Mit Änderungen zu mehr Erfolg / Kleine Konzerte in Geschäften und Kneipen in Villingen denkbar

Von Eva-Maria Huber

Villingen-Schwenningen. Gehört das Jazzfestival VS in seiner Form endgültig zur Musikgeschichte oder feiert es in runderneuertem Gewand eine Renaissance? Mit mehr Partymusik, neuen Formen und einer Art Jazz in Town?

"Nach dem Jazz kam der Blues", so titelte der Schwarzwälder Bote nach dem Ende des Jazz-Festivals. Und in der Tat, berauschend waren die Zahlen nicht, sondern ziemlich im Keller. Lediglich knapp 1600 Besucher kamen, nicht mal Jazz-Trompeter Till Brönner sorgte für ein ausverkauftes Theater am Ring. Zu den besten Zeiten des Festivals zog es über die Festivaltage 3000 Besucher an.

Die Kritik geht in verschiedene Richtungen. Den einen ist der Veranstaltungsort zu steril, andere halten das Programm für verstaubt, manche sehen den Fall auch in zwischenmenschlichen Problemen der Programmgestalter. Erfolg oder nicht, ausverkauftes Haus oder leere Reihen: "Für den Erfolg gibt es kein Patentrezept", das sagt einer, der seit vielen Jahren mit seinem Jazzfestverein auf der erfolgreichen Seite steht, Claus Gams, Geschäftsführer des Rottweiler Jazzfestvereins.

Viele Kriterien seien für den Erfolg maßgebend, die Atmosphäre des Veranstaltungsortes, die Sponsoren, die Zahl der Mitarbeiter, die das Festival organisieren, in Rottweil sind es 400 Vereinsmitglieder. Und freilich das Programmkonzept. "Wir spannen unseren Bogen breit", so Gams. "Und mit den Partyveranstaltungen finanzieren wir die anderen Konzerte gegen." Freilich hat man in Rottweil keine Scheu davor, Zugnummern auf die Bühne zu holen, wie Mezzoforte oder Tab Two. "Mit reinem Jazz bekommt man nicht genügend Leute in die Provinz."

"Neue Formen, warum nicht?", reagiert man im städtischen Kulturamt auf entsprechende Anfragen. Bereits in der Vergangenheit habe man sich bewusst Bands geöffnet, die Folk- oder Ethno-Elemente in ihre Musik eingebaut haben. Neuen Formen sei man auch in Zukunft aufgeschlossen. Wäre auch am Vorabend der Konzerte eine Art Jazz in Town à la VS im mittelalterlichen Stadtbild von Villingen denkbar? Mit kleinen Konzerten in Geschäften und Kneipen? "Auch diese Überlegungen haben ihren Reiz", zeige man sich solchen Gedanken durchaus offen, erklärt Meinrad Kempf, der im Kulturamt für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist.

Einer, der sich jetzt schon gut vorstellen könnte, musikalisches Leben in Geschäfte und Gastronomiebetriebe analog zu Rottweil zu bringen, wäre Rainer Böck, für den Villinger Einzelhandel im Vorstand des Gewerbeverbands Oberzentrums. "Persönlich finde ich die Idee super", meint Böck, der auch die Belebung leerer Villinger Schaufenster durch Kunstobjekte aus der Grässlin-Sammlung konsequent verfolgt hat. "Diese Idee werde ich in den GVO-Vorstand bringen." Auch Domenico Wittkopf, Gastronom aus der Färberstraße, kann sich gut vorstellen, "solche Appetitmacher bei uns einzubauen", zumal die Reihe "Villingen Live" wieder eingeschlafen sei. Damals wurden in acht Kneipen Konzerte gegeben.

Andere Jazzkonzert-Macher sind zufrieden mit der Auslastung. "Bei uns ist es im Schnitt voll". Voll heißt für Reiner Horn, Vorstandsmitglied im Villinger Jazzclub, wenn etwa 70 Besucher Karten kaufen. Rund 30 Konzerte im Jahr stellen Horn und Dieter Dorer mit ihrem Mitarbeiter-Team auf die Beine. Das Konzept, seit 1961 meist erfolgreich: "Wir wollen mit unserem Programm abwechslungsreich und immer offen für neue Strömungen sein", so Horn. Einige renommierte Band standen als Nachwuchskünstler auf der Bühne, bevor es mit der Karriere steil nach oben ging. Nur eines könnte der Club gut gebrauchen: ein paar junge Gesichter mehr in den Zuschauerreihen und bei den Mitarbeitern.

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