Die Trainer Alexander Zorniger (VfB) und Roger Schmidt (Leverkusen) bevorzugen dieselbe Spielidee – nun treffen beide aufeinander. Foto: Fotolia

Sie gelten als Taktik-Brüder im Geiste – müssen nun aber versuchen, den jeweils anderen zu überlisten. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) tritt der VfB Stuttgart mit Trainer Alexander Zorniger bei Bayer Leverkusen mit Coach Roger Schmidt an. „Wir werden uns etwas einfallen lassen“, sagt der VfB-Trainer.

Stuttgart/Leverkusen - Es war in Dubai, es war im Trainingslager beider Clubs, und es war nur ein Testspiel – aber eines mit Symbolkraft. RB Salzburg traf im Januar dieses Jahres auf RB Leipzig. Zwei Teams, eine Philosophie – und weil Frank Wormuth wissen wollte, was in dieser Konstellation entsteht, besorgte er sich Aufnahmen davon. Und wurde nicht überrascht. „Das lief genau so ab“, sagt der Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). So?

So, wie es auch an diesem Samstag laufen könnte. Dann trifft der ehemalige Trainer von RB Salzburg auf den ehemaligen Coach von RB Leipzig – das Duell heißt Bayer Leverkusen mit Roger Schmidt gegen den VfB Stuttgart mit Alexander Zorniger, der sagt: „Es ist schwer zu sagen, welches Spiel da herauskommt.“

Für Frank Wormuth kommt es ganz darauf an, wie streng sich die beiden Trainer an ihre favorisierte Spielidee mit Pressing, Gegenpressing, vielen Sprints und frühen Balleroberungen halten. „Wenn beide Teams ihre Spielidee in Reinkultur umsetzen, dann wird es ein Spiel, wie man es früher aus England kannte“, sagt der DFB-Trainer, „Kick and rush, die Bälle lang und hoch nach vorne, dann hinterher und den Gegner pressen.“ Wormuth nennt das auch „Eishockeyspiel“. Soll heißen: viele Aktionen, viel Tempo, aber kaum kontrollierte Aktionen im Mittelfeld.

"Die Qualität der Einzelspieler ist bei Leverkusen besser"

Alexander Zorniger brachte diese Spielidee im Sommer mit nach Stuttgart, Roger Schmidt trat mit ihr schon im Juli 2014 bei Bayer an, weshalb der VfB-Trainer sagt: „Leverkusen hat eine ähnliche Spielanlage wie wir. Nur sind sie ein Jahr weiter.“ Und damit in der Interpretation der Philosophie deutlich reifer.

Das zeigt sich für Frank Wormuth darin, dass die Bayer-Elf zuletzt ihren Stil verändert hat. „Sie spielen nicht mehr jeden Ball sofort nach vorne, sondern bauen ihr Spiel auch mal von hinten auf“, erklärt der Trainer-Ausbilder. Was aber auch abhängig sei von den zur Verfügung stehenden Spielertypen: „Viel hängt davon ab, ob ein Spieler wie Stefan Kießling vorne spielt oder der kleine Javier Hernandez.“ Kießling kann hoch angespielt werden, behauptet Bälle und setzt die nachrückenden Kollegen in Szene. Beim VfB fiel diese Rolle Daniel Ginczek zu. Der fehlt nun verletzt, der Einsatz von Leverkusens Torjäger ist fraglich. Für Zorniger gilt so oder so: „Die haben eine außergewöhnliche Geschwindigkeit im Spiel. Wir werden uns etwas einfallen lassen, wie wir sie hinten packen können.“ Zum Beispiel mit schnellen, aber flachen Pässen in die Spitze, wo Timo Werner Ginczek vertritt. „Der VfB pflegt ein gutes Umschaltspiel und hat schnelle Offensivspieler. Wir müssen defensiv sehr wachsam sein“, warnt Roger Schmidt. Gegen allzu mutiges Pressing und Gegenpressing des VfB spricht jedoch die Qualität des Gegners.

„Die Qualität der Einzelspieler ist bei Leverkusen besser. Sie sind Pressing-resistent“, sagt VfB-Sportvorstand Robin Dutt – und bestätigt damit Frank Wormuth, der sagt: „Die Vorteile des Systems von Zorniger und Schmidt kann man zunichtemachen, indem man als ballbesitzende Mannschaft das Spiel sehr schnell öffnet und nicht den nächsten, sondern den übernächsten Mann anspielt. Dann werden die Wege für die pressende Mannschaft sehr weit. Dafür braucht es aber eine sehr hohe Passqualität.“ Wie gesagt: Die ist bei den Bayer-Jungs vorhanden. Andererseits fingen sie sich zuletzt vier Gegentore gegen den AS Rom in der Champions League ein. Daher erklärt Wormuth auch: „Spielt man das System in Perfektion, machen auch ballsichere Teams Fehler.“ Das Problem: Von Perfektion war der ersatzgeschwächte VfB zuletzt doch ein Stück entfernt. Und keiner kennt die Argumente für oder gegen die Spielidee der Roten besser als Roger Schmidt.

Der fing einst im gleichen Sommer in Salzburg an wie Zorniger in Leipzig. Unter der Führung von Ralf Rangnick tauschten sich die Coaches der Red-Bull-Clubs regelmäßig aus. „Der Kontakt ist nie abgerissen“, sagt Zorniger, erklärt aber auch: „Wir haben noch nie gegeneinander gespielt.“ Weil das Testspiel im Januar schon ohne Roger Schmidt auf Salzburger Seite stattgefunden hat. Umso spannender wird es sein, was an diesem Samstag passiert.