einen Tipp, wie sie dabei am besten vorgehen – oder sollen sie einfach loslegen?

Loslegen ist immer gut. Aber reflektiert loslegen ist besser. Es sollten möglichst einfache, klar verständliche Sätze sein und keine Verneinungen benutzt werden – sonst weiß man schon mal nicht, ob man mit Ja oder Nein stimmen soll. Am besten: klar einfach verständliche Problemlagen schildern.

Ihre Meinung zählt! Wer Fragen, Anregungen, Meinungen und Zukunftswünsche für den Kandidat-O-Mat einbringen möchte, kann diese bis spätestens Sonntag, 18 Uhr, mit dem Stichwort "Kandidat-O-Mat" an unsere Redaktion mailen: redaktionvilingen@schwarzwaelder-bote.de. Gerne können Sie Ihre Anliegen auch schriftlich formulieren und in unseren Briefkasten einwerfen (Benediktinerring 11 in Villingen) oder per Fax senden an 07721/918760.