Finanziell durchgeschüttelt wird der Haushalt von Unterkirnach. Die Gewerbesteuer bricht ein. Die Firma Wahl, deren früherer Betrieb hinten im Bild zu sehen ist, entfällt nach ihrem Weggang als Zahler. Foto: Schlenker

Unterkirnach rechnet in diesem Jahr nur noch mit 580 000 Euro Gewerbesteuer. Geplant waren Einnahmen von 1,34 Millionen Euro.

Unterkirnach - Kaum ein Monat nach dem vorläufigen Finanzbericht von Kämmerer Bastian Pfliegensdörfer wird die Erwartung an die diesjährige Gewerbesteuer um weitere 300 000 Euro nach unten korrigiert. Vorigen Monat war dieser Haushaltsposten für das Jahr 2022 bereits um 460 000 Euro nach unten angepasst worden. Auf mittlere Sicht gibt es für die Gemeindekasse bei der Finanzausgleichsumlage und bei der Kreisumlage Entlastung. Höhere Schlüsselzuweisungen sind absehbar.

Kurzfristig beklagenswert

So richtig beklagenswert sieht der Blick auf den mittleren Finanzplan, den Rechnungsamtsleiter Pfliegensdörfer dem Gemeinderat vorstellte, dann auch nur in kurzfristiger Sicht aus. Danach sollen die Zuflüsse in die Gemeindekasse wieder kräftiger sprudeln. Wie kann das sein, wenn auch bedingt durch den Weggang der Firma Wahl jährlich gerade noch einmal 0,4 Millionen Euro statt wie in den vergangenen Jahren weit mehr als eine Million Euro Gewerbesteuer in den Säckel der Gemeinde fließt?

Finanzausgleich hilft

Pfliegensdörfer nannte den kommunalen Finanzausgleich als Schlüssel zur Antwort auf diese Frage. Steuerschwächere Gemeinden erhalten mehr Schlüsselzuweisungen zur Erfüllung ihrer Aufgaben als finanziell besser aufgestellte Kommunen. Von knapp 50 000 Euro im Jahr 2022 auf mehr als 1,4 Millionen Euro steige für Unterkirnach diese Position ab dem Jahr 2024, führte der Kämmerer aus.

Dann gibt es noch die Finanzausgleichsumlage, für die Unterkirnach in diesem Jahr 1,1 Millionen Euro berappen muss. Im übernächsten Jahr wird hierfür nur ein etwa halb so großer Zahlungsabfluss erwartet. Auch bei der Kreisumlage gibt es zeitversetzt um zwei Jahre eine spürbare Entlastung.

Nachtragshaushalt erforderlich

"Wir bilden nun bereits dieses Jahr ab, was durch den Weggang des größten Gewerbesteuerzahlers sowieso auf uns zugekommen wäre", spielte Bürgermeister Andreas Braun auf den Umzug der Firma Wahl an. Wegen des überraschend hohen Gewerbesteuerrückgangs sei ein Nachtragshaushalt in 2022 unvermeidbar, informierte er.

Suche nach Sparmöglichkeiten

Horst Belz erkundigte sich nach kurzfristigen Sparmaßnahmen der Gemeinde. Man werde bei den Haushaltsberatungen für 2023 mit allen Ämtern die einzelnen Positionen kritisch durchgehen, kündigte der Bürgermeister an. Patrick Seng erwähnte, dass die Gemeinde mit Blick auf den absehbaren Gewerbesteuerrückgang vorsorglich Rücklagen gebildete habe. "Wir wussten, dass es passiert. Nur der Zeitpunkt ist überraschend", sagte er. Auf seinen Wunsch wird die Verwaltung für den Gemeinderat eine Übersicht der liquiden Mittel auch im Blick auf künftige Investitionen ausarbeiten.