Vor allem in der Corona-Zeit ist es für blinde Menschen oder Menschen mit einer Sehbehinderung noch schwerer – der Sicherheitsabstand sei nicht wahrnehmbar. (Symbolfoto) Foto: (dpa)

Behindertenbeauftragte lädt zum Spaziergang durch Villingen ein. Sehbehinderte Menschen stehen vor Herausforderungen.

Villingen-Schwenningen - Blinde und sehbehinderte Menschen stehen manchmal vor Herausforderungen. Aus diesem Grund ist es der Behindertenbeauftragten Stefanie Kaiser wichtig, dass sehende Menschen ihre Unterstützung anbieten. Dies brachte sie mit einem Blindenspaziergang ins Laufen.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

"Die Dame mit dem weißen Stock, kann ich Ihnen helfen?" Genau diese Frage würden sich manche Menschen mit Sehbehinderung wünschen.

Es ist nicht einfach

Sehende Menschen kennen die Hürden von blinden oder sehbehinderten Menschen nicht. Doch jeder kann sich vorstellen, dass dies nicht einfach ist. Vor allem in der Corona-Zeit ist es für blinde Menschen oder Menschen mit einer Sehbehinderung noch schwerer – der Sicherheitsabstand sei nicht wahrnehmbar.

Deshalb wollen die Leiterin des Blinden- und Sehbehindertenvereins Südbaden Inge Fromme und die Behindertenbeauftragte des Landratsamts Schwarzwald-Baar-Kreis Stefanie Kaiser Leute dazu animieren, einem blinden oder sehbehinderten Menschen, den man auf der Straße sieht zu helfen. Zusätzlich könne man sich beim Bürgerschaftlichen Engagement der Stadt VS melden, welches in diesem Bereich Unterstützung anbiete – einen Spaziergang zusammen machen oder zusammen einkaufen gehen, würde schon viel bewirken.

Genau aus diesem Grund haben Kaiser und Fromme zusammen eine Blindenführung auf die Beine gestellt und weil sie "einfach mal was Schönes machen wollen", so Kaiser.

Dieser startete kürzlich am Bahnhof in Villingen. Dort wurden dann direkt Zweiergruppen gebildet. Eine blinde oder sehbehinderte Person wurde durch ein Verbindungsstück von einer sehenden Person unterstützt. Inge Fromme hat diese Bänder von Hand selbst genäht. Diese verteilte sie bevor der Spaziergang losging.

Alltag mit Beeinträchtigung

Die sehende Person soll die blinde Person führen, ihr mitteilen, wenn ein Bordstein oder ähnliches auf dem Weg auftritt. Gemeinsam ging es dann um die Villinger Stadtmauer. Im gemeinsamen Austausch ging es beispielsweise darum, wie die Corona-Zeit für jeden Einzelnen ist. Die Sehbeeinträchtigten schilderten außerdem, wie der Alltag mit Beeinträchtigung ist.

Während des Spaziergangs fiel einem Paar auf, dass ein Hundehaufen auf dem Weg lag. Daraufhin erzählte Christian Straub, ein Teilnehmer der Führung, dass dies ein normales Alltagsbeispiel für Einschränkungen sei, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ein blinder oder sehbehinderte Mensch dort hinein tritt, sei sehr hoch. Außerdem schilderten Straub und seine Partnerin Elke Saile, dass es auch manchmal sehr schwer sei, die Ampelgeräusche bei viel Verkehr gut zu hören.

Ella Rohrbach, die noch "ein bisschen was" sehen kann und Uschi Kunzmann, die blind ist, erzählen im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass es manchmal nicht einfach sei, den Sicherheitsabstand einzuhalten, da sie diesen nicht zu 100 Prozent richtig einschätzen können. Rohrbach schildert, dass ihre Sehbeeinträchtigung vor 25 Jahren anfing: "Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer."

Regeln sind wichtig

Bezogen auf die Corona-Pandemie seien jedoch beide der Meinung, dass es gut ist, Hygiene- und Abstandsregeln zu haben und, dass dies nicht als Einschränkung, sondern als Notwendigkeit zu sehen sei.

Des Weiteren nahm die Behindertenbeauftragte der Stadt Bad Dürrheim, Inge Teichert, an der Führung teil. Diese ist gut mit Stefanie Kaiser vernetzt. Für sie sei diese Verbindung unglaublich wichtig, denn nur gemeinsam könne man auch wirklich etwas erreichen.

Zum Abschluss ging es in ein Café, wo der gemeinsame Austausch fortgesetzt wurde.