Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt / Klaus Peter Karger steckt auch im Ruhestand voller Tatendrang / Kino spielt im Leben eine wichtige Rolle

Seine Arbeit als angestellter Journalist beendet er gerade und steht auf der Schwelle zum Ruhestand. Allzu ruhig wird es im Leben von Klaus Peter Karger aber nicht werden, denn der 63-Jährige steckt voller Tatendrang.

VS-Villingen. Im Städtle ist Klaus Peter Karger nicht nur als Radioreporter aus dem Villinger SWR-Studio bekannt, auch als Dokumentarfilmer mit eigener Produktionsfirma und Gründungsmitglied des 1977 entstandenen Guckloch- Kinos macht er von sich reden.

Zu Teenagerzeiten mit der Super-8-Kamera unterwegs

Filme waren schon zu Teenagerzeiten sein Ding. Mit der Super-8-Kamera seines Vaters filmte er, schnitt und vertonte die Streifen auch. Seine Eltern lernten sich in einem Kino kennen, und Karger selbst kam seiner Frau Gertrud, einer geborenen Villingerin, 1988 bei den Berliner Filmfestspielen näher. Beide sind im kommunalen Kino Guckloch ehrenamtlich tätig. Derzeitig beschäftigt den Verein, dass in der Scheuer aufgrund der zu schwach ansteigenden Bestuhlung und trotz Projektionstechnik in "Hollywoodqualität" die Untertitel der fremdsprachigen Filme kaum zu erkennen sind. Alle Bemühungen, gemeinsam mit der Stadt Lösungen zu finden, scheiterten bislang. "Die Wertschätzung unserer Arbeit durch die Stadtverantwortlichen könnte größer sein", findet Karger.

Als Studioleiter des Südwestrundfunks in Ruhestand verabschiedet

Klaus Peter Karger wurde in Essen geboren, wuchs in Lörrach auf und legte 1974 das Abitur ab. Er war Schülerzeitungs-Redakteur und freier Mitarbeiter der Badischen Zeitung. Gerne schickte man ihn zu Rockkonzerten, "obwohl ich von Musik keine Ahnung hatte". Er behalf sich damit, Besucher in den Pausen nach ihren Eindrücken zu befragen und verfasste daraus gelungene Kritiken. Auch später, so erfuhr man jüngst bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand, habe er, obwohl die Sachkenntnis stetig wuchs, diese Strategie beibehalten: so lange fragen, bis man alles verstanden hat, "nur dann kann man es vermitteln".

Nach dem Abitur war er zunächst "planlos", gibt Karger zu. In Freiburg bewarb er sich schließlich als Volontär bei der Tageszeitung, die ihn schon kannte. Bereits nach drei Wochen sollte er in deren Redaktion in Villingen-Schwenningen aushelfen. Daraus wurde eine Festanstellung bis 1989, bis sich das Blatt aus dem Verbreitungsgebiet zurückzuziehen begann. Karger wollte im Oberzentrum bleiben, kündigte und hospitierte beim Fernsehen. Für den Süddeutschen Rundfunk drehte er in Stuttgart einige Abendschau-Beiträge, darunter eine Reportage über die Kinoversion der "Raumpatrouille" mit Dietmar Schönherr und Eva Pflug. Ein Angebot des SDR lehnte er dann aber doch ab, er wollte nicht pendeln. Zunächst als freier Mitarbeiter heuerte er beim Südwestfunk-Studio auf dem Schwenninger Messegelände an. Komplexe Themen in Drei-Minuten-Beiträgen unterzubringen, das war fortan seine Hauptaufgabe, die er schnell so gut beherrschte, dass er das Studio später und bis zuletzt leitete.

"Der fremde Woyzeck" war sicher nicht sein letztes Werk

Die Einführung der ersten Digitalkameras mit ihrer hohen Bildqualität führten ihn wieder zu seiner Leidenschaft, dem Film. 2002 drehte Klaus Peter Karger nebenberuflich den Dokumentarfilm "Das Gaskugel Projekt". Die Gaskugel an der Bundesstraße wurde damals technisch überprüft, man gelangte in ihr Inneres. Ein Radiokollege und dessen Band experimentierten mit der außergewöhnlichen Akustik, und Karger hielt alles fest.

Es folgten die "Moosgeschichten", für die Karger Menschen gewann, die ihre Geschichten vom Schwenninger Moos erzählten. Gepaart mit den faszinierenden, zu allen Tages- und Jahreszeiten eingefangenen Bildern entstand in drei Jahren sein bisher erfolgreichster Film, der landesweit im Kino gezeigt und von der Medien- und Filmgesellschaft des Landes sogar gefördert wurde. Mit "Herr Felde und der Wert der Dinge" folgte ein weiteres Projekt, das Aufsehen erregte.

Eine Woche lang schaute Karger dem unkonventionellen Schuhmacher aus der Färberstraße über die Schulter. Seine jüngste Arbeit war im Jubiläumsjahr 2017 der Dokumentarfilm über die Probearbeiten in der Städtischen Galerie zur szenischen Lesung "Der fremde Woyzeck", frei nach Georg Büchner und unter Mitwirkung von Migranten. Jedoch sicher nicht seine letzte.

Allerdings freue er sich jetzt erst einmal auf den neuen Freiraum und lasse "alles langsam anlaufen", wie er sagt. Pläne gebe es noch keine, dass Karger gemeinsam mit seinem Tontechniker Jürgen Haller aber wieder aktiv werden wird, darf angenommen werden.