Hier geht heute gar nichts: Der Bahnhof Rottweil ist am Montag wie ausgestorben – auf den Anzeigetafeln wird über den Totalausfall von Fern- und Nahverkehr informiert. Foto: Otto

Der Streik hat sich im Kreis Rottweil gleich am Morgen mit voller Wucht gezeigt: Viele Schüler mussten mangels Busverbindung mit dem Elterntaxi zur Schule gebracht werden, Pendler wichen aufs Auto aus. Doch auch damit ging es nicht wirklich schnell. Es kam zu erheblichen Staus.

Häufig ist der Kreis Rottweil bei Streiks in der Vergangenheit recht glimpflich davon gekommen. Nicht so dieses Mal. Vor allem die Ausfälle im öffentlichen Nahverkehr sorgten bei Pendlern, Schüler und Eltern für eine Belastungsprobe.

Das Problem: Was wirklich ausfällt, weiß man meist nicht. Und so versuchten viele Schüler einfach an der Bushaltestelle ihr Glück, kamen dann teilweise auch weiter, scheiterten dann aber an der Umsteigeverbindung. Der eine Bus kam, der andere eben nicht. So zum Beispiel in Schramberg-Sulgen, wo Schüler auch aus dem Umland am Morgen vergeblich auf die Verbindung Richtung Rottweil warteten.

Elterntaxis im Einsatz

Elterntaxis oder – wie am Berufsschulzentrum in Rottweil – auch ältere Schüler mit Führerschein waren gefragt. Pünktlich in die Schule zu kommen war dennoch stellenweise kaum möglich. In Rottweil waren die Einfallstraßen überlastet, der Verkehr staute sich überall – aus einer normalerweise viertelstündigen Fahrt wurden schnell 45 Minuten.

Die Folge: Etliche Stühle blieben am Montag vor allem in jenen Schulen mit größerem Einzugsgebiet leer. Die Eltern der Kinder seien frühzeitig über den anstehenden Streiktag informiert worden, teilt Andreas Kienzler, Schulleiter der Realschule Rottweil auf Nachfrage mit. Demnach durften Schüler am Montag dem Präsenzunterricht fernbleiben, falls sie wegen des Warnstreiks nicht zur Schule kommen können. Insgesamt habe sich die Zahl der fehlenden Schüler aber in Grenzen gehalten, sagt Kienzler.

Per Elternbrief über Streik informiert

Bereits in der vergangenen Woche sei laut Schulleiter Rüdiger Gulde ein Elternbrief versendet worden, der auf den Streiktag des öffentlichen Nahverkehrs aufmerksam gemacht habe. Die Eltern seien von der Schulleitung des Leibniz-Gymnasiums darum gebeten worden, sich Alternativmöglichkeiten zu Bus und Bahn zu überlegen, „da es am Montag eng werden könnte“.

Diese Vorkehrung habe dazu beigetragen, dass nur wenige Schüler am Montagmorgen zu spät zur Schule gekommen seien, sagt Gulde. Er vermutet aber auch: Weil viele der Busse zu privaten Busanbietern gehören, sind einige trotz des Streiktages weiterhin gefahren. Aber: Welche nun genau fahren, das sei oft unklar gewesen.

Viele Schüler und Lehrer stellen sich rechtzeitig darauf ein

Am Albert-Magnus-Gymnasium in Rottweil seien kaum Auswirkungen des Streiks bemerkbar gewesen: „Bis auf ganz wenige Schüler sind eigentlich alle da“, sagt der Schulleiter Jochen Schwarz auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Zahl der fehlenden Schüler sei sogar unterdurchschnittlich, gibt der Schulleiter Jochen Schwarz Auskunft.

Viele Busse seien nach Plan gefahren, viele der Schüler seien in weiser Voraussicht aber auch von den Eltern gefahren worden. Auch bei den pendelnden Lehrern habe es keine Verzögerungen auf dem Weg zur Arbeit gegeben, sagt Schwarz.

So war es auch bei den beruflichen Schulen: An der Nell-Breuning-Schule hätten zwar „nicht mehr Schüler gefehlt als sonst auch“, allerdings stauten sich die Autos vor dem Berufsschulzentrum deutlich. Wer seine Kinder hier absetzen und abholen wollte, musste deutlich mehr Zeit mitbringen als sonst üblich.

Nichts geht mehr am Bahnhof

Gähnende Leere herrscht derweil am Bahnhof Rottweil. Pendler auf der Gäubahnstrecke sind Kummer ohnehin gewohnt, nun aber machte die Anzeige deutlich: Hier geht heute gar nichts: „EVG-Streik. Fern- und Nahverkehr aktuell eingestellt. Das einzige, was am Bahnhof rollte, war der Stadtverkehr – gähnend leer. An der Haltestelle Bahnhof wollte an diesem großen Streiktag niemand ein- oder aussteigen.

Streikgruppe in Schramberg

In Schramberg zeigten jene, die streikten, am Montagmorgen Flagge. Eine Gruppe versammelte sich vor dem Busbahnhof, um den Forderungen nach mehr Lohn gemeinsam mit Anja Zeitz vom DGB-Dachverband Südbaden Nachdruck zu verleihen. Neben Verständnis und Zuspruch für die Busfahrer gab es von Passanten vereinzelt auch kritische Stimmen. Der Streik, er hat verständlicherweise an diesem Tag für Missstimmung gesorgt – was bei einem Streik eben auch Sinn der Sache ist.