Multitalent Christoph Sieber kommt mit seinem Programm beim Publikum sehr gut an. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Theater am Ring: Kabarettist trifft mit kritisch-komödianten Tönen den Geschmack

Villingen-Schwenningen. "Mensch bleiben": Kabarettist Christoph Sieber präsentierte im Theater am Ring seine Ideen, wie man Mensch bleibt. Und das ist nicht gar so einfach, wie das zahlreiche Publikum bald merkte. Schonungslos zeigt er auf, dass die Menschen erst, wenn sie scheitern, Aufmerksamkeit erhalten.

Sieber bespricht, was ihn umtreibt: "Es ist der Zweifel." Die Firnis der Zivilisation ist für ihn sehr dünn, deshalb appelliert Sieber an die Solidarität der Gesellschaft. Er ist Mahner und ein hintersinniger Spaßvogel. Die Erzählung über die ganz Großen der modernen Kommunikationstechnologien macht nachdenklich. In Silicon Valley gibt es den technikfreien Walddorfkindergarten, doch die Menschheit hängt an dessen App. So endet es: "App, App, App und fertig ist der Depp."

Die Zuschauer lachen, bis die Tränen kommen. Die Widersprüchlichkeiten des Daseins zeigt der Kabarettist, Autor und Moderator gnadenlos. Was ist es, was unsere Gesellschaft zusammenhält? Tiefsinnige Fragen, die mit einem Reggea beantwortet werden. Mit Showeinlagen, Ansagen und Originalkommentaren aus der politischen Szene holt Sieber die Zuhörer zurück in das richtige Leben.

Dafür erhält er viel Beifall. Egal ob die bürgerliche Gesellschaft, die Medien, die Politik oder die Kirchen: Alle bekommen sie den Spiegel vorgehalten. Internetkommentare, Aussagen, die viel mit Glauben und wenig mit Wissen zu tun haben, bringen das Publikum zu schallendem Lachen. Das Paradies als immerwährendes Schlaraffenland ist in Wahrheit die Hölle.

Zeitgenössische und politische Themen

Sieber öffnet interessante Blickwinkel zum Thema "arm und reich". Welche Gruppe kostet die Steuerzahler mehr? Da wird es still, darüber haben hörbar noch nicht viele nachgedacht. Damit ist auch der Tiefpunkt des Abends laut Sieber erreicht. Geschickt spielt er mit Fragen, wie: "Wann hören wir auf, die Armen zu bekämpfen und beginnen die Armut zu bekämpfen?" Mit dem Martinsumzug zeigt Sieber sein kritisches und schelmisches.

Zum Schluss reflektiert er sich selber hinsichtlich der eigenen Widersprüchlichkeit und endet mit der Aufforderung "Einfach Mensch bleiben!" Das Publikum applaudiert freudig für diesen unterhaltsamen, ja manchmal bissigen Abend, der noch einigen Diskussionsstoff für den Nachhauseweg bietet.