Sebastian Bucher beweist sein Können im Westernreiten mittlerweile bei internationalen Turnieren. Foto: Bonaga

Pferdesport: Maria und Sebastian Bucher realisieren ihren Traum. International erfolgreich auf Turnieren.

VS-Zollhaus - Für Maria Bucher stand in der vierten Klasse fest: Ich habe später meinen eigenen Reiterhof. Ihr Mann Sebastian kam durch Zufall zum Westernreiten, und das Schicksal führte beide zusammen. Er nimmt heute als Profi erfolgreich an internationalen Reiningturnieren teil.

Das Westernreiten hat den Ruf von wilder Freiheit. Der Cowboy, sein Pferd, die Kühe und die Weite der Prärie – nun hat Deutschland weder eine Prärie noch die großen Rinderherden, geschweige denn, dass diese irgendwo mit dem Pferd getrieben werden. Aber dennoch: Ein Hauch von Freiheit haftet dem Westernreiten trotzdem an.

Diesem Pferdesport – vor allem dem sogenannten Reining – haben sich das Ehepaar Sebastian und Maria Bucher verschrieben, die mit viel Herzblut ihre Anlage in Zollhaus betreiben. Früher wohnten sie in Brigachtal, ihre Pferde standen in Heidenhofen. Und irgendwann war beiden klar: Wir wollen mehr. Sie begaben sich auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie. Viele haben sie sich angeschaut. Mit Mut zum Risiko und einem detaillierten Businessplan wurden sie bei der Bank vorstellig und bekamen damals den Zuschlag für die Anlage. Zum 1. Januar 2017 zogen sie ein. Wenn man das Ehepaar bei ihrer Arbeit beobachtet, ist erkennbar, dass sie mit Feuereifer dabei sind. Egal ob es die Reitstunden sind oder das Ausbilden von jungen Pferden.

Schon seit der Kindheit mit Pferden vertraut

Maria Bucher ist schon von Kindesbeinen an mit Pferden vertraut. Früher war sie oft in der Reithalle der französischen Garnison, damals ritt sie noch im Englischsattel, seit zehn Jahren bevorzugt sie den Westernsattel. Der Zufall führte ihren Mann Sebastian zu den Tieren. Er half einem Landwirt – nachdem dieser Ladung verloren hatte – spontan beim Heuballen zusammensammeln und später beim Abladen. Dort standen Araberpferde, mit denen dieser hobbymäßig das Westernreiten betrieb. "Später habe ich mir einen Haflinger gekauft", wie sich herausstelle, völlig ungeeignet, fügt er grinsend hinzu. In der Westernreiterei kommen hauptsächlich Quarter Paints oder auch noch Appaloosas zum Einsatz.

Ein Weg mit viel Schweiß und Ehrgeiz

Sebastian Bucher war lernfähig und fasziniert. Er nahm Stunden bei den besten Westerntrainern und schaute sich unzählige Youtube-Videos an. "Es ist viel Ehrgeiz dabei und es gehörte viel Schweiß dazu. Aber Ziel war es, oben mitzureiten", erklärt er. Und Maria Bucher bestätigt: "Entweder er saß auf dem Pferd oder sah sich ein Trainingsvideo auf Youtube an."

Das Ziel hat er erreicht. Er ist schon lange kein Amateurreiter mehr, da er mit seinem Sport Geld verdient. "Rückblickend betrachtet ging es rasend schnell wie wir uns entwickelte haben", äußern sich beide übereinstimmend. Einer der Stars der Szene, Grischa Ludwig, der seine Anlage in Bitz im Zollernalbkreis betreibt, wurde schon auf ihn aufmerksam. Im vergangenen Jahr ritt er für ihn Pferde ein. Bei der Ausbildung der Westernreitpferde geht es vor allem darum, dass die Tiere Nervenstärke bekommen. Aus dem Grund hat Sebastian Bucher beispielsweise auch fast immer Musik bei der Arbeit mit dem Pferd laufen. Sie müssen ebenso an den Verkehr und an Menschen in vielerlei Hinsicht gewöhnt werden. Tüten und Säcke, an denen sich Pferde leicht mal erschrecken können, gehören ebenfalls zu den Arbeitsmaterialien bei der Ausbildung. Diese dauert rund zwölf Monate.

Nicht jedes Pferd eignet sich für den Turniersport

Nicht jedes Pferd eignet sich für den Turniersport. "Ein guter Trainer muss das Talent erkennen, es muss für einen Dreijährigen leicht sein", beschreibt er die Arbeit mit seinen Turnierpferden. Bei dem vierjährigen Hengst JS Finest Gunwork, erkannte er das Talent. Vor wenigen Wochen hat er mit ihm in Mooslargue (Frankreich) den zweiten Platz in der Klasse Rookie Professional gewonnen. Die Freude war riesig.

Das nächste Etappenziel steht schon fest: in Rieden/Kreuth findet vom 10. bis zum 17. Oktober die Futurity statt. Ein Turnier mit diesem Status gibt es nur ein Mal im Jahr pro Nation. Fünf Minuten heißt es dann für Pferd und Reiter im Viereck Bestleistung zu zeigen. Es geht um den Stopp und die Drehung – dabei müssen die Hinterbeine möglichst auf einer Stelle wenden. Bei der Prüfung müssen große und kleine Zirkel im schnellen und langsamen Galopp geritten werden – und das ohne die Einwirkung des Reiters.

1,5 Millionen Dollar Preisgeld bei Turnierserie

Turniere besucht Bucher in Deutschland, Belgien, Frankreich und Italien. In Deutschland sind die Westernreitturniere zwar längst aus ihrem Schattendasein herausgetreten, aber es ist kein Vergleich zu Italien. Südlich der Alpen liegt für Europa die Hochburg der Westernreiterei. So gibt es in Italien eine Turnierserie, die mit 1,5 Millionen Dollar dotiert ist – eine Summe, von der man in Deutschland nur träumen kann.