Riesenluftballons in Blau und Weiß – das grandiose Ende einer anspruchsvollen Eröffnungs-Zeremonie. Foto: Schwarzwälder-Bote

Eröffnung: Villinger Historie (zu) anspruchsvoll verpackt

Die Zähringerstadt Villingen und ihre Fasnacht – die außergewöhnliche Eröffnungsfeier am frühen Samstagabend verfolgten am Riettor viele tausend Menschen, die die gesamte Rietstraße füllten.

VS-Villingen. Unter der Regie von Gunther Schwarz gab sich dort die Prominenz ein Stelldichein – neben dem Oberbürgermeister Rupert Kubon – im Original – auch zwei Kaiser (Andreas Erdel), die SWR-Moderatorin Sonja Schrecklein (Anselm Säger) sowie Fastnachtskenner Werner Metzger (Andreas Messmer).

Doch der Reihe nach: Das Intro der Dörr-Brüder, eine Kostprobe ihrer Fasnetshits, steigert die Vorfreude der Menge. Mit der Multivisionsschau von Thomas Herzog-Singer und den Beschreibungen von Henry Greif werden die zwölf Zähringerstädte – Villingen, Bräunlingen, Freiburg, St. Peter, Neuenburg, Weilheim an der Teck in Deutschland sowie Bern, Burgdorf, Fribourg, Murten, Rheinfelden und Thun in der Schweiz – in Wort und Bild vorgestellt und begrüßt. Gehört sich so. "Verdamp lang her" singen die Hühner von "Lady Gagack" angesichts einer Erdgeschichte von 3,8 Milliarden Jahren und der im vierten Jahrhundert "völkerwandernden" Sippe von Vilo, die sich an der heutigen Aussegnungshalle des Friedhofes niederließ. Interessant.

Andreas Erdel alias Kaiser Ludwig der Fromme diktiert, französisch näselnd, seinem Schreiber (Klaus Richter) 817 den Text der Schenkungsurkunde, Anlass des gerade begonnenen Jubiläumsjahres. Das Baguette als Zepter ist verschwunden, denn jetzt ist Erdel der sächsische Kaiser Otto III, unter dem Villingen 999 zur Stadt erklärt wurde. Sehr witzig. Anhand eines mittelalterlichen Stadtplans erklärt die Off-Stimme von Henry Greif die Entwicklung der Stadt mit ihrem Kanalsystem, ihren Zünften, Klöstern und den einst vier Stadttoren. Anspruchsvoll.

Die Fürstenberger verkaufen Villingen an Österreich, die Stelle mit dem Stadtbrand von 1271 ist das Einsatzzeichen für drei Feuerspucker, von der Bühne fliegen Federn und Laub. In der Rietstraße stehen sie nicht mehr dichtgedrängt. Den Fasnetblock moderieren Schrecklein und Metzger, begeben sich dabei auf Zeitreise und – "uffpasse Leitle" – blicken in die umfangreiche Geschichte des Weltkulturerbes. Der eitle Narr (Andrea Riehle) und der Mönch Pauli (Henry Greif) liefern sich einen Schlagabtausch zwischen Verderbtheit und Moral.

Für manchen war’s ein langatmiger Stimmungskiller

Nach einer Stunde Eröffnungszeremonie sind die Zuschauer deutlich weniger geworden. Die Abtrünnigen haben kalte Füße, aber sie murmeln auch Worte wie "Stimmungskiller" oder "zu langatmig". Verpasst haben sie das grandiose Ende der Schau, bei der weiß und blaue Riesenluftballons über den Köpfen der Zuschauer schweben.