Der Bodensee ist eines von 64 Gewässern, in denen man tauchen kann. Foto: dpa

Taucher kommen auch hierzulande auf ihre Kosten – neben dem Bodensee vor allem im Rheintal.

Stuttgart - Langsam, fast schwerelos gleitet man dahin. Farbenprächtige Fische und andere Lebewesen ziehen gemächlich ihre Bahnen. Es ist eine beruhigende Umgebung. Das Element Wasser nimmt einen in sich auf. Das Schweben fühlt sich leicht und frei an. Einmal eingetaucht in die ungewöhnliche Unterwasserwelt, lässt sie viele so schnell nicht wieder los. Der Tauchsport hat in Deutschland zahlreiche Anhänger gefunden. Rund 4,76 Millionen Deutsche tauchen regelmäßig in ihrer Freizeit ab. Dies fand das Institut für Demoskopie 2011 in einer repräsentativen Umfrage heraus. Doch was machen all die Unterwasserbegeisterten, wenn der Strandurlaub einmal ausfallen muss?

„Viele Taucher wissen überhaupt nicht, dass sie ihr Hobby auch wunderbar von zu Hause aus betreiben können“, erzählt Volker Sass, Tauchlehrer und Inhaber einer Tauchschule in Stuttgart. Er und sein Team bieten seit 2003 Tauchkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Dass dabei nicht nur im beheizten Schwimmbad getaucht wird, versteht sich für den Profi von selbst. „Eine reine Schwimmbadausbildung wäre überhaupt nicht möglich“, sagt Sass. „Um einen Tauchkurs zu bestehen, muss mindestens viermal in freien Gewässern getaucht werden.“

Und diese gibt es in Baden-Württemberg zahlreich. Über 300 Badeseen hat das Land zu bieten. Laut dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) können 64 davon betaucht werden. Um in Baden-Württemberg Pressluft zu schnuppern, muss man sich also nicht auf die Spuren des Höhlentauchers Jochen Hasenmayer begeben. Gerade die Baggerseen der Oberrheinebene bieten vielfältige Möglichkeiten, die heimische Unterwasserwelt zu erkunden. „Wir fahren regelmäßig an den Althäuser See bei Bruchsal“, erzählt Sass, während er im Materialraum der Schule Pressluftflaschen an einen Kompressor anschließt. „Natürlich sind auch erfahrene Taucher jederzeit auf unseren Ausfahrten willkommen.“ Die heimischen Seen können bezüglich der Unterwasserlebewesen zwar nicht mit der Artenvielfalt im Meer mithalten, jedoch kann auch hier einiges entdeckt werden. Neben Hechten und Karpfen können dem Taucher verschiedenste Krebsarten, Störe und vereinzelt auch Süßwasserquallen begegnen.

Tauchergemeinde als natürlicher Bioindikator

Wer es etwas abenteuerlicher mag, dem bietet der Bodensee vielfältige Tauchmöglichkeiten. Allein auf der deutschen Seite stellt das Schwäbische Meer mit zwanzig Tauchplätzen das größte heimische Tauchgebiet dar. Von Steilwand- bis Wracktauchen ist hier einiges geboten. Die „Jura“, ein 42 Meter langer Holzdampfer, liegt seit 150 Jahren auf dem Grund des Sees. Im Jahr 1864 stieß sie bei dichtem Nebel mit einem anderen Dampfer zusammen und sank. „Die ‚Jura‘ stellt einen sehr anspruchsvollen Tauchgang dar. Auf 38 Meter Tiefe darf man sich keine Fehler erlauben“, warnt Hans Gerber, der seit zwanzig Jahren Taucher mit seinem Boot zum Tauchplatz zwischen Konstanz und Bottighofen fährt. An der Ankerleine entlang geht es hinab in die eisige Tiefe. Tiefschwarze Nacht finden die Taucher am Wrack des Schiffes vor. Ohne Unterwasserlampen wären sie hilflos. Wer zu lange unten bleibt, riskiert die gefährliche Taucherkrankheit. Doch erfahrene Taucher scheint gerade dieses Risiko zu reizen. „Wir schätzen besonders den Anspruch, den der Bodensee uns bietet. Wer hier tauchen kann, der kann es überall“, erzählt Christoph Zingg, Tauchlehrer aus Konstanz.

Das Kultusministerium hat nichts gegen die Froschmänner in den heimischen Seen einzuwenden. Vielmehr informiert es über das Internetportal Natursport-Baden-Württemberg, wie und wo getaucht werden kann. Natürlich solle stets auf eine gesunde Balance zwischen Sport und Natur geachtet werden. Es wird zum nachhaltigen Umgang mit den heimischen Seen aufgefordert. Der VDST hat hierzu Leitlinien zum umweltverträglichen Tauchen aufgestellt. Auch sehe man in der Tauchergemeinde einen natürlichen Bioindikator. Wer beim Tauchen also Veränderungen der empfindlichen Ökosysteme feststellt, ist angehalten, diese zu dokumentieren und zu melden. Dies ist zum Beispiel über das VDST-Tauchseen-Portal im Internet möglich.