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Verurteilter Neonazi Ralph-Thomas K. schafft neue Internetseite voller fragwürdiger Inhalte / Aufruf zur Solidarität und Geldspende

Von Cornelia Spitz

Die Tinte unter dem Urteil des Oberlandesgerichts gegen den St. Georgener Ralph-Thomas K. als ein führender Kopf der Neonazi-Plattform Altermedia ist gerade erst trocken. Alle vier Verurteilten gehen in Revision. Und unterdessen startete K. sein neuestes Internetprojekt.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Sie heißt "Freiheit für Ralph", existiert im Internet ebenso wie im sozialen Netzwerk Facebook, und soll ein Informationsblog und eine "Soli-Seite" für Ralph-Thomas K. sein. Er selbst steht im Impressum, zeigt sein Konterfei in einer Art Zeichnung und nimmt unter anderem Stellung zum gegen ihn gesprochenen Urteil, das eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten vorsieht (wir berichteten). Die Neonazi-Plattform Altermedia wurde längst verboten und aus dem Netz gelöscht. Sie galt als führende Seite, auf der sich Neonazis aus Deutschland und darüber hinaus tummelten. Ein Platz auch für Volksverhetzung und sogar die Aufforderung zu Straftaten. Die Server standen lange Zeit unantastbar in Russland. Doch dann griffen die BKA-Ermittler zu. Altermedia ist Geschichte, seine Macher sind verurteilt.

Doch einer von ihnen, der St. Georgener Ralph-Thomas K., der als ein führender Kopf gilt, hat eine neue Website geschaffen: "Freiheit für Ralph". Auf der Plattform sollen unter anderem "Neuigkeiten aus der nationalen Bewegung" veröffentlicht werden. Und sie dient offenbar auch dem Sammeln von Zuwendungen: "Wie allgemein bekannt, kostet ein Verfahren Geld (...) Mit der Verurteilung wurden auch die Verfahrenskosten in Rechnung gestellt." Wie hoch genau der Betrag ist, will K. veröffentlichen, "sobald das Urteil und der Zahlungsbescheid eingetroffen sind". Er wolle auch "für den Fall eines späteren Haftantrittes ein klein wenig Unterstützung" haben, schreibt er, und das gespendete Geld in die Methalle und zum Erhalt des Wohnraumes stecken – gemeint sind offenbar sein unter anderem mit Symbolen der Runenreihe verziertes Wohnhaus und ein Anbau, der auch einschlägigen Veranstaltungen der Szene dient.

Zwischen den vielen Zeilen der Texte auf der Website wird klar: K. wertet seine Verurteilung im Zusammenhang mit der Neonazi-Plattform Altermedia als Beschneidung der Meinungsfreiheit. Märtyrerhaft rufen er und seinesgleichen dazu auf, sich mit Ralph-Thomas K. und anderen "Kameraden in Kerkerhaft" solidarisch zu zeigen, die teilweise wegen Meinungsdelikten inhaftiert seien. Und dabei gehen die Schreiber hart mit dem Rechtssystem ins Gericht: "Wir klagen ein Justizsystem an, das sich zur Hure der antideutschen Politik macht und Dissidenten, Bürgerrechtler und Regimekritiker vor Gericht zerrt!"

Auch vor dem Brückenschlag zu rechtsradikalen Schwergewichten wird nicht zurückgeschreckt. Offenbar zur Kontaktaufnahme empfohlen wird der einstige RAF-Gründer Horst Mahler, der zu über zwölf Jahren Haft verurteilt wurde und im Gefängnis in Brandenburg sitzt – bei seinem Haftantritt soll der Holocaust-Leugner nach Polizeiangaben den Hitlergruß gezeigt und etwa 35 Anhängern "Heil" zugerufen haben. Und auch dem ebenfalls inhaftierten österreichischen Holocaustleugner und rechtsextremen Publizisten Gottfried Küssel gilt die Aufmerksamkeit von K. offenbar. Die Postadressen der inhaftierten Nazis im Gefängnis werden veröffentlicht, scheinbar beiläufig wird bemerkt, man solle "keine bloßen Parolen oder pathetische Erklärungen, die lediglich die mitlesende Zensur in Verwirrung und zum Zurückhalten der Post animieren könnte" schreiben.

Doch nicht nur die der Seite angestammten Inhalte lassen aufhorchen, auch die auf der so genannten "Soli-Seite" verlinkten Empfehlungen. So wird unter "in eigener Sache" für die Möglichkeit geworben, sich mittels eines Proxyservers "anonym" im Internet zu bewegen und "seine Surfspuren im Weltnetz zu verschleiern" – samt "anonymer IP Adresse aus dem Offshorestandort Russland", wo einst auch der Altermedia-Server stand. Das tief-braune Netzradio Germania für "aufrechte Deutsche" wird angepriesen – dieses wünscht den Kameraden viel Spaß beim Hören und "allen anderen empfehlen wir, dass sie sich zurück in ihr Häuschen verkriechen und dort auf ihren Untergang warten. Auf dass er sie so trifft, wie sie es verdienen!". Der "dritte Blickwinkel" wird empfohlen, wo Frank Kraemer sich mit Themen wie dem "Deutschenhass" beschäftigt. Haufenweise Werbung für Online-Läden mit einschlägigen Produkten wird gemacht, etwa einen Versand, der Filme offeriert, "die in jeden deutschen Haushalt gehören" und parallel dazu eine Landkarte des "niemals vergessenen" Dritten Deutschen Reichs zeigt. Inhalte, die eng verwandt sind mit K.’s Zeilen vom 8. März, zwei Jahre nach der U-Haft: "Noch sitzen sie eben am längeren Hebel. Betrachtet man die Weltgeschichte, wird auch dies irgendwann nur eine kurze Epoche in der Weltenzeit gewesen sein."