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Schutz-Pflicht für Schulen. Fazit unter Pädagogen: interessanter Gedanke, aber kaum umsetzbar.

Villingen-Schwenningen - Die Schulen sollen sich langsam wieder füllen, die Normalität kehrt schleppend zurück. In Bussen und Läden sind Schutzmasken ab Montag kommender Woche Pflicht. Sollten auch Lehrer und Schüler Mundschutz tragen? Fazit unter Pädagogen: interessanter Gedanke, aber kaum umsetzbar.

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Noch verlieren sich kaum Schüler in den einzelnen Schulen, die für Beschäftigte aus systemrelevanten Berufen eine "Notfallbetreuung" anbieten. Doch mit Spannung schauen auch viele Pädagogen aus Villingen-Schwenningen auf zwei einschneidende Daten.

In der kommenden Woche soll die Notbetreuung deutlich ausgebaut werden. Nicht nur einzelne Branchen-Beschäftigte können ihre Kinder nun anmelden, sondern "im Prinzip alle, die arbeiten müssen", so ein Lehrer aus der Doppelstadt. Mit einer Einschränkung: Aus Gründen des Infektionsschutzes werde die Erweiterung nur einen begrenzten Personenkreis umfassen können.

So müssten die Eltern eine Bescheinigung von ihrem Arbeitgeber vorlegen sowie bestätigen, dass eine familiäre oder anderweitige Betreuung nicht möglich sei, macht das Kultusministerium Stuttgart in einer Mitteilung deutlich.

Dennoch die Lehrer sind gespannt darauf, wie sich die Zahlen dann entwickeln. Möglich seien zwei Szenarien: "Wir erleben einen Ansturm von Schülern oder aber die Zahlen sind überschaubar, weil viele Eltern doch Ängste haben."

Bestmöglicher Schutz?

Zweiter Merk-Termin: Zudem soll der stufenweise Einstieg der Schulen ab dem 4. Mai beginnen, mit Schülern aller allgemeinbildenden Schulen, bei denen in diesem oder im nächsten Jahr die Abschlussprüfungen anstehen, sowie mit den Schülern der Prüfungsklassen an den beruflichen Schulen.

Was tun, um Schülern wie Lehrern dann einen bestmöglichen Schutz zu bieten? Genügend Waschgelegenheiten für die Hände soll es geben, ausreichend Seife und Einweghandtücher sowie die Sitzordnungen in den Klassenräumen zur Wahrung des Mindestabstands von eineinhalb Metern sollen in Abstimmung mit den Schulträgern frühzeitig geplant und überprüft werden. Dazu kommen Überlegungen zu einem versetzten Unterrichtsbeginn und zu mehreren Pausen-Schichten.

Wie sehen Pädagogen darüber hinaus die Chancen, eine Maskenpflicht für Schulen umzusetzen, so wie sie ab kommenden Montag nun auch in Baden-Württemberg gelten soll, zumindest für den öffentlichen Nahverkehr und Läden? Das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes ist für die Teilnahme am Unterricht zwar noch keine Vorgabe, so der derzeitige Stand. Sollten Schüler sowie Lehrkräfte diesen aber verwenden wollen, so spreche nichts dagegen, informiert das Kultusministerium.

Eine Maskenpflicht für Schulen, so heißt es aus Lehrerkreisen in VS, mache auch jetzt nur wenig Sinn. "Das Land kann nur etwas verordnen, was es auch verfügbar machen kann. Und es mangelt doch überall an Schutzmasken." Die Idee sei "schon ganz gut", doch dann müsste es Schutzmasken in ausreichender Zahl geben, "und das gibt es nicht". Dann müssten sich Lehrer und Eltern oder Schüler diese halt selbst nähen.

Lehrer platzt der Kragen

Nicht jeder hat beim Masken-Thema die Ruhe weg. Einem Fachlehrer platzt beim Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten der Kragen: "Den Sicherheitsabstand einzuhalten, das dürfte doch reichen oder?" Was komme wohl als nächstes? "Müssen wir bald im Schutzanzug in die Schulen?" Zudem bringe es nichts, wenn "wir stunden-oder tagelang mit den Masken herumrennen".

Und in der Tat ist das mit den Schutzmasken so ein Sache. Die einfachen Ausführungen sollten regelmäßig ausgekocht werden, "sonst bringen die gar nichts", weiß eine Expertin. Ansonsten sammeln sich darin deutlich mehr Erreger an, als denen man sonst ausgesetzt wäre.

Ja, wie an die Masken kommen, wenn sie doch Mangelware sind? Annegret Maute kann dieser Einschätzung nur zustimmen. Für die Betreuung der kleinen Notfallgruppe gebe es zwar ein paar Masken, erläutert die stellvertretende Schulleiterin der Südstadtschule in Villingen. Doch wenn diese Pflicht würden und die Schülerzahlen wieder steigen, "wo sollten denn dann die vielen Masken herbekommen?"

Die andere Frage, die sich nicht nur Maute stellt: Wie soll das funktionieren, dass vor allem jüngere Schulkinder über Stunden hinweg mit Mundschutz herumlaufen? Die latente Mundschutz-Knappheit ist das eine, das andere die Einhaltung der strengen Hygienestandards. Eigentlich, so ein Lehrer, sollten Geländer oder Klinken regelmäßig desinfiziert werden. Rein theoretisch. Doch wie solle dies umgesetzt werden, wenn "hinten und vorne Desinfektionsmittel fehlt"?