Längst zum Wohnhaus geworden, das ehemalige "Glockehiesle" des Benjamin Grüninger, das auf den Fundamenten eines früheren Pulver-Rondells an der Stadtmauer in der Nähe des Romäusturms ruht. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Heimat: Einst flankierendes Vorwerk als Verstärkung auf der Südwestseite von Villingen

VS-Villingen. Die kleine Lokalkunde des Schwarzwälder Boten nimmt die Leser mit zu den Gewannen in Villingen und erklärt, was es mit deren Namen eigentlich auf sich hat. Heute: das Bügeleisen beim Gymnasium am Romäusring.

Im Heft des einstigen Baar-Vereins, Nummer 17 von 1928, steht geschrieben: "Grund und Boden sind ein hohes Gut … mit denen unser Dasein, unser Denken und Fühlen … in langer, wechselvoller Geschichte oft opfervoll verbunden war. Und so ist die bunte Mannigfaltigkeit seiner Namen auch das Spiegelbild der Heimatgeschichte." Der dies mit Akribie in den früheren 60er Jahren als Gemarkungs-Kunde aufgriff, war der lokale Ober-Vermessungsrat Hans Maier. Ihm ist die Sammlung all jener Flurnamen zu verdanken, von denen er zu seiner Zeit annahm, dass viele von diesen der älteren Generation noch bekannt seien.

Und so benennt er mit Ziffer 54 "Auf dem Bügeleisen", was jedoch mit Höhe oder Hügel so ganz und gar nichts zu tun hat. Handelte es sich doch um "eine aus dem Zuge der Stadtmauer hervorspringende Schanze in halber Sechseckform, auch Sternschanze genannt". Und so war es einst ein "flankierendes Vorwerk" als Verstärkung auf der Südwestseite der Stadt, die vom Rücken des Hubenlochs mit schweren Geschützen militanter Angreifer leicht zu bedrohen war. Erbaut aus Quadern im Jahre 1684 übertrug sich der Name "Bügeleisen" nach dem Abbruch im Jahre 1813 auf den "Wiesenplan zwischen Stadtmauer und Kalkofenweg", gleich am unteren Ausgang der Zinsergasse.

Und so waren es die Jahre vor 1680, als die Geschütze wuchtiger und die Geschosse gefährlicher wurden und man sich "fortifikatorisch" wie Freiburg und Breisach wehrhaft stärken wollte. Schon zuvor hatten die Villinger vier Pulver-Rondelle errichtet, da man in der Folge auf die Niederlage Maximilians I. im Juli 1499 im Schweizerkrieg eine aggressive und zerstörerische Revanche der Schweizer Truppen fürchtete.

Verblieben sind von einst jedoch nur zwei historische Gebäude, die an die Geschichte erinnern: das Pulvertürmle im Kaiserring und das "Glockehiesle" bei der Zinsergasse, das auf dem Fundament eines der ehemals vier Rondelle steht. Und eben dort baute man nachbarlich zum Romäusturm die benannte "Sternschanze", die die Villinger ihrer kantigen Form wegen "Bügeleisen" nannten.

Doch von großem militärischen Nutzen war dies nicht, denn schon 1744 erkannte man für Villingen, dass es besser sei, sich den anrückenden Franzosen unter Marschall Belleisle zu ergeben, statt die Stadt einem zerstörerischen Angriff auszusetzen. Die Franzosen räumten das Zeughaus, requirierten auch die wehrhafte Ausstattung der vier Pulver-Rondelle und brachten die Beute nach Breisach. Damit galt die zweifelhaft gewordene Festung Villingen als "perdue et fini".

Bedeutung erhielt das Gewann beim "Bügeleisen", als 1872 das dortige Pulver-Rondell abgebrochen wurde und auf dessen Grundmauern der Glockengießer Benjamin Grüninger eine neue Gießerei erbaute, die er bis dato am Keferbergle betrieben hatte. Ob Grüninger damit auch verhinderte, dass zwischen Bügeleisen und Zinsergasse die einstigen Wehrbauten zum Steinbruch für jedermann wurden, darf angenommen werden. Auch wenn diese "kulturelle Seuche" um 1834 von der Stadtverwaltung gar genehmigt oder wenigstens geduldet wurde.

Der Villinger Hobby-Historiker und Romanautor Hermann Alexander Neugart schrieb recht poetisch über das nahe "Glockenhiesle": "Aus dem verfemten Kriegspopanz war ein Sinnbild des Friedens geworden." Längst dient das markante drei-stöckige Hiesle mit der ovalen Fassade dem privaten Wohnzweck, von wo aus Schulkinder gar in Hausschuhen ins nahe Gymnasium hätten schlurchen können. Denn in den Jahren 1906 hatten die Villinger entschieden, "auf dem Bügeleisen" das neue Real-Gymnasium zu errichten, über dessen Entwürfe und die zu dichte Nähe zu den Ringanlagen einst heftig diskutiert wurde.