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Stürmer Vedad Ibisevic nutzt den Fehler von Nürnbergs Neuling Marcos Antonio eiskalt und erzielt das schnellste Tor dieser Saison.

Nürnberg - Der Vergleich war nicht ganz fair, aber so ist das halt bisweilen im Fußball. Da traf Marcos Antonio, bis dahin null Bundesligaspiele, auf Vedad Ibisevic, 134 Bundesligaspiele. Aber was heißt da nicht fair? In den ersten Ligen in Frankreich, Rumänien, Portugal und Griechenland hat es der Brasilianer auf 175 Einsätze gebracht, er ist demnach sogar erfahrener als Ibisevic – und dennoch sah Marcos Antonio, der Neuzugang des 1. FC Nürnberg, uralt gegen den Bosnier aus. Nach 24 Sekunden spielte er den Ball zurück zu Torhüter Raphael Schäfer, dummerweise viel zu kurz. Ibisevic spritzte dazwischen, schnappte sich den Ball und versenkte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken – das schnellste Tor in der bisherigen Saison. Dank durfte der leidgeprüfte Innenverteidiger von seinem Kontrahenten nicht erwarten. „Der Junge wollte diesen Fehler nicht machen“, sagte Ibisevic, „aber ich bin ein Stürmer, der das ausnutzen muss.“

Ein echter Torjäger kennt keine Gnade.

Bruno Labbadia weiß, wovon Ibisevic spricht – er war früher selbst ein Stürmer. „Das ist Torjäger-Manier“, lobte der Trainer, „ein Torjäger geht dem Ball 99-mal vergebens nach, und einmal klappt es.“ Diese ständige Bereitschaft kommt nicht von ungefähr, der VfB trainiert sie regelmäßig. „Wir animieren die Spieler, ständig hellwach zu sein“, sagte Labbadia.

Mit seinem Blitz-Tor löste Ibisevic die Handbremse in den Köpfen seiner Mitspieler – dachte zumindest Ibisevic. So war es aber nicht. Auch mit der Führung im Rücken tat sich die Mannschaft schwer, bis mit dem 2:0 durch Martin Harnik (75.) der Sieg unter Dach und Fach war. So schwer, dass sich Ibisevic wunderte: „Wir haben gesehen, dass wir unheimlich viel investieren und einen riesengroßen Aufwand betreiben müssen. Das müssen wir auch in den nächsten Spielen beherzigen.“

Mit einiger Sicherheit hätte sich der VfB leichtergetan, wenn Raphael Holzhauser nach elf Minuten die nächste Großchance genutzt hätte. Wieder war Marcos Antonio der Unglücksrabe, er vertändelte den Ball leichtfertig und hatte Glück, dass der anschließende Schuss nur am Außennetz landete. Bei den eigenen Fans aber war er damit unten durch. Sie quittierten fortan jede Ballberührung mit Pfiffen. Nach 16 Minuten nahm ihn Trainer Dieter Hecking vom Platz. „Mit dem ersten Fehler bringt er sich schon richtig in Zugzwang. Ein paar Minuten später passiert fast das gleiche Ding. Dann ist er nicht mehr haltbar“, sagte der Trainer.

So gesehen hat Vedad Ibisevic gute Chancen, den armen Marcos Antonio in Kürze an Einsätzen zu übertreffen. Bei dem Brasilianer dürften so schnell keine neuen hinzukommen, zumindest nicht in Nürnberg.