Arendt Gruben (Sparkasse), Claus Kleber, Oberbürgermeister Rupert Kubon, Wolfgang Wurbs (Sparkasse), Landtagsabgeordnete Martina Braun und Landrat Sven Hinterseh (von links) in der ausverkauften Neuen Tonhalle. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Sparkassen-Vortrag: Fernsehjournalist des "heute journal" begeistert in vollbesetzter Neuer Tonhalle

Der langanhaltende Applaus täuschte fast darüber hinweg, dass es den 900 Zuhörern in der Neuen Tonhalle mulmig wurde bei dem, was Claus Kleber ihnen über die Welt zu sagen hatte: Amerika zieht sich zurück, der Einfluss Europas schwindet und China ist auf dem Vormarsch.

VS-Villingen. Bis auf den letzten Platz besetzt war am Mittwochabend die Neue Tonhalle. Die Sparkasse Schwarzwald-Baar hatte Kleber als Redner gewonnen und eine so große Nachfrage erzeugt, dass sich sogar in den Schulungsräumen des Kreditinstitutes rund 100 Zuhörer vor dem Live-Bildschirm eingefunden hatten. Alle waren gespannt auf die Weltsicht des bekannten Journalisten, Chefs und ersten Moderators des heute journals im ZDF, der 17 Jahre lang aus Washington berichtete und für seine Dokumentationen die ganze Welt bereiste. Der Medienprofi weiß also, wovon er spricht, wenn er sagt "Momentan geschieht Grundlegendes, das alles verschiebt" und "der Reim, den wir uns bisher auf die Welt gemacht haben, stimmt so nicht mehr".

Als Trump Präsident wurde

Sein Blick ging zunächst nach Amerika. Hautnah hat Kleber die Nacht miterlebt, in der Donald Trump Präsident wurde. Was er befürchtet habe. "Trump konnte nur gegen eine Hillary gewinnen". Kleber kennt das amerikanische Volk. Viele haben Obamas Wahl 2008 gefeiert, viele waren aber auch entsetzt. Obama-Care wurde als Bevormundung wahrgenommen und es gebe einen "tiefsitzenden Hass gegen aufstrebende Schwarze am linken Rand der Politik". Das habe Trump "eiskalt genutzt" und seine politische Rechnung sei aufgegangen. Kleber glaubt sogar, dass Trump 2020 wiedergewählt wird. Die von ihm etablierte Ökonomie funktioniert, der Industrie geht es blendend, die Menschen fühlen: "Es geht aufwärts" Die politische und die Medienkultur seien dafür aber "vor die Hunde gegangen". Den Rückzug Amerikas auf sich selbst und aus der globalen Verantwortung sieht Kleber als irreversibel an – auch nach Trump. In die Lücke drängt China.

Bei den Dreharbeiten zu einem Film über die Folgen des Klimawandels in der Südsee sei er überall auf Chinesen gestoßen, ebenso bei den Recherchen zu dem Thema, wie im Jahr 2050 die Weltbevölkerung ernährt werden kann. "Wir haben sie nicht gesucht, aber sie waren überall". Sie seien mit großem Selbstbewusstsein dabei, in Asien und Europa Vertriebskorridore zu entwickeln und einen chinazentrierten Welthandel aufzubauen – "das größte Infrastrukturprojekt der Menschheitsgeschichte". Europa und Deutschland stellte Kleber dagegen ein mageres Zeugnis aus.

"Wir sind zu klein und Europa zu zerstritten – unser Einfluss schwindet". Kleinkariertes und Kleinkrämerisches zu Gunsten eines großen Zieles hinter sich zu lassen, erfordere andere Debatten als die, "die wir in den Nachrichten gerade abbilden müssen". Seine Zuhörer bat er, das Weltgeschehen in "dafür geeigneten Medien" zu verfolgen, sie seien eine der "zentralen Säulen der Gesellschaft".