Noch nie lief es für die Handwerksbetriebe konjunkturell so gut wie jetzt. Foto: Mirgeler Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Handwerkskonjunktur weiter auf Rekordniveau / Betriebe brauchen Fachkräfte

Die Konjunktur im Handwerk hat das Spitzenniveau des Vorjahres erreicht.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Konstanz unter ihren Mitgliedsbetrieben. Über 80 Prozent bewerten die Geschäftslage im dritten Quartal 2018 als gut. Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass das in den kommenden Wochen so bleiben wird. Jeder vierte Betrieb rechnet sogar mit einer weiteren Verbesserung.

Schon jetzt sind die Umsätze bei 37 Prozent der Betriebe gestiegen (Vorjahr: 33,2 Prozent) und auch die Auftragsbücher sind voller denn je. Nennenswerte Kapazitäten haben nur 5,5 Prozent der Betriebe frei. "Wir arbeiten auf Hochtouren und könnten noch mehr tun, wenn wir mehr Hände hätten. Aber personelle Verstärkung ist nicht in Sicht", sagt Handwerkskammerpräsident Gotthard Reiner.

Die angespannte Fachkräftesituation im anhaltenden Konjunkturhoch macht eine Sonderumfrage das Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT) deutlich: Rund ein Viertel der Betriebe geben an, im letzten Jahr bei der Fachkräftesuche erfolglos geblieben zu sein. Dementsprechend fiel der Beschäftigungsimpuls des Handwerks im Kammerbezirk Konstanz in den letzten Wochen etwas schwächer aus als im Vorjahresquartal: 13,7 Prozent der befragten Betriebe haben neue Mitarbeiter eingestellt (Vorjahr: 17,1 Prozent), während sich bei 8,4 Prozent der Personalstock verkleinerte (Vorjahr: 8,2 Prozent). Mit einer Verringerung ihrer Mitarbeiterzahl rechnen 2,5 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 3,5 Prozent). "So kommt man an die Grenzen des Wachstums, im Handwerk wie in der Gesamtwirtschaft", warnt Reiner. Sein Appell: "Es wird höchste Zeit, sämtliche Klischees hinter sich zu lassen – von wegen Männerarbeit, Frauenarbeit, Schreibtischarbeit, Baustellenarbeit. Was zählen sollte, sind die Chancen und die Inhalte."

Die Betriebe seien, wie die Umfrage ebenfalls zeige, in den letzten Jahren flexibler geworden und kämen ihren Mitarbeitern sowohl mit einer übertariflichen Bezahlung und verschiedenen Gratifikationen als auch beim Wunsch nach Eigenverantwortung und bei der Arbeitszeitgestaltung entgegen. Auch in ihre Ausstattung sollten Betriebe investieren: "Wo Personal fehlt, sind effizienzsteigernde Maßnahmen unumgänglich", empfiehlt Reiner.

Die einzelnen Branchen

In den meisten Branchen hat sich die Stimmung weiter verbessert. Besonders gut wird die Geschäftslage im Ausbauhandwerk beurteilt, gefolgt vom Bauhauptgewerbe. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (etwa Feinwerkmechaniker, Metallbauer oder Gebäudereiniger) ging der Wert leicht zurück, sie erzielen aber immer noch das drittbeste Ergebnis im Branchenvergleich. Den deutlichsten Stimmungsaufschwung gab es in der Gesundheitsbranche mit einem Plus von 18,6 Zählern beim Geschäftslageindex. Im Kfz-Gewerbe und in der Nahrungsmittelbranche lagen die Werte leicht über denen des Vorjahres. Bei der Dienstleistungsbranche waren es 7,3 Zähler weniger. Gemischter sind die Gefühle mit Blick auf das nächste Quartal: Besonders positiv sind die Erwartungen in der Gesundheitsbranche. Auch bei den personenbezogenen Dienstleistern (zum Beispiel Friseure), in der Nahrungsmittelbranche und im Ausbauhandwerk hofft man weiterhin auf gute Geschäfte. Verhalten optimistisch blicken das Kfz-Gewerbe und die Zulieferbetriebe in die nächsten Wochen, während das Bauhauptgewerbe eher von einer Verschlechterung ausgeht.