Kann sich die Vorwürfe laut seinem PR-Mann Uwe Wolff »überhaupt nicht erklären«: Christoph Hess. Foto: Kienzler

Christoph Hess könne sich die Vorwürfe nicht erklären. Volker Grub: "Ich bleibe bei meinen Aussagen".

Villingen-Schwenningen - "Jedes Mal, wenn sich der Insolvenzverwalter der Hess AG, Dr. Volker Grub, an die Presse wendet, werden immer wiederkehrende Beschuldigungen gegen die vormaligen Vorstände der Hess AG, Christoph Hess und Peter Ziegler laut", beklagt der PR-Mann von Christoph Hess, Uwe Wolff von der Naïma Strategic Legal Services GmbH. Gestern meldete er sich mit einem Schreiben unter dem schillernden Titel "Hess – die wahren Hintergründe – the true and fair view der Hess AG" stellvertretend für Christoph Hess zu Wort.

"Christoph Hess kann sich diese Vorwürfe überhaupt nicht erklären", heißt es darin. Die Gegenseite jedoch hält an den Vorwürfen fest: "Ich bleibe natürlich bei meinen Aussagen", sagt Insolvenzverwalter Volker Grub ruhig, jedoch mit Nachdruck.

Es werde behauptet, dass die beiden Vorstände "in krimineller Absicht über viele Jahre hinweg die Bilanzen der Hess AG geschönt hätten, um Anleger zu betrügen", schreibt Hess’ PR-Mann, aber: "Wir erstellen die Bilanzen ja nicht für uns selbst, sondern um (...) ein wahrheitsgetreues Bild über unsere Firma zu geben". Dass die Hess AG außerordentlich gut aufgestellt gewesen sei, hätten mehrere externe Beratungsgesellschaften, wie LBBW Research, Warburg Research oder Kempen & Co. oder auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rölfs & Partner in ihren Gutachten bestätigt.

Das Inlandsgeschäft skizziert Hess eher bescheiden, aber bis zur Abberufung der alten Vorstände im Januar hätte die Hess AG in den Vereinigten Emiraten oder in Ungarn Millionenaufträge im dreistelligen Bereich akquirieren können. Diese hätten die Nachfolger in der Geschäftsleitung "einfach nicht mehr weiterverfolgt", wirft Hess ihnen vor. So könne man auch die beste Firma in kürzester Zeit ruinieren. "Es nimmt einen schon mit, wenn man sieht, wie langjährige, gute Mitarbeiter nunmehr vor dem wirtschaftlichen Abgrund stehen."

Den Vorwurf, "Schattenwelten" und "Scheinfirmen" aufgebaut zu haben, lässt Hess von sich weisen. Viele Gesellschaften seien nicht dem Hess-Konzern zuzurechnen, "da sie beispielsweise, wie die Gesellschaft K+K Objekt GmbH weder zur Hess AG oder einer ihr nahestehenden Person gehören, noch je gehört haben", mit "verleumderisch" eingesetzten Begriffen wie "Schattenwelt" versuchten die Insolvenzverwalter der Kanzlei Grub Brugger, den Konsolidierungskreis des Konzerns zu erweitern, "um damit Zugriff auch auf diese Gesellschaften zu bekommen".

Auch hier steht offenbar Aussage gegen Aussage, denn Grub betont: "Die K+K Objekt GmbH wurde auf Peter Zieglers Veranlassung hin gegründet, die Firma Hess hat diese Firma auch mit Kapital ausgestattet. Und zur Geschäftsführerin Kerstin B. bestand ein treuhandähnliches Verhältnis, sie handelte auf Weisung."

Christoph Hess hege nach wie vor "das feste Vertrauen", dass die Staatsanwaltschaft aufdecke, "dass die Hess AG jeden Cent des investierten Anlegerkapitals wert war". Mit "andauernden Attacken" wolle der Insolvenzverwalter davon ablenken, dass er "offensichtlich auf seinem eigentlichen Aufgabengebiet, nämlich Investoren für die Fortführung der Hess AG zu finden, gescheitert ist."

Dem hält Grub entgegen, dass die Verkaufsgespräche weiterhin liefen: "Im Augenblick habe ich vier Angebote vorliegen." Wann jedoch die Verhandlungen zu einem Abschluss führten, sei derzeit "nicht zu übersehen". Eile scheint nicht geboten zu sein: Unternehmenssprecher Marco Walz berichtet von einem – am Stammsitz in Villingen – rund laufenden Geschäftsbetrieb. Während Christoph Hess über seinen Berliner Sprecher ausrichten lässt, ihm bleibe "nichts anderes übrig, als zusehen zu müssen, wie die Arbeit der Familie, die in 65 Jahren aufgebaut worden war, innerhalb kürzester Zeit vernichtet wird".