Im Schurkenturm ist das bisherige Vereinslokal des Schwäbischen Albvereins Horb untergebracht. Foto: Maria Hopp

Eine gedrückte Stimmung beherrschte die 132. Mitgliederversammlung des Schwäbischen Albvereins (SAV).

Allen Anwesenden war bewusst, an diesem Abend endet nicht nur über eine Ära, sondern es ist über das Ende der Vereinsgeschichte zu entscheiden.

Vereinsheim an die Stadt zurück gegeben

Bereits vor der Versammlung hatte der Verein sein Heim im Schurkenturm gekündigt und an die Stadt Horb als Eigentümerin zurückgegeben. Nur über ein hohes Treppenhaus zu erreichen, war die Nutzung und Bewirtung in der schmucken Dachstube immer schwerer gefallen und nun aus Altersgründen nicht mehr möglich. Der Altersdurchschnitt aller 74 Mitglieder hatte die 70er-Grenze längst überschritten.

Über 6000 Arbeitsstunden in den Turm investiert Bezeichnenderweise gedachte Vorsitzender Rainer Gramer dem verstorbenen langjährigen Helfer Friedhelm Sommer. Der Elektromeister habe Vereinstreue, Wissen und Können in vorbildlicher Weise eingebracht. Das „alte Gemäuer“ lasse nicht erahnen, welche Sicherheitstechnik und Installation sich im Inneren verberge.

Mit tatkräftigem Team modernste Technik eingebaut

Der Verstorbene habe mit einem tatkräftigen Team modernste Technik und eine neue Küche eingebaut. Gut ein Drittel der über 130-jährigen Vereinsgeschichte habe der trutzige Turm über 50 Jahren dem SAV Heimat und Identität geboten. Über 6000 Arbeitsstunden leisteten die Mitglieder in ehrenamtlicher unbezahlter Schwerarbeit, um anfänglich Schutt wegzuräumen, später in dauernder Instandhaltung das Heim wohnlich und sicher zu erhalten.

Bedeutung wird nur von Ignoranten verkannt Nur Ignoranten sähen hinter dem verstaubten Image eines aus der Aktualität gefallenen Wandervereins ein vergreistes Häufchen, das eine Anhöhe hochschnaufe und sich an Ausblicken auf Burgen oder Täler berausche, um endlich in ein Wirtshaus einzukehren und veraltete Volkslieder zu singen.

Perfekt vorbereitete Wanderungen unternommen Jede einzelne Wanderung sei perfekt detailliert von ausgebildeten Wanderführern vorbereitet, die jede Belastung therapeutisch einschätzten und auf gesundheitliche Probleme vorbereitet seien. Sogar die Öffnungszeiten und das Angebot der Einkehr sei vor dem Start abgeklärt, denn das Wirtshaussterben nach Corona belaste extrem die Wanderplanung. Im zurückliegenden Jahr habe der SAV 15 Halbtages- und zwei Tageswanderungen neben dem Jahresausflug unternommen.

Keine Kandidaten für die Vorstandsämter gefunden Aussichtslosigkeit, gepaart mit Trauer, machte sich breit, als Wahlvorstand Bruno Kastirr niemanden der Anwesenden zur Übernahme eines Vorstandsamtes bewegen konnte. Mit Beklemmung verspürten alle die Konsequenz, damit die Auflösung des traditionsreichen Vereins zu besiegeln. Nur noch kommissarisch im Amt übernahmen Vorstand und Ausschuss die betrübliche Aufgabe, die Auflösung der Ortsgruppe ordnungsgemäß zum 31. Dezember 2024 zu organisieren. Für die zumeist betagten Mitglieder bedeuten die Schlussarbeiten mit Ausräumen der Vereinshabseligkeiten, allein sechs Meter Archivmaterial, erneut Strapazen.

Nächste Generation lässt sich nicht in Vereine binden Selbstkritisch äußerte sich Elisabeth Teufel. Derzeit werfe man den ganz Jungen vor, selbstsüchtig nur auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein und gemeinnütziges Handeln zu verweigern.

Spielen Erziehungsfehler eine Rolle?

Aber bereits die Generation der heute 40 bis 50 Jahre alten habe sich nicht in Vereine einbinden lassen, „und das sind unsere Kinder, vielleicht haben wir selber Fehler in der Erziehung gemacht“.

Langjährige und verdiente Mitglieder geehrt Das einzigartige Gefühl der Gemeinschaft verbinde über Jahrzehnte zu engen Freundschaften, wie es auch die Jubilare dieses Jahres ausdrückten. Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurde Hans Knipping, für 50 Hahre Hans Kronenbitter und Maria Breining sowie für 25 Jahre Franz Xaver Ganter geehrt.

Bisher 32 Kilometer langes Wanderwegenetz betreut Das Ende des Vereins werde sich wohl nicht unmittelbar, aber doch sehr bald bemerkbar machen, beklagte Gramer. Mit dem Ende des Vereins ende seine Aufgabe, die Wanderwege zu beobachten und zu pflegen, Markierungen anzubringen und wucherndes Buschwerk zurückzuschneiden. Diese als selbstverständlich empfundenen ehrenamtlichen Tätigkeiten vermissten bald jede, die mal eben die bisher vom SAV betreuten 32 Kilometer langen Wege zur Erholung oder sportlichen Aktivität nutzten. Die gesundheitsfördernde Wirkung der Bewegung in frischer Luft sei unbestritten, bekundeten viele Teilnehmer. Alle fühlten sie sich fit und mobil, billiger und geselliger sei keine Medizinbehandlung denkbar.