Ein Mann geht über eine historische Wendeltreppe im Alten Polizeipräsidium in Frankfurt am Main. Foto: dpa/Boris Roessler

Marode Gemäuer, bröckelnder Putz, kaputte Fensterscheiben, verwunschene Parks: „Lost Places“ – verlorene, verlassene, verschwundene, verwünschte Orte – sind ein beliebtes Ausflugsziel für Hobby-Fotografen und soziale Netzwerker. Bei Google gibt’s dazu die passende digitale Karte mit Suchfunktion.

Frühere Gefängnisse, verfallene Schulen, halb verschüttete Krematorien, verwaiste Schwimmbädern, baufällige Hotels: Orte, die einst belebt waren. Orte, die längst verloren, verlassen, verschwunden, verwünscht sind. Orte, die heute ein beliebtes Ausflugsziel für Hobby-Fotografen und soziale Netzwerker sind. Orte voller Geschichte und Geschichten. Orte, perfekt für außergewöhnliche Fotos. Das sind . . . „Lost Places“.

Was ist „Urban Exploration“?

„Urban Exploration“, „Urban Exploring“ oder kurz „Urbexing“, „Urbex“nennt sich die alternative Form der Stadterkundung nach verschwundenen, geheimnisvollen Stätten. . Die Fans dieses relativ neuen Genres der Ruinen-Fotografie nennen sich selbst „Urbexer“.

Was macht den Reiz von „Lost Places“ aus?

„Wir wollen als Fotografen den Verfall in Kunst transferieren. Wollen die Schönheit des Vergehenden herausarbeiten“, beschreibt eine der ‚Lost-Places‘-Fahnder ihr Hobby, das sie mit Menschen auf der ganzen Welt teilt. „Urbexer“ wollen den morbiden Charme verfallener Gebäude auf Fotos und Videos festhalten.

Die Bilder werden auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder X etwa unter dem Hashtag #lostplaces gepostet. Auf den Fotos bröckelt oft der Putz von den Wänden, dicker Staub wölbt sich auf den Treppenstufen, Fenster sind eingeschlagen. Es sieht aus wie in Gruselfilmen oder Mystery-Serien.

Wo findet man die Google-Maps-Karte Lost Places?

„Urbexer“ namens „Urbex Elite“ haben schon vor einiger Zeit damit begonnen, im Verborgenen, unerkannt von der Öffentlichkeit zu agieren und Fotos und Videos von „Lost Places“ weltweit zu sammeln. Auf einer kostenlosen Google-Maps-Karte mit einer umfangreichen Datenbank werden diese Orte übersichtlich und nach Erdteilen und Ländern katalogisiert präsentiert.

Hier kommen Sie zur Google-Maps-Karte Lost Places:

So sieht die Webseite der Google-Maps-Karte „Lost Places“ aus. Foto: www.google.com/maps/d/view/er

Was ist die Motivation der „Urbexer“?

Was bringt „Urbexer“ dazu, sich zu verlassenen, geheimnisvoll-verwunschenen Orten zu begeben? Dahinter steckt Neugierde, geschichtliches Interesse und die besondere Atmosphäre und Ästhetik verlassener Orten.

Offensichtlich tummelt sich in den sozialen Netzwerken neben den „Urbexer“ eine weitere Gruppe. Ihre Ambition scheint zu sein: der Reiz des Verbotenen, der Kick – oder auch die Klicks im Netz.

„Lost Places“ – die Bilder

Polizeipräsidium – Deutschland: Menschenleer und nach vielen Jahren des Leerstandes beschädigt präsentiert sich die Eingangshalle des Alten Polizeipräsidiums in Frankfurt. Foto: dpa/Boris Roessler
Polizeipräsidium – Deutschland: Während Teile des historischen Gebäudes erhalten werden sollen, werden große Teile des Areals der Abrissbirne zum Opfer fallen. Bis dahin zählt das Gebäude zu Deutschlands begehrtesten „Lost Places“. Foto: Imago/Hartenfelser
Hotel – Schweiz: Das Hotel Belvedere in Gletsch beim Furkapass. Anfangs des 20. Jahrhunderts war es eines der beliebten Hotels der Belle Epoque, in denen die wohlhabende Gesellschaft den Sommer verbracht. Heute steht das Hotel leer. Foto: Imago/die Bildmanufaktur/Andreas Haas
 
