Gedenkstein für ehemalige jüdische St.-Ursula-Schülerinnen

VS-Villingen (bn). Es ist zwar kein "echter" Stolperstein, doch die Schüler der St.-Ursula-Schulen mit ihrem Lehrer Heinrich Schidelko hatten Wert darauf gelegt, dass der Gedenkstein für die ehemaligen jüdischen Schülerinnen Ruth Bilkart und Julie Schwarz in den Boden des Pausenhofes eingelassen wurde. "Sie sollen mitten unter uns sein."

Gestern, am 70. Jahrestag der im Konzentrationslager von Ausschwitz inhaftierten Juden, wurde der Stein als Teil der Einfassung für die mehr als 100 Jahre alte Kastanie von Schülern, Lehrern, Stolperstein-Befürwortern und eigens aus Frankreich angereisten Nachfahren der Ruth Bilkart eingeweiht. Auch Oberbürgermeister Rupert Kubon war gekommen. Ohne Kommentar ließ er den auf die Stolperstein-Debatte gegründeten Vorwurf von Pierre-Louis Bilkart, einem Neffen der 1942 in Ausschwitz Ermordeten. Die Stadt habe offensichtlich "große Schwierigkeiten, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen", sagte Bilkart.

Er und seine Schwester Jeanette sind Kinder von Siegmund, dem einzigen Bilkart-Überlebenden von Auschwitz. Sie dankten den Schülern für ihr Engagement. Es bestehe Hoffnung, wenn gerade die junge Generation bereit sei, die Vergangenheit zu erforschen und dazuzulernen, sagte Bilkart.

Vor fünf Jahren startete Heinrich Schidelko mit Schülern das Forschungsprojekt, nachdem er auf dem Dachboden der Schule alte Klassenbücher entdeckt hatte. Daraus ging hervor, dass sowohl Julie Schwarz von 1917 bis 1919 als auch Ruth Bilkart 1935 und 1936 Schülerinnen in St. Ursula waren. Auch Julie Schwarz starb 1942 in Auschwitz. Dem Schicksal beider jüdischer Familien und noch etlicher anderer mehr nachzugehen war Gegenstand des Projektes, das sich unter anderem als "virtuelle Stolpersteine" niederschlug. Die Idee zum Gedenkstein hatte die Schülerin Michaela Schwerdt. Finanziert wurde er durch Spenden von Schülern und Lehrern.

Schulleiter Johannes Kaiser bezeichnete ihn als "bleibende Erinnerung" an die Opfer des Naziterrors und daran, dass die Schulgemeinschaft, die Familien und die Gesellschaft sich immer gegen Unmenschlichkeit einsetzen werden.