Aufräumen ist angesagt in den Hagelgebieten. Foto: Holweger

In Unwettergebieten geht Aufräumen weiter. Keine Chance gegen Hagelkörner. Radio- und TV-Sender schicken Teams.

Oberndorf/Villingen-Schwenningen/Balingen - Das am Dienstag über Epfendorf-Trichtingen niedergegangene Unwetter ließ den kleinen Ort im Kreis Rottweil auch einen Tag später nicht zur Ruhe kommen. Bis in die Nacht hinein war die Feuerwehr zugange, um die flächendeckend schwer beschädigten Dächer notdürftig abzudichten. Mehr als 60 Einsätze hatten die Helfer zu verbuchen. Am Mittwoch gingen die Aufräumarbeiten weiter. Auch das mediale Interesse an diesem verheerenden Ereignis war groß: Radio- und Fernsehsender schickten ihre Teams vorbei.

Wie brachial das Gewitter über den Ort hereinbrach, ist beispielhaft an der Familie H. zu sehen. Innerhalb von drei Minuten entwickelte sich das Szenario mit Sturmböen, Blitz, Donner und Hagelkörner, die faustgroß vom Himmel fielen. Das Unwetter zerstörte 100 Dachziegel, durchlöcherte die Rollläden, riss zwei Löcher in den Putz des Hauses. Wasser drang ins Haus, lief die Wände herunter, wodurch sich die Tapete löste. So etwas habe sie noch nicht erlebt, sagt die Bewohnerin. Als die Hagelkörner aufs Haus prasselten, sei sie panikartig durchs Gebäude gerannt und habe versucht, mit Eimern und Handtüchern das Wasser aufzufangen. Die Katze verkroch sich für Stunden im Haus und war nicht mehr zu sehen.

Bei einem Galvanikbetrieb in Bochingen (Kreis Rottweil) wurde das Dach völlig zerstört. Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen allein hier bei über 100.000 Euro.

"Deutlich mehr als 300 Einsatzstellen"

In Balingen waren unmittelbar nach dem Hagelsturm über die integrierte Leitstelle bereits mehr als 150 Notrufe eingegangen – hauptsächlich durchschlagener Dächer und Scheiben sowie vollgelaufener Keller. Zur Schadenshöhe konnte Kreisbrandmeister Stefan Hermann am Mittwoch noch keine Angaben machen. Er gehe davon aus, dass es "deutlich mehr als 300 Einsatzstellen" gebe, sagte er. Vor allem Grosselfingen, Binsdorf und Ostdorf waren betroffen.

Im Vergleich zu anderen Teilen des Landes kam der Schwarzwald-Baar-Kreis relativ glimpflich davon. Beachtliche Schäden bilanzieren jedoch die Autohäuser in Villingen-Schwenningen. Bei einem Großteil der im Freien ausgestellten Fahrzeuge haben die Hagelkörner deutliche Spuren in Form von Beulen hinterlassen.

Positives kann derweil die Feuerwehr Villingen-Schwenningen dem Unwetter vor sieben Tagen abgewinnen. So halfen nach der aktuellen Misere rund 20 Männer mehrere Tage in Reutlingen beim Abdecken zerstörter Dächer mit. Sie brachten dafür nicht nur Notdächer aus Villingen-Schwenningen mit, die 2006 angeschafft worden waren, sondern hatten auch jede Menge "Unwettererfahrung" mit im Gepäck. In Oberndorf (Kreis Rottweil) konnte die Feuerwehr am Dienstagabend spontan mit 500 laufenden Metern Dachlatten zur Eindämmung von Schäden aushelfen.