Freund springt bei der Vierschanzentournee auf Platz sechs - Morgenstern siegt.

Oberstdorf - Es war vielleicht kein Traumstart in die diesjährige Vierschanzentournee. Ein starker Auftakt gelang den deutschen Skispringern aber allemal. Beim erwarteten Sieg des Österreichers Thomas Morgenstern überzeugte besonders Severin Freund als Sechster.

Er hatte ja schon zuvor angekündigt, dass er nicht zu denen gehört, die ihr Innerstes gerne nach außen kehren. Und so war es auch alles andere als eine Jubelorgie, die stattfand, als Severin Freund durch den Auslauf der Schattenbergschanze in Oberstdorf fuhr. Bei 130,5 Metern war er kurz zuvor gelandet, hatte damit seine Topplatzierung aus dem ersten Durchgang (5.) so gut wie bestätigt, noch aber wusste er nicht so recht, wie er das nun feiern sollte. Er wiegte den Kopf hin und her, er klatschte ein paarmal in die Hände, die Faust reckte er nicht. Ein wenig später aber, als er seine Skibrille aus dem Gesicht geschoben hatte, konnte man sehen, wie groß die Freude war beim jungen Mann aus Rastbüchl.

Die Augen strahlten, den Mund hatte der 22-jährige Management-Student zu einem breiten Grinsen geformt, und dann sprudelten die Worte aus dem an sich eher introvertierten Athleten doch noch heraus - und sendete quasi Freund-liche Grüße an die zuletzt nicht gerade verwöhnten deutschen Skisprung-Fans. "Von einem Top-Ten-Ergebnis gleich in Oberstdorf kann man träumen", sagte er, dass er es tatsächlich geschafft hat, darüber freue er sich "unglaublich, die harte Arbeit hat sich ausgezahlt". Am Ende des Auftaktspringens der 59. Vierschanzentournee stand für Severin Freund das bislang beste Weltcup-Ergebnis: Platz sechs. "Die beste Platzierung ausgerechnet bei der Tournee zu erreichen ist klasse", jubelte Freund.

Das allein hätte Werner Schuster wahrscheinlich schon ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, doch dem Bundestrainer der deutschen Skispringer boten sich weitere Gründe zur Freude. Insgesamt acht seiner Schützlinge hatten es ins Finale geschafft, zwar konnten Martin Schmitt (18.), Michael Uhrmann (19.), Felix Schoft (21.) und Stephan Hocke (24.) ihre starken Leistungen aus der Qualifikation im ersten Durchgang am Mittwoch bei schwierigen Bedingungen nicht ganz bestätigen, einen Aufwärtstrend bedeutete der Wettbewerb dennoch. "Im Vergleich zum Vorfeld der Tournee habe ich mich deutlich gesteigert", sagte der Schwarzwälder, "ich hatte hier Sprünge auf hohem Niveau, das gibt Hoffnung."

Mit viel Hoffnung reist die komplette deutsche Mannschaft nun zur zweiten Station der Tournee nach Garmisch-Partenkirchen, wo der Schanzen-Vierkampf am Freitag (13.45 Uhr/ARD) mit der Qualifikation für das Neujahrsspringen fortgesetzt wird. "Die Mannschaftsleistung war schön anzuschauen", sagte Freund, hinter dem Michael Neumayer als Achter ebenfalls unter die besten zehn sprang. Richard Freitag war als guter 13. Drittbester der deutschen Mannschaft. "Mit acht Springern im zweiten Durchgang zu sein ist eine Nummer", sagte Schuster, "wir konnten ein Zeichen setzen." Und Freund erklärte: "Diese Freude wollen wir jetzt nach Garmisch mitnehmen."

Nicht weniger fröhlich wird Thomas Morgenstern dort ankommen. Der 24-jährige Österreicher wurde seiner Favoritenrolle am Mittwoch gerecht und sicherte sich seinen fünften Saison-Sieg. Gelaufen ist das Rennen um den Gesamtsieg trotz Morgensterns großem Vorsprung aber noch lange nicht. Mit dem in Oberstdorf zweitplatzierten Finnen Matti Hautamäki, dem Dritten Manuel Fettner (Österreich), Simon Ammann (4.) aus der Schweiz und Andreas Kofler (5./Österreich) liegen einige Springer in Lauerstellung. Im Grunde gehört nun auch Severin Freund zu dieser Gruppe - der Bayer aber bleibt auf dem Boden. "Ich behalte meine Ziele im Kopf", sagte er, "ich will einfach meine Sprünge verbessern." Mal sehen, wohin das noch führt.