Alle Jahre wieder: VfB-Kapitän Christian Gentner beim obligatorischen Leistungstest mit Atemmaske Foto: Pressefoto Baumann

Die Profis des VfB Stuttgart starten am Mittwoch mit einem Leistungstest ins neue Fußballjahr. Er leuchtet den Fitnesszustand der Profis bis ins letzte Detail aus.

Stuttgart - So schrecklich das alte Jahr mit dem peinlichen 0:3 bei den Würzburger Kickers zu Ende ging, so schön hat das neue für die Profis des VfB Stuttgart begonnen: Torhüter Mitch Langerak etwa postete seine Neujahrsgrüße aus dem fernen Australien, Abwehrspieler Emiliano Insua begrüßte das neue Jahr samt Familie in seiner Heimat Argentinien. Alexandru Maxim vergnügte sich beim Skifahren in Ischgl, Matthias Zimmermann genoss die Wärme in Dubai.

Ab Mittwoch ist es mit der schönen Zeit aber vorbei. Dann ist wieder Fußball statt Feiern angesagt. Erst einmal bittet VfB-Trainer Hannes Wolf am Mittwoch und Donnerstag seine Schützlinge zum obligatorischen Leistungstest, ehe an Dreikönig (11 Uhr) wieder mit dem Ball trainiert wird. Der Test verrät Wolf, ob seine Schützlinge ihren Fitnessplan nicht nur pro forma im Weihnachtsgepäck hatten und ob sie mit der nötigen Grundfitness aus dem zweiwöchigen Urlaub zurückgekehrt sind. Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter dem Leistungstest?

Jedes Kilo zuviel schadet

Beim VfB umfasst er im Wesentlichen drei Komponenten: Zum Einen den Laktattest und die so genannte Spiroergometrie, die Messung des Atemgases. Und die Kraftmessung zum Anderen. Beim Laktattest geht es darum, die Grundlagenausdauer des Spielers zu bestimmen. Dazu muss er aufs Laufband und beginnt bei vier oder sechs Stundenkilometern mit dem Traben. Im Drei-Minuten-Abstand dreht sich das Band um zwei km/h schneller – in den Pausen wird den Profis ins Ohrläppchen gepiekst und Blut genommen.

Dabei wird die Bildung von Milchsäure (Laktat) und deren Anhäufung im Blut gemessen. Dadurch lässt sich eine Leistungskurve erstellen, aus der sich die individuelle Ausdauerleistungsfähigkeit ablesen lässt. Gelaufen wird, bis der Arzt kommt – die Besten schaffen 20 km/h.

Das ist kein Vergnügen, fällt aber auch nicht in die Kategorie unmenschliche Kraftanstrengung. „Ein Pflichttermin“, erinnert sich Ex-Profi Timo Hildebrand. „Er wird absolviert.“ Ohne Begeisterungsstürme, aber auch ohne hinterher ins Sauerstoffzelt zu müssen. Es sind schließlich Profis. Überhaupt könne man in einem zweiwöchigen Weihnachtsurlaub gar nicht so viel kaputtmachen, sagt Hildebrand. Gleichwohl: Jedes Kilo zuviel auf den Rippen schadet – ein unumstößliches Gesetz. Während im Vakuum zwischen Abstieg und Zweitligstart Spieler im Sommer zugaben, auch mal vier Wochen nur die Füße hochgelegt zu haben, bremsen Pulsuhren potenzielle Faulenzer in der Winterpause aus. Sie haben das individuell verordnete Fitnessporgramm über die Feiertage aufgezeichnet. Dazu gehören vier bis fünf Laufeinheiten pro Woche (jeweils circa eine Stunde), plus Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen für die Muskulatur.

VfB setzt verstärkt auf Vorbeugung

Doch Kraft und Ausdauer ist nicht alles. Im Hochgeschwindigkeitsfußball von heute kommt es genauso auf die Sprintstärke an, weshalb auch der Spiroergometrie große Bedeutung zukommt, wie VfB-Vereinsarzt Heiko Striegel erläutert. Mit einer Atemmaske wird die maximale Sauerstoffaufnahme und die abgabe von Kohlendioxid gemessen. Sie gibt Aufschluss darüber, wie ein Spieler auf kurze, intensive Belastungen reagiert – sprich: auf den sportartspezifischen Wechsel von kurzer, hoher Belastung im Sprint und ruhigeren Phasen. Zwischen 30 und 40 mal setzt ein Profifußballer während der 90 Minuten im Durchschnitt zum Sprint an – reine Grundlagenausdauer reicht dafür schon lange nicht mehr.

Was die Profis von heute auch mehr verschleißt als früher – weshalb Teil drei des VfB-Leistungstests die so genannte Kraftmessung beinhaltet. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob die Kraft- beziehungsweise muskulären Verhältnisse in beiden Beinen gleichmäßig ausgebildet sind. Überlastungsprophylaxe lautet das Stichwort: Die Aufgabe von Athletiktrainer Matthias Schiffers ist es, die Profis muskulär so auszutariweren, dass sie weniger anfällig für Verletzungen sind.

Nicht zu viel Hokuspokus

Das ist in Teilen neu beim VfB, wo man ansonsten in Sachen Leistungsdiagnostik eher auf Bewährtes setzt. Wo andere Vereine mit Shuttle-Run-Tests oder Critical-Power-Methoden die Trainingslehre vermeintlich neu erfunden haben, setzen Striegel und Co in Sachen Leistungsdiagnostik weiterhin auf den klassischen Laktattest. „ Bei ihm weiß man, was er bringt. Bei anderen Tests scheue ich mich davor, aus etwas Ungenauem etwas Genaues ableiten zu wollen“, sagt Striegel. 90 Prozent aller Bundesligisten sähen es genauso wie er, schätzt der Mediziner.

Überhaupt dürfe man die Bedeutung der Ausdauertests auch nicht überschäzen, meint Striegel. Die Einstellung der Profis habe sich zum Positiven verändert; die Zeiten, wo Spieler mit fünf Kilo Übergewicht aus dem Urlaub zurückkehrten, seien vorbei.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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