Ist das Frauenhaus im Oberzentrum voll oder nicht? Irritiert reagiert die FDP-Fraktion auf in ihren Augen widersprüchlichen Aussagen der Stadt. Foto: Kembowski

FDP irritiert von Aussagen der Stadt. Frage nach erhöhtem Handlungsbedarf durch Pandemie. 

Villingen-Schwenningen - Ist das Frauenhaus  im Oberzentrum voll oder nicht? Irritiert reagiert die FDP-Fraktion auf in ihren Augen widersprüchlichen Aussagen der Stadt.

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Erleben wir in Zeiten der Krise einen dramatischen Anstieg häuslicher Gewalt? Diese Frage diskutierten Jochen Link, Leiter der Außenstelle der Opferschutzorganisation Weißer Ring im Kreisgebiet, und Birgitta Schäfer,  Anwältin und Mitglied im Vorstand des Vereins "Frauen helfen Frauen" unlängst mit dem Schwarzwälder Boten. Beide gingen davon aus, dass  die Gewalt in Zeiten von Kontaktsperren, Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen sei. 

Wie sieht in Krisenzeiten die Belegung im örtlichen Frauenhaus mit insgesamt 16 Plätzen aus? "Dort ist alles belegt", erläutert Birgitta Schäfer bereits vor bald drei Wochen. Deshalb sei der Verein auf der Suche nach individuellen Möglichkeiten, um Frauen und ihren Kindern einen schützenden Unterschlupf zu bieten. Link führt aus: In Frage kämen deshalb auch Ferienwohnungen, in Härtefällen dürften Eigentümer diese sogar nach der Corona-Verordnung vermieten.

Erstaunen bei Liberalen

Mit Interesse lasen  viele  den Bericht und die Einschätzungen  von Link und Schäfer, darunter auch Frank Bonath, von der  FDP-Fraktion im Gemeinderat  VS. Erstaunt  vernahm er, dass  das örtliche Frauenhaus belegt sei.  Von der  Stadtverwaltung hatte er auf eine  Anfrage zum Thema häusliche Gewalt und der Situation im Frauenhaus  seinem Textverständnis nach eine Antwort erhalten, die seiner Meinung nach nicht zu den Ausführungen der beiden Anwälte passten.

Handlungsbedarf da?

Die Vorgeschichte: Die Fraktion  der Liberalen stellte eine Anfrage zur häuslichen Gewalt durch die Corona-Krise. Denn, so Frank Bonath zu den Beweggründen der FDP-Fraktion: Führende Experten befürchteten  während der Corona-Krise einen Anstieg der häuslichen Gewalt. "Viele Frauenhäuser hatten bereits vor der Corona-Krise ihre Kapazitätslimits erreicht und erleben aktuell eine deutliche Zunahme an Anfragen. Zu wissen, ob die Angebote in Villingen-Schwenningen ausreichen oder hier von Seiten der Stadt nachgeholfen werden muss, ist daher eine unumgängliche Fragestellung. Das sind wir der Bevölkerung schuldig",  unterstrich auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kathrin Piazolo.

Frank Bonath ergänzt: "Die momentane Situation stellt uns vor große Herausforderungen, denen wir uns als Stadt nicht verschließen können. Brauchen wir in der aktuellen Situation räumlich abgegrenzte Unterkünfte für Schutzbedürftige mit Erkältungssymptomen? Opfer von häuslicher Gewalt müssen auch in Zeiten von Corona uneingeschränkt Zuflucht finden und medizinisch betreut werden können. Sofern hier von Seiten der Stadt dringender Handlungsbedarf erkennbar ist, muss umgehend ein Notfall-Maßnahmepaket für betroffene Frauen und Kinder aufgestellt werden."

Keine erhöhten Anfragen

Die Replik der Stadt lasse jedoch Fragen offen,  so Bonath im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Eine aktuelle Anfrage, so hieß es seitens der Stadt, habe  dort ergeben, dass im Zuge der Corona-Krise aus VS keine erhöhten Anfragen vorliegen oder die Unterbringungen zugenommen haben. Anfragen seien zwar eingegangen, derzeit aber fast nur von anderen, umliegenden Landkreisen. Nicht nur FDP-Gemeinderatsmitglied Bonath versteht diese Aussagen so, dass noch Plätze verfügbar seien. "Und das verstehe ich nicht."

Keine Kapazitäten

Verfügbare Plätze für von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern? Dies ist nach wie vor nicht der Fall, wie eine Nachfrage kurz vor Pfingsten im örtlichen Frauenhaus ergab.  "Bei uns ist voll belegt", hieß es  aus der Schutzeinrichtung.   Die Konsequenz: Die FDP will nochmals bei  der Stadt nachhaken und um Klärung bitten.