Wenn ein Tornado auftritt, ist nach wenigen Minuten schon wieder alles vorbei. Doch seine Geschwindigkeit ist oft extrem und die Schneise, die erst hinterlässt, verheerend.
Wirbelstürme werden mithilfe der Fujita-Skala klassifiziert. Auch die niedrigste Stufe liegt bereits weit über normalen Unwetterwarnungen. Jeder Tornado kann damit potenziell lebensgefährlich sein.
Was ist ein Tornado?
Tornados sind Luftwirbel in der Erdatmosphäre, die auf einem sehr kleinen Gebiet entstehen und eine annähernd senkrechte Drehachse haben.
Solche kleinräumigen, sehr starken Wirbelstürme – sogenannte Großtromben, im Deutschen auch Windhose genannt – werden unterschieden in Tornados (Wirbelsturm über Land) und Wasserhose (Tornado über Wasser).
Wie entsteht ein Tornado?
Tiefstehende Schauer- und Gewitterwolken sind Grundvoraussetzung für die Entstehung eines Tornados, erläutert der Tornado-Experte Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Wenn der Wind vom Boden bis zur Wolke zudem Richtung und Geschwindigkeit ändert, beginnen die Luftmassen sich zu drehen.
Damit sich der sogenannte Wolkenrüssel bildet, muss die aufsteigende Luft sehr feucht sein. „Die aus dem Wolkenrüssel freigesetzte Energie führt dazu, dass die Luft sich immer schneller dreht.“
Wie werden die Geschwindigkeiten von Tornados klassifiziert?
Mit Hilfe von verschiedenen Skalen, die Faktoren wie Geschwindigkeit, Ausdehnung, Dauer, Intensität und Zerstörungspotenzial differenzieren.
Fujita-Skala: Bei der Fujita-Skala handelt es sich um eine Skala zur Schadensklassifikation für Tornados und Wirbelstürmen. Benannt ist sie nach dem Sturmforscher Tetsuya Theodore Fujita,der sie 1971 entwickelte.
Torro-Skala: In Europa wird auch die Torro-Skala verwendet, die zehn Stufen (T0 bis T10) zwischen 61 und 482 km/h unterscheidet und eine höhere Auflösung als die Fujita-Skala hat.
Wie viele Stufen umfasst die Fujita-Skala?
• F0: 63-117 km/h – Äste brechen ab, flache Bäume entwurzeln
• F1: 118-180 km/h – Dachziegel werden abgehoben, fahrende Autos verschoben
• F2: 181-253 km/h – Dächer werden abgedeckt, große Bäume entwurzelt
• F3: 254-332 km/h – Zügen können entgleisen, Wälder werden großflächig entwurzelt, LKW umgeworfen
• F4: 333-418 km/h – Holzhäuser werden verschoben; die Tornadobreite kann 100 Meter bis 4,2 Kilometer betragen
• F5: 419-512 km/h – Holzhäuser werden vom Fundament abgerissen und in weitere Entfernungen verschoben
• F6: 513-612 km/h – Großflächige Zerstörungen; stärkster Tornado am 3. Mai 1999 über Oklahoma mit 529 km/h
• F7: 612-717 km/h – bisher nicht beobachtet; theoretische Werte
• F8: 717-827 km/h – bBisher nicht beobachtet; theoretische Werte
• F9: 827-943 km/h – bisher nicht beobachtet; theoretische Werte
• F10: 943-1063 km/h – bisher nicht beobachtet; theoretische Werte
• F11: 1063-1188 km/h – bisher nicht beobachtet; theoretische Werte
• F12: mehr als 1188 km/h – praktisch nicht erreichbar, da die Windgeschwindigkeit nicht größer als die Schallgeschwindigkeit sein kann
Wie schnell können Tornados werden?
Die höchste je registrierte Windgeschwindigkeit innerhalb eines Tornados wurde während des Oklahoma Tornado Outbreak im Mai 1999 bei Bridge Creek im US-Bundesstaat Oklahoma, eine der bis dahin schlimmsten Naturkatastrophen in den US, bestimmt.
Wie lange dauert ein Tornado?
Da Tornados in der Regel auf einem kleinen Gebiet auftreten und nur kurz dauern (wenige Sekunden bis zu mehr als eine Stunde; die meisten Tornados wüten unter zehn Minuten an einem Ort) sind sie sehr schwer vorherzusagen. Erst, wenn der Tornado bereits wütet und entdeckt wurde, können Städte oder Landkreise gewarnt werden.
Wie bewegt sich ein Tornado vorwärts?
Bei seiner Vorwärtsbewegung folgt ein Tornado seiner Mutterwolke. Dabei handelt es sich um Teile von Wolken, die sich zu eigenständigen Gebilden entwickeln. Im Schnitt legt ein Tornado so 50 Kilometern pro Stunde zurück.
Die interne Rotationsgeschwindigkeit des Luftwirbels ist allerdings meist sehr viel höher als die der Vorwärtsbewegung (lineare Bewegung). Diese Verwirbelungen sind auch für die schweren Verwüstungen verantwortlich, die ein Tornado hinterlassen kann.
Was war der bisher verheerendste Tornado?
Vom 3. bis 6. Mai 1999 fegten innerhalb von elf Stunden mehr als 70 Tornados über die südlichen US-Bundesstaaten Texas, Oklahoma und Kansas hinweg. Die Kleinstadt Bridge Creek, rund 40 Kilometer südwestlich von Oklahoma City gelegen, wurde am verheerendsten heimgesucht.
In nur 15 Minuten zerstörte ein Tornado der Stärke F5 mit 496 bis 529 km/h auf der Fujita-Skala) den Ort. Dies ist bisher die höchste je gemessene Windgeschwindigkeit auf der Erdoberfläche gewesen.
Info: Tornados in Deutschland
Wie häufig sind Tornados in Deutschland?
Selbst bei optimalen Bedingungen seien Tornados hierzulande „ein sehr seltenes Ereignis“, erklärt der Meteorologe Gerhard Lux. „Nur in einem Prozent aller Stürme kommt es zu einem echten Tornado. Wir haben in Deutschland keine amerikanischen Verhältnisse.“ Kleinere Tornados in Verbindung mit einer Kaltfront und Wärmegewittern kämen indes häufiger vor – ungefähr 20 bis 60 pro Jahr. „Prinzipiell sind sie aber das ganze Jahr über möglich“, so Lux.
Gibt es bei Tornados in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle?
Als Grundregel gilt: Im Westen der Republik eher als im Osten und im Süden eher als im Norden. Das hängt mit der Wärmeentwicklung und den Großwetterfronten zusammen, die im Sommer über Deutschland hinwegziehen. Im Süden sind Sommergewitter häufiger. Aber niemand in Deutschland ist vor einem Tornado gefeit.
Nimmt die Zahl der Tornados durch den Klimawandel zu?
Wegen der Erwärmung der Atmosphäre werden die Tornados eher stärker, aber nicht häufiger. „Der Klimawandel ist eine Temperaturerhöhung der Erdatmosphäre, erläutert Gerhard Lux. „Das wiederum verstärkt den Wasserkreislauf, wodurch sich stärkere Regenschauer und Stürme bilden können. Man kann aufgrund der Beobachtungen der Tornados überhaupt nichts statistisch ableiten. Das wäre reine Spekulation.“