Cacau. Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart will endlich in der Liga punkten: Nationalstürmer Cacau ersetzt Ibisevic, Düsseldorfs Trainer Meier fürchtet eher Martin Harnik.

Stuttgart - Wer meint, nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Bundesligaspielen sei die Situation beim VfB angespannt, hat womöglich recht. Allerdings ließ sich Trainer Bruno Labbadia davon nichts anmerken, als er nach dem Pressegespräch auf die Brücke des Ausflugsschiffs stieg, das am Landesteg Neckarpark ankerte und am Abend im Auftrag eines VfB-Sponsors losschipperte – unter anderen mit Präsident Gerd Mäuser und der VfB-Traditionsmannschaft an Bord. Für die Fotografen bimmelte Labbadia an der Schiffsglocke – Sinnbild für sein Vorhaben gegen Düsseldorf: Am Samstag gibt es eins auf die Glocke! Ohnehin gilt für Käptn Labbadia: Ruhe bewahren. „Wir werden jetzt nicht alles über Bord werfen und unser Konzept infrage stellen.“

Um in der Bundesliga in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen, hat der Trainer auch schon einen Plan in der Tasche. Auf ihm hat er fünf Stichworte dick markiert: Bewegung, Tempo, Präzision, Geduld – und Cacau. Der gebürtige Brasilianer soll die Fortuna das Fürchten lehren. „Er wird spielen“, sagt Labbadia. Vedad Ibisevic, der Knipser vom Dienst, ist nach seiner Roten Karte zwei Spiele gesperrt, viel mehr Auswahl hat Labbadia im Sturmzentrum ohnehin nicht. Da fällt dem einen oder anderen der Name Julian Schieber ein, der bei Borussia Dortmund seit seinem Wechsel im Sommer meist die Ersatzbank drückt – beim VfB wäre jetzt womöglich seine große Chance gekommen.

Ob Cacau einen Sturmpartner zur Seite bekommt, bleibt offen

Die bietet sich nun Cacau, und die will er schon aus Eigeninteresse nutzen, um im Zweikampf mit Ibisevic zu punkten. Da trifft es sich gut, dass sein fiebriger Infekt abgeklungen ist und er inzwischen wieder bei Kräften ist. „Vier, fünf Tage lang hatte es ihn richtig gebeutelt, vergangene Woche war bei ihm nicht an einen Einsatz zu denken“, sagt Labbadia. Ob er Cacau, der gern die Räume nutzt und aus der Tiefe kommt, einen Sturmpartner zur Seite stellt und das Spielsystem von 4-2-3-1 auf 4-4-2 umstellt, lässt der Trainer offen: „Ich habe verschiedene Dinge im Kopf“, sagt er, „dafür braucht man erst einen Spieler, der ihn ideal ergänzen könnte.“ Tunay Torun ist so einer. Der Türke könnte anstelle von Tamas Hajnal, der als Spielmacher in einem 4-4-2-System keinen Platz hätte, Cacau unterstützen.

Ob es so kommt oder nicht, für Labbadia sind nach der „bösen Niederlage“ (1:6) in München andere Kriterien mindestens so entscheidend. Der Aufsteiger aus Düsseldorf ist nach einem Pokal- und zwei Bundesligaspielen ohne Gegentor. Labbadia rühmt die Fortuna für ihre „unheimlich hohe Bereitschaft, defensiv zu arbeiten“, und für die „Ruhe, wie sie das Spiel in Gladbach heruntergekickt hat“. Deshalb steht für ihn fest: „Wir brauchen hohes Tempo, um den Riegel zu knacken, wir müssen viel in Bewegung sein, präzise spielen und geduldig bleiben, sonst laufen wir ins offene Messer.“

„Wichtig ist, dass wir unsere Fehler ansprechen und daraus lernen“, findet Labbadia

So wie in München, wo der VfB diese Tugenden nicht gezeigt hat. Wie die Mannschaft mit der Abreibung umgegangen ist? Da schmunzelt Labbadia und sagt: „Schwer zu sagen, wir hatten 13 Nationalspieler auf Reisen.“ Diese Ablenkung, hofft er, habe den Auswahlspielern gutgetan. Ansonsten setzt er auf den heilenden Effekt einer „kurzen Aufarbeitung“. Sein Blick geht nach vorn, auf fünf Spiele in 15 Tagen: „Wir haben gar keine Zeit, um groß zurückzuschauen. Wichtig ist, dass wir unsere Fehler ansprechen und daraus lernen.“ Dazu zählt eine regere Kommunikation, besonders unter den Führungsspielern. Die schauten sich in München groß an, als die Torflut über sie hereinbrach, aber keiner rüttelte den anderen auf. „Das muss besser werden“, sagt Labbadia.

Gut, dass Cacau nicht auf den Mund gefallen ist. Dabei ist er nicht einmal derjenige, der Düsseldorfs Trainer Norbert Meier schlaflose Nächte bereitet. Das ist Martin Harnik, der 2009/10 für die Fortuna stürmte. „Er ist ein sauberer Junge, der in Ordnung ist. Schade, dass wir solche Spieler nicht dauerhaft hier halten können“, sagt Meier. Jetzt stürmt Harnik für den VfB, Gnade darf seine alte Liebe nicht erwarten. Schließlich heißt das Spiel am Samstag nicht „Schiffe versenken“. Sondern „Fortuna versenken“.