Das Konzert leitet Christof Wünsch (Zweiter von links) gewohnt souverän. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Oratorium von Mendelssohn-Bartholdy in der evangelischen Johanneskirche aufgeführt

Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium Elias hat mit der Aufführung in der evangelischen Johanneskirche eine beachtliche Wiedergabe erfahren, wobei Hauptdarsteller Martin Hempel der Titelfigur individuelle Gestalt gab.

VS-Schwenningen. Der Inhalt des in Villingen-Schwenningen mehrfach aufgeführten Oratoriums ist bekannt. Bezirkskantor Christof Wünsch agierte mit sportlichem Einsatz und führte mit Enthusiasmus die rund 50 Sänger des Bach-Chors, federte die Sologesänge ab und zeigte präzise auch die Einsätze der "Camerata viva Tübingen" an.

Das Orchester reagierte mit engagierten Musikern und setzte elementare Naturkräfte um. Es gewann durch die Einsatzfreude der Konzertmeisterin und den solistischen Beiträgen, beispielsweise von Oboe, Flöte oder Violoncello und dem Spontaneinsatz der Posaunen beim Alt-Arioso.

Präsent war der Bach-Chor mit Altersstruktur im oberen Bereich. Umso lobenswerter war seine Aussagekraft, wie beispielsweise in der expressiven Königin-Szene. Auch andere Leistungen überzeugten, so der Klagechor "Aber der Herr sieht es nicht", der tobende Turba-Chor "Wehe ihm" und der gerundete Schluss-Chor "Alsdann wird euer Licht hervorbrechen".

Keinen Makel gab es bei Martin Hempel. Er ließ den roten Faden des Werkes erkennen, gestaltete seinen Part empathisch und emotional. Intonal sicher war sein geschmeidiger, kräftiger Bassbariton. Überzeugend wirkte er beim richtungsweisenden, dramatischen Beginn. Da erscholl effektvoll von der Empore seine Stimme mit "So wahr der Herr, der Gott Israels lebet". Der Sänger bewegte sich ernst flehend, fordernd, sensibel und konnte zynisch, ironisch und triumphierend wirken. Genussvoll war neben anderen das "Ja, es sollen Berge weichen" zu hören und ein Höhepunkt war "Es ist genug".

Voll Innigkeit, Anmut und nuancenreichem Ausdruck waren die Stimmen von Simone Schwark (Sopran) und Seda Amir-Karayan (Alt) geprägt. Die Sopranistin beherrschte den Part der Witwe, gefiel als Verkünderin mit dem liebreizenden "Höre, Israel" und sang strahlend das "Heilig" des Seraphim. Hingebungsvoll war die Altistin als Engel ("Sei stille dem Herrn") und rachsüchtig, zornig als Königin zu vernehmen. Opernhaften Glanz verströmte der silbrig-metallische Tenor des Martin Nyvall, der nicht nur beim schwärmerisch-lyrischen "So ihr mich" überzeugte.

Beachtlich war ein Doppelquartett zu hören. Die genannten Sänger wurden ergänzt durch Carolin Kubacki (Mezzo), Julia Bernhart (Alt), Michael Vogelmaier (Tenor) und Yusuke Matsumura (Bass), um "Denn er hat seinen Engeln befohlen" zu interpretieren. Ferner war der liebliche Knabensopran David Ehrhardts zu hören. Einziger Wermutstropfen: "Hebe deine Augen auf", das nach zweitem Start hastig wiedergegeben wurde.