Kerpen Manheim – Deutschland: Der Ort Kerpen Manheim nahe des Tagebau Hambach ist ein sogenannter Lost Place, da viele Bewohner den Ort bereits aufgegeben und ihre Häuser verlassen haben. Foto: Imago/Panama Pictures
Polizeipräsidium – Deutschland: Seit 20 Jahren steht das denkmalgeschützte Alte Polizeipräsidium in Frankfurt leer. Foto: Imago/Hartenfelser
Polizeipräsidium – Deutschland: Treppenaufgang im verlassenen Polizeipräsidium Frankfurt. Foto: Imago/Peter Hartenfelser
Kosharitsa-Tunnel – Bulgarien: Zu Zeiten des Kommunismus Ende der 1950er in den östlichen Ausläufern des Balkangebirges errichtetes Eisenbahntunnelprojekt, das vor der Fertigstellung aufgegeben wurde. Foto: Imago/Ray von Zeschau
Sportforum – Deutschland: Leerstehenes und verfallenes Gebäude auf dem Gelände Sportforums Berlin-Hohenschönhausen. Foto: Imago/Seeliger
Polizeipäsidium – Deutschland: Auf dem Dachboden Aufstieg zur Funk- und Sendemastanlage im ehemaligen Frankfurter Polizeipräsidium. Foto: Imago/Zoonar/Thomas Ries
Auf dem ehemaligen Militärflugplatz auf der Halbinsel Pütnitz bei Ribnitz-Damgarten waren von 1952 bis 1994 sowjetische bzw. russische Jagdflieger stationiert. Dort soll bis etwa 2027 ein großer Ferienpark entstehen. Foto: Imago//Roland Hartig
Deutschland: ein marodes Treppenhaus. Foto: Imago/Zoonar/Daniel Kühne
Psychiatrie: gruselig verlassene Psychiatrie, die Wände mit Efeu bewachsen. Foto: Imago//Wirestock
Kirche – Deutschland: alte Schutzengelkirche im bayerischen Gräfendorf. Foto: Imago/Medien Service Mueller
Speicher – Deutschland: am Alten Speicher am Hafen Lindenau bei Leipzig. Foto: Imago/Zoonar/Tim Gabler
Fabrik – Deutschland: Nach erfolgloser Privatisierung des VEB Faserplattenwerk Ribnitz-Damgarten befindet sich das 46 Hektar große Gelände seit 1997 größtenteils im Dornröschenschlaf. Foto: Imago/Roland Hartig
Fabrik – Deutschland: Förderbandanlage für die Holzverarbeitung des Faserplattenwerks Ribnitz-Damgarten. Foto: Imago/Roland Hartig

Wo findet man „Lost Places“ in und um Stuttgart?

Auf den Webseiten der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Stuttgarter Nachrichten“ finden Sie unter dem Suchbegriff „Lost Place“ viele spannende und informative Artikel und Hinweise aus der Redaktion zu „Lost Places“ in und um Stuttgart.

Wir haben für Sie eine Auswahl aus der Fülle an verlorenen Orten zusammengestellt:

Hobbysuche oder Hausfriedensbruch?

Neben der spannenden Suche nach verlorene Orten darf man die rechtliche Seite nicht vergessen. Viele der brachen Gelände gehören privaten Eigentümern und das Betreten ist ohne deren Zustimmung nicht erlaubt.

Rechtlich gesehen balancieren die Besucher am Rande der Legalität und könnten wegen Hausfriedensbruchs belangt werden. Dabei gilt unter den eisten „Urbexern“ der Grundsatz: nicht einbrechen, nichts kaputt machen, nichts stehlen.

Auch meldet die Polizei immer wieder Unfälle auf verlassenen Geländen und in baufälligen Gebäuden. Die Feuerwehr warnt deshalb vor dem Betreten von „Lost Places“. Nicht nur marode Industrieanlagen seien gefährlich, sondern auch Atemgifte, die auf den ersten Blick nicht sichtbar seien.