Der VfB Stuttgart befindet sich in einem Dauertief. Die Mängelliste der Schwaben ist lang, die Versäumnisse groß - eine Bestandsaufnahme beim Bundesliga-Schlusslicht.
Stuttgart - Beim VfB Stuttgart hat nun wirklich keiner mehr Lust auf das Dauertief. Doch die Mängelliste bei den Schwaben ist lang, die Versäumnisse sind groß. Die Verantwortlichen hoffen schon seit geraumer Zeit auf einen Wandel zum Besseren.
Die Krise des VfB Stuttgart hat viele Gesichter. Eine Bestandsaufnahme beim Fußball-Bundesligisten:
Der Trainer
Huub Stevens mag diesen einen Satz. „Die Spieler müssen wissen, wo es lang geht“, sagt der Niederländer gerne mal. Ordnung und Disziplin versucht der Limburger seiner verunsicherten Mannschaft auch auf seiner zweiten Rettungsmission zu vermitteln. Der als „Knurrer von Kerkrade“ verschriene 61-Jährige ist zudem um intensive Kommunikation mit seinen Spielern bemüht - dazu zählt auch das gemeinsame Frühstück.
Schienbeinschoner gehören zum Training, Mützen sind dagegen verpönt. Stevens simuliert mit seiner Truppe im Training schließlich den Ernstfall. „Er ist eine sehr ehrliche Haut, der mit Kritik nicht hinterm Berg hält“, beschreibt ihn Stürmer Martin Harnik. Vollprofi Stevens wirkt gelassen im Existenzkampf.
Die Mannschaft
Auch in dieser Saison zeigte der VfB nur in zaghaften Ansätzen, was er zu leisten imstande ist. Dazwischen mussten die schwäbischen Fans Fehler en masse in Defensive und Offensive miterleben. Eklatant ist die Schwäche bei Standards: Eine zweistellige Zahl an Gegentoren resultierte aus ruhenden Bällen. Mit der offensiven Ausrichtung von Stevens’ Vorgänger hatte das allerdings nichts zu tun. „Er lässt uns das spielen, was man mit der Mannschaft auch spielen kann“, meinte Keeper Sven Ulreich zur neuen auf Ordnung bedachten Spielweise.
Ausfälle von Stützen wie Vedad Ibisevic, Antonio Rüdiger oder Daniel Didavi erschweren die geplante Aufholjagd. Mit dem erst 18 Jahre alten Verteidiger Timo Baumgartl spielt sich immerhin ein Talent in den Vordergrund.
Der Manager
Viele Jahre war Fredi Bobic das Gesicht des VfB Stuttgart in der Öffentlichkeit. Seit der Trennung versucht Jochen Schneider das Machtvakuum als Sportdirektor zu füllen. Für den 44-Jährigen, der schon 1999 zum VfB kam, ein Schritt aus dem Hintergrund ins Rampenlicht. „Wenn ich mir die Aufgabe nicht dauerhaft zutrauen würde, würde ich es auch nicht übergangsweise machen“, sagte der zurückhaltende und loyale Schneider, nachdem er als Interimslösung vorgestellt worden war.
Klare Worte scheut er nicht. „Es ist bitter, was wir den Zuschauern zumuten“, meinte Schneider nach dem 0:4 gegen Schalke 04. Einen klangvollen Namen besitzt er in der Branche allerdings nicht. Der frühere DFB-Sportdirektor Robin Dutt und der aktuelle Augsburger Manager Stefan Reuter dagegen schon eher.
Der Präsident
Von der viel und oft beschworenen Aufbruchstimmung um Präsident Bernd Wahler ist nur noch wenig übriggeblieben. Kurz nach seiner Wahl im Juli 2013 sprach er vom Ziel, innerhalb „von drei bis fünf Jahren“ die Champions League zu erreichen - stattdessen geht es für den fünfmaligen Meister nur noch um die Existenz. Und Wahler, der seit seinem Antritt schon seinen fünften Trainer erlebt, muss sich als Krisenmanager in scheinbarer Endlosschleife präsentieren.
Die Rückholaktion von Armin Veh war jedenfalls ein Flop, seine nächsten Personalentscheidungen müssen sitzen, sonst wird der VfB weiter abgehängt. Die Ausgliederung der Profi-Abteilung für das Frühjahr 2015 sieht Wahler als wichtige Etappe an, um den Verein zukunfts- und wettbewerbsfähig zu machen. Die Mitglieder können sich allerdings gegen das Votum stemmen. Erfolglosigkeit ist keine gute Voraussetzung, um die VfB-Anhänger hinter sich zu bringen.