Bezüglich des Pauluskindergartens sind noch viele Fragen offen. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Jugendhilfeausschuss befasst sich mit der Zukunft / Offene Fragen bezüglich der Paulus-Kita

Die Kinderbetreuung in VS soll nicht mehr länger eine Platzfrage sein. Am Donnerstag machte das Oberzentrum in dieser Sache einen Sprung nach vorne: Erweiterungen und Neubauten von Kitas wurden am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss befürwortet.

VS-Schwenningen. Es ist ein ganzer Schwung an neuen Plätzen geplant: Weitere 32 Plätze für unter Dreijährige, 41 für über Dreijährige in der geplanten, neu zubauenden Außenstelle Eschelen der Kita Helene Mauthe, weitere 40 Plätze für unter Dreijährige in den Kitas Ziegelbach und Deutenberg dank der geplanten Containerlösungen – oder "Modulbauten", wie Nicola Schurr betonte – zur dortigen Erweiterung, drei Gruppen mit insgesamt 50 Plätzen für über Dreijährige im geplanten Neubau der Kita auf der Möglingshöhe, 30 Plätze für unter Dreijährige und 45 Plätze für über Dreijährige im geplanten Neubau der Kita Paulus – die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses freuten sich am Donnerstagabend. Ein großer Mangel, der Familien bis dato teils empfindlich trifft, könnte damit behoben werden.

Gudrun Furtwängler dachte trotzdem auch an die andere, mögliche Variante: Was passiert eigentlich, wenn VS eines Tages – wider Erwarten, wie der zuständige Amtsleiter Stefan Assfalg betonte – eine Überbedarfsdeckung hätte, weil plötzlich weniger Kinder da sind? Selbstverständlich, so Assfalg, könne man dann auch wieder zurückfahren und beispielsweise einzelne Gruppen schließen oder einem anderen Bedarf anpassen. Eine – soweit möglich – flexible Planung, unterstrich Assfalg, sei das ausdrückliche Ziel der Verwaltung.

Flexibilität musste die Verwaltung indes schon jetzt in Nuancen beweisen. So hatte man beispielsweise für die Außenstelle Eschelen der Kita Helene Mauthe anders kalkuliert. Ursprünglich war man dort von einem höheren Bedarf für über Dreijährige ausgegangen. Doch was war seither passiert? "Wir hatten zuvor nie so eine tiefgehende Statistik", erläuterte Assfalg. Nun aber wurde eine fundierte Statistik erhoben und "je tiefer wir eindringen, desto mehr Erkenntnisse haben wir" – und die könnten, wie in diesem Fall, eben zu in Teilen neuen Planungen führen.

Ganz positiv wirkt sich für die Betroffenen eines Tages möglicherweise eine ganz andere Investition aus: 30 heilpädagogische Hortplätze für Schüler mit besonderem Förderbedarf auf der Möglingshöhe. Hier wird auf Inklusion gesetzt, die bereits in der Kita auf der Möglingshöhe verfolgt wird. Der gemeinsam gestaltete Alltag soll einerseits den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden, andererseits aber auch Impulse setzen, die die Kinder fördern.

Bei allem Lob für die Vorhaben und den großen Schritt, der damit getan wird, gab es doch ein Sorgenkind in der Diskussion: den Paulus-Kindergarten: Eine neue Kita, betrieben von der Kirche in einem städtischen Gebäude, wirft neue Finanzierungsfragen auf und auch der Ruf nach Rechtsklarheit wird laut, zumal auch noch eine Stiftung involviert wäre. Wem gehört das Gebäude, wenn beispielsweise die Kirchengemeinde zu 20 Prozent an der Finanzierung mitwirkt? Sorgen und Bedenken wie diese hat die evangelische Kirche geäußert. "Ich glaube aber, auch die evangelische Kirche hat ein großes Interesse, das nach vorne zu bringen – nur die Rahmenbedingungen passen noch nicht", erläuterte hierzu Pfarrer Michael Schuhmacher der Seelsorgeeinheit Neckar/Baar. Stadt und evangelische Kirchengemeinde also werden nicht umhin kommen, nochmals gemeinsam an einen Tisch zu sitzen und das zu beratschlagen. Dennoch sollte nun schon mit einem entsprechenden Beschluss das Projekt vorangetrieben werden, so der von OB Roth geäußerte Wunsch. Der Kompromiss: Der Jugendhilfeausschuss sprach sich nun lediglich dafür aus, die Verwaltung mit den notwendigen Verhandlungen zu beauftragen – auch wenn der ursprünglich vorgesehene Zeitkorridor für die im Neckarstadtteil dringend benötigte Einrichtung damit womöglich nicht eingehalten werden kann.

Und was kostet’s?

Eine gute Basis für künftige Planungen und Berechnungen erhofft man sich künftig indes auch von einer echten Fleißarbeit der Verwaltung: der Vollkostenberechnung. Diese werde aktuell erstellt, informierte der Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport, Stefan Assfalg. Sei sie erst einmal fertig, lägen detaillierte Informationen auf dem Tisch: Was kostet ein Platz für über Dreijährige, wieviel einer für unter Dreijährige oder wie teuer ist ein Platz in einer Großtagespflege? "Das ist eine unheimlich komplexe Angelegenheit", gab Assfalg zu – doch die Erkenntnisse könnten sich dennoch eines Tages auszahlen.

Irritationen im Ausschuss

Für Irritationen bei Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses hatte die Terminierung der Diskussion gesorgt – ausgerechnet der Jugendhilfeausschus war zu dem Kita-Thema als einer der Letzten gehört worden. Interpretierte dies manches Ausschussmitglied als Indiz für eine Geringschätzung des Gremiums seitens der Verwaltung oder gar als eine Art Entmündigung des Fach-Ausschusses in einer so wichtigen Frage, versuchten Oberbürgermeister Jürgen Roth und Amtsleiter Stefan Assfalg Dampf aus der Diskussion zu nehmen: Die Sitzungen der Ausschüsse würden von langer Hand geplant, warb Roth um Verständnis. Und dass man in diesem Fall mit der Beratung der anderen Ausschüsse, etwa des Verwaltungsausschusses, nicht auf eine vorherige Beratung des Jugendhilfeausschusses gewartet habe, habe einen triftigen Grund: "Wir hätten sonst einen weiteren Monat verloren", so Assfalg. Für die Zukunft, versprachen beide, wolle man im Vorfeld eine unglückliche Konstellation wie bei der jetzigen Terminierung vermeiden.