Christian Stern lebt gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern Jona, fünf Jahre, und Luana, sieben Jahre, in der Straße Zur Zolltafel und kann die Entscheidung des Kreisrats nicht nachvollziehen. Foto: Eich

Stumpenkreuzung: "Das Problem wurde nur verlagert". Interimslösung bringt mehr Verkehr nach Weilersabch.

Villingen-Schwenningen - Zwei Wochen ist es her, dass der Kreistag den Umbau der Stumpenkreuzung zu einem Kreisverkehr abgeschmettert hat. In Weilersbach macht man sich nun Gedanken darüber, wie mit den Auswirkungen umgegangen werden kann.

Jahre lang wurde diskutiert, analysiert und probiert – doch jene Lösung, die sowohl das Landratsamt, als auch die Stadtverwaltung und die Verkehrsexperten als sinnvoll erachtet hatten, wird beim Unfallschwerpunkt zwischen Nordstetten und Niedereschach nicht umgesetzt. Zu teuer sei der Kreisverkehr für rund 680.000 Euro. Stattdessen wird die als Interimslösung angedachte Sperrung der Kapellenwaldstraße in Richtung Weilersbach beibehalten. Doch das hat Auswirkungen.

 Was die Anwohner sagen: Christian Stern (unser Bild) lebt gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern Jona, fünf Jahre, und Luana, sieben Jahre, in der Straße Zur Zolltafel und kann die Entscheidung des Kreisrats nicht nachvollziehen. "Es wurde offenbar überhaupt nicht gedacht, welche Auswirkung das für unsere Straße hat", berichtet der 40-jährige Familienvater. Man habe hier mit der Problematik der Kreuzung eigentlich nichts zu tun – "aber wir spüren nun die Folgen!"

Denn: Seit dem die Kapellenwaldstraße gesperrt sei, habe der Verkehr in der Straße Zur Zolltafel deutlich zugenommen. "Mittlerweile sind auch Autofahrer aus den benachbarten Landkreisen darunter – schließlich ist das hier eine praktische Ausweichstrecke", so Stern. Weniger praktisch sei das, was nun vor seiner Haustüre passiere: Denn das Risiko für die Fußgänger und auch für seine Kinder steige. So fehle auf einer Seite der Straße ein Gehweg, was gefährliche Querungen der Straße bedeutet – die Gefahr durch den steigenden Verkehr habe hier nun zugenommen. "Ich habe kein gutes Gefühl, wenn Luana alleine nach Hause läuft", so Stern, der betont: "Das Problem wurde nur verlagert."

Er finde auch, dass man es sich mit der Entscheidung, den Kreisverkehr nicht zu bauen und die Kapellenwaldstraße zu sperren, sehr einfach gemacht habe. "Es ist einfach zu sagen, dass die Maßnahme zu teuer ist – die Frage ist aber, wie es nun weiter geht", vermisst der 40-Jährige ein Konzept, das für alle eine zufriedenstellende Lösung darstellt. In diesem Zusammenhang sei er auch enttäuscht darüber gewesen, dass auf seine Brandmail an die Fraktionen und den Landrat nur von Edgar Schurr (SPD) eine Antwort kam – die aber wiederum nicht auf die Auswirkungen für die Zolltafel einging. "Man lässt uns Anwohner im Regen stehen!"

Dass der Unfallschwerpunkt entschärft werden muss, sei für ihn übrigens keine Frage. So sei sein Bruder dort vor zehn Jahren unverschuldet schwer verunglückt, weil man ihm an der Kreuzung die Vorfahrt genommen habe.

Was die Ortsvorsteherin sagt: Für Silke Lorke, Ortsvorsteherin von Weilersbach, ist klar: "Wir müssen erst mal damit leben, dass der Verkehr zunimmt." Deshalb schaue man, wie die Verwaltung auf die Folgen reagieren könne. Im Blicke habe man beispielsweise die schwierige Situation an der Kreuzung Zur Zolltafel/Weilenbühlstraße/Wilhelm-Becker-Straße, die man entschärfen wolle. Angedacht sei hier der Bau eines Kreisverkehrs gewesen, "auch, damit die Fußgänger die Straße besser überqueren können".

Zudem solle der Ausbau des Fußwegs entlang der Zolltafel forciert werden. Man müsse jedoch auch schauen, wie die Situation sich gestalte, wenn weitere Ansiedlungen beim Gewerbegebiet Salzgrube folgen und die Verkehrsbelastung noch weiter steige. Lorke: "Dann brauchen wir für das Gewerbegebiet eine zusätzliche Anbindung."

Was die Freien Wähler sagen: Die Fraktion hat sich mit der Auswirkung der Sperrung der Kapellenwaldstraße beschäftigt und will sich jetzt um Lösungen bemühen. "Es muss überlegt werden, wie Weilersbach entlastet werden kann, wenn die Sperrung aufrecht erhalten wird", so Stadtrat Rudolf Nenno von den Freien Wählern. Dass Handlungsbedarf bestünde, sei keine Frage – schließlich habe der Verkehr dort "signifikant" zugenommen. Aktuelle Messungen hätten eine Zunahme von 50 bis 60 Prozent ergeben.

"Wir haben an der Zolltafel eine kritische Stelle, das lässt sich nicht bezweifeln", so Nenno. Davon würden auch die vom Verkehr teilweise beschädigten Warnbarken in der Straße Zur Zolltafel zeugen. Problematisch sei zudem die 90-Grad-Kurve und der von Stern und Lorke angesprochene einseitige Bürgersteig. Die Fraktion habe deshalb am Dienstag eine Anfrage an den Oberbürgermeister und die Verwaltung geschickt, wie in dieser Angelegenheit nun weiter vorgegangen wird.

Nenno betont in diesem Zusammenhang auch, dass sich der Gemeinderat eigentlich gegen die Sperrung der Kapellenwaldstraße ausgesprochen hatte – die Stadt setzte sich aufgrund zur Entschärfung des Unfallschwerpunkts jedoch über die Entscheidung hinweg.