Das Original-Aquarell aus 1849 ist zurück. Museumsleiterin Anita Auer erwarb es in München und ist stolz auf den Besitz des Gemäldes des Niederländers Pieter Francis Peters. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Bild "Münster mit Vorzeichen" wieder in Villingen / Museumleiterin kauft sechs Originale

Das Aquarell "Münster mit Vorzeichen" des niederländischen Malers Pieter Francis Peters ist zurück in der Heimat: Von Villingen über Hamburg und München kam das Bild wieder in den Schwarzwald. Die Museumsleiterin Anita Auer konnte in München gleich sechs Original kaufen.

VS-Villingen. Der Deal mit München war nach vier Wochen unter Dach und Fach. Nach schnellen Kontakten per WhatsApp und wenigen Telefonate war heimatkundlich perfekt, was Jahrzehnte als verschollen galt. Denn das Aquarell, dessen Motiv 1849 den Niederländer Pieter Francis Peters begeisterte, war einst nach Hamburg, dann im Tausch wieder zurück nach Villingen zum Galeristen Gebele in der Färberstraße und schließlich in Familienbesitz und als Nachlass nach München gelangt. Ein Motiv, das in Villingen bisher nur als fotografische und gemalte Reproduktion bekannt ist: einmal in Revellios Beiträgen zur Stadtgeschichte und zudem in Bleistift gezeichnet im Kalender 2017 des gebürtigen Villingers Traugott Wöhrlin.

Was Peters 1849 zwei Jahre vor Abriss bildlich schuf, hätte auch in den 1960er-Jahren keiner der ältesten Einwohner der Stadt mehr im Gedächtnis gehabt. Denn es war "keine Spielerei, keine blühende architektonische Phantasie", was er aufs Papier brachte, sondern der einst reale südliche Münsterplatz mit Altem Rathaus und eben dem "Vorzeichen", einem Anbau am Münster, den man für geschätzte 200 Jahre mit Kuppeldach erstellt hatte. Ein Bauwerk, das durchaus als entbehrlich hätte gelten können, weil das südliche romanische Säulenportal erst ohne "Vorzeichen" wieder zur Geltung kam.

Ein historischer Hinweise auf das einstige Vorzeichen stammt aus dem Jahr 1830, als das Münster entbarockisiert wurde und 1851 nach 200 Jahren das Anhängsel auf fünf Säulen samt malerischem Kuppeldach entfernt wurde. Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1881 über die Renovierung des Münster-Nordturmes erwähnt zuletzt Urkunden, die im Turmkopf eingelassen waren.

Unterschrieben von Bürgermeister Julius Schumpp und seinem Gemeinderates heißt es darin: "Im Jahre 1852 wurde das Vorzeichen abgebrochen, es stand auf fünf Säulen, zwei gemauert, drei aus Stein gehauen, mit einem gewölbten Plafond und einem Dach aus Kupfer."

In der Neuzeit war es der Buchbindermeister Gebele in der Färberstraße, der das Kleinod aus 1849 gegen einen Kupferstich der Hansestadt mit einem Hamburger Kollegen tauschte, das Pieter Francis Peters vor Ort gemalt hatte. So kam das Aquarell von "P.F.P." aus der Galerie zu einem Villinger Fabrikanten und dann zu dessen Sohn in München. Seine Witwe hatte nun nach mehr als zwölf Jahren mit einem Villinger Kontakt aufgenommen.

Auch Anita Auer, Leiterin des Museums, erfuhr von dem Gemälde und trat eine Dienstreise nach München an. Und als ob es nur glückliche Zufälle gäbe, nutzte sie ein weiteres Angebot, das Erben ihr machten: Sie erwarb drei Werke des Villinger Künstlers Richard Ackermann und zwei Bilder von Waldemar Flaig. Mit dabei sind der Romäusturm aus dem Zyklus zum Lokalhelden von Ackermann und eine seiner Gassen-Ansichten, von Flaig auch die Hafnergasse.

Die Freude über das Berufs-Glück der sechs Ankäufe dürfte bei Anita Auer noch eine Weile anhalten.

Peter Francis Peters (1818 bis 1903) war Sohn eines niederländischen Glasmalers aus Nimwegen. 1842 heiratete er in Ludwigsburg die Holländerin Heinrike Gertrude Mali, verstorben 1884, die bei Böblingen in eine niederländische Malerfamilie geboren wurde. Das Paar lebte in Mannheim, zog 1845 nach Stuttgart, um Heinrikes Brüder, Christian, Johannes und Hubertus nach dem Tod ihrer Eltern aufzunehmen. Peters erhielt von Kö nig Wilhelm ein Atelier im Alten Schloss und begleitete dessen Königin Olga auf deren Reisen. Pieter und Heinrike Peters bekamen die Töchter Anna, Pietronella und Ida. Der Vater unterrichtete später alle sechs Kinder im Malen. Mit dem Maler Herdtle richtete Peters eine permanente Kunstausstellung in Stuttgart ein und sorgte für einen regen Austausch mit Malerfreunden in München. War Peters zunächst von der niederländischen Romantik beeinflusst, malte er später fast impressionistisch stimmungsvolle Landschaften, betonte das Atmosphärische und verließ die getreue Wiedergabe. Mit der Familie weilte Peters 1896 bis 1903 vier Mal auf Schloss Köngen bei Stuttgart, wo er sich künstlerisch ausdrückte und zahlreiche Werke ließ, die später im Braith-Mali-Museum in Biberach an der Riß zu sehen waren. Peters starb 1903 in Stuttgart.