Schiedsrichter Benjamin Cortus (li.) überprüft seine Elfmeter-Entscheidung im Spiel des VfB gegen den 1. FC Köln – und revidiert sie anschließend. Foto: dpa

Ausgehend vom Duell des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln war der Videobeweis auch am achten Bundesligaspieltag Gegenstand hitziger Diskussionen. Wir sagen, warum.

Stuttgart - Peter Stöger ist keiner, der auf den Mund gefallen ist. Doch am späten Freitagabend war es für einen Moment lang vorbei mit seiner Redseligkeit. „Ich habe keine Lust mehr, darüber zu sprechen“, sagte der Trainer des 1. FC Köln. Dafür redeten mal wieder viele andere über den vor dieser Saison eingeführten Videobeweis in der Fußball-Bundesliga. Und zwar nicht nur am Freitagabend, sondern das ganze Wochenende über.

Stuttgart, München, Dortmund: Gleich mehrfach kam der Videobeweis auch am achten Spieltag der Saison zum Einsatz. Und: Tatsächlich wurden am Ende jeweils korrekte Entscheidungen getroffen. Diskussionen gab es dennoch – und die begannen an jenem Freitagabend in Stuttgart.

Der VfB ist sicher: kein Elfmeter

Dennis Aogo, der Defensivspieler des VfB, und Kölns Stürmer Sehrou Guirassy waren im Stuttgarter Strafraum kurz vor dem Ende der Partie beide zu Fall gekommen. Es hatte eine Berührung gegeben – doch unklar war, wer denn nun wen getroffen hatte. Schiedsrichter Benjamin Cortus entschied zunächst auf Strafstoß für den FC, es folgten fast vier Minuten, in denen der Referee erst mit dem Kollegen am Bildschirm in Köln konferierte und sich die Szene dann selbst am Spielfeldrand noch einmal anschaute. „Es gibt schönere Situationen“, meinte VfB-Coach Hannes Wolf, der mit Cortus’ Entscheidung dann aber leben konnte. Der Schiedsrichter revidierte seinen Pfiff, die Partie wurde mit Schiedsrichterball fortgesetzt. Wolf sagte später aus Sicht des glücklichen Siegers: „Ich bin froh, dass der Videobeweis eingeführt worden ist.“ Beim VfB war man sich am Tag danach sicher: Es war kein Elfmeter, die Entscheidung am Ende folglich die richtige.

Auch Jörg Schmadtke ist „vom Grundsatz her ein Befürworter des Videobeweises“. Doch der Sportdirektor der Kölner meinte zur Einführung auch: „Man muss am achten Spieltag sagen, dass das nicht gelungen ist.“ Weil es dennoch viele Diskussionen, aus seiner Sicht nicht immer richtige Entscheidungen und eine fragwürdige Anwendung gibt. Zum Beispiel am Freitagabend in der Mercedes-Benz-Arena beim Spiel des VfB gegen den 1. FC Köln (2:1).

Schmadtkes Meinung nach hatte es bei der Attacke von Dennis Aogo gegen Sehrou Guirassy einen Kontakt gegeben, „der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen. Dann frage ich mich, warum die sich in Köln einmischen?“, erklärte Schmadtke.

Es dauert bis zur Entscheidung

Aus seiner Sicht zeige dies wieder einmal, „dass das, was besprochen wurde, und das, was getan wird, zwei unterschiedliche Dinge sind. Es gibt einen bestimmten Ablaufplan, an den man sich halten muss.“ Der besagt: Der Videoschiedsrichter greift nur dann ein, wenn eine klare Fehlentscheidung vorliegt. Ob dies in allen Fällen, in denen bisher die spontane Entscheidung des Referees auf dem Platz überprüft worden ist, so war? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Dazu kommt: Nach wie vor dauert es bis zur endgültigen Entscheidung oft sehr lange – auch, weil sich der Referee in kniffligen Situationen erst mit dem Kollegen in der Kölner Zentrale bespricht, um dann womöglich doch noch selbst an den Bildschirm zu gehen. Also so, wie am Freitagabend in Stuttgart geschehen. Und gerade die Zuschauer im Stadion fühlen sich in jenen Momenten nicht ausreichend über das aktuelle Geschehen informiert. Trotz der Gesten der Schiedsrichter. Denn die am Ende getroffene Entscheidung wird auch nicht – anders als in anderen Sportarten – über die Stadionlautsprecher kommuniziert.

So bleibt der Videobeweis auch nach acht Spieltagen ein Mittel, das den Fußball schon gerechter gemacht hat. Aber eben auch ein Grund für viele hitzige Diskussionen.