In einer Lagerhalle dieses Gewerbezentrums auf der Schwenninger Steig hatten die Rauschgifthändler einen Drogenbunker. Foto: Marc Eich

Beim Prozess gegen die Drogen- und Menschenhändler der United Tribuns aus VS gewährt ein Angeklagter einen Einblick in die persönlich Verhältnisse. Eine Frau im Zeugenschutzprogramm könnte zudem weiteres Licht ins Dunkel bringen.

„Der Scham vor meiner Familie ist riesig.“ Die Erklärung, die der Verteidiger des 23 Jahre alten Angeklagten vorliest, zeichnet das Bild einer schwierigen Jugend, die von Drogenkonsum geprägt war. Genau jene Sucht soll es auch gewesen sein, die den jungen Mann, dem Drogen- und Menschenhandel im Namen der United Tribuns vorgeworfen wird, auf die schiefe Bahn brachten.

 

Er ist der jüngste der insgesamt fünf Angeklagten, muss gleichzeitig mit einer der härtesten Bestrafung rechnen. Denn der 23-Jährige soll nicht nur Frauen in die Prostitution gedrängt haben, sondern zählt auch als einer der Drahtzieher der Drogengeschäfte.

Wie es dazu kam? Ein schwieriges Verhältnis zum Vater, dessen Beziehung zu seiner Mutter sich als überaus brüchig erwies, Mobbing in der Grundschule aufgrund seiner dunklen Hautfarbe, schulische Probleme und das Abdriften in Drogenkreise sollen der Nährboden für eine kriminelle Laufbahn gewesen sein.

Schon mit 15 Jahren habe er regelmäßig Cannabis konsumiert, heißt es in der Erklärung. Das Taschengeld sei für die bis zu fünf Gramm Marihuana am Tag drauf gegangen, ein Auslandsaufenthalt in den Vereinigten Staaten, im dem er eigentlich als Basketballer durchstarten wollte, habe er „verkifft“.

Kiffen statt Schulbank drücken

Trotz gutem Realschulabschluss habe er keinen Abschluss einer weiterführenden Schule vorzuweisen, der Grund war eine große Zahl an Fehltagen. „Ich bin nicht zur Schule gegangen, sondern habe konsumiert“, erklärt der Angeklagte auf Nachfrage später selbst. Mit Minijobs und dank der Unterstützung der Familie, insbesondere der Mutter, habe er sich über Wasser halten können. Mit seiner (jetzt Ex-)Freundin habe er zudem harte Drogen konsumiert – und zwar bis zuletzt.

Bis dann im September 2022 das SEK im Elternhaus in Schwenningen stand und den 23-Jährigen vor den Augen seiner Schwestern und seiner Mutter festnahm. 4500 Euro Bargeld, Drogen und auch Waffen fielen den Ermittlern dabei in die Hände. Einen Teleskopschlagstock hatte der Angeklagte zwischen die Polster seines Sofas gestopft, wie auf Bildern der Durchsuchung ersichtlich wurde. Der junge Mann wanderte in den Knast.

Separat eingebauter Bunker

Gleichzeitig hoben die Kriminalbeamten mit Unterstützung der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit auch die beiden Drogenverstecke der Dealer. Neben der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft in der Obereschacher Straße in Villingen, in dem neben einem Bunker auch eine Art Labor untergebracht war, nutzten die mutmaßlichen Unterstützer der United Tribuns auch den Teil einer Lagerhalle auf der Schwenninger Steig.

Ein „separat eingebauter Bunker“ auf einer Größe von zehn mal zehn Metern diente als Versteck, wie einer der Ermittler im Zeugenstand anhand von Aufnahmen deutlich machte. In der Lagerhalle fanden die Beamten fast 20 Kilogramm Marihuana und Amphetaminöl, mit dem Amphetaminsulfat hergestellt werden kann.

Für Jugendstrafrecht plädiert

Der 23-Jährige hat bereits ein Geständnis abgelegt. Neben den Drogengeschäften wurde ihm auch vorgeworfen, mehrere Frauen mithilfe der Loverboy-Methode zur Prostitution gezwungen zu haben, um 450 000 Euro für die Kasse der United Tribuns zu erwirtschaften. Eine Mitgliedschaft bei der kriminellen Vereinigung verneinte er jedoch.

Bei Verständigungsgesprächen war ihm ein Strafrahmen zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Jahren Haft offenbart worden. Unklar ist bislang, ob er nach Jugendstrafrecht verurteilt wird. Hierfür sprach sich der Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe aus, der eine „Reifeverzögerung“ aufgrund des Drogenkonsums sieht. Immerhin attestiert er dem 23-Jährigen „ein gutes Potenzial im schulischen Bereich“.

Kronzeugin könnte aussagen

Tiefe Einblicke in die Machenschaften der United Tribuns könnte zudem eine der Kronzeuginnen liefern. Der Vorsitzende Richter brachte eine Vernehmung der Frau ins Spiel, die sich im Zeugenschutzprogramm und daher an einem geheimen Ort befindet.

Per Videoschalte könnte sie dem Gericht als Zeugin dienen. Sie soll unter anderem klären, wie tief ein 33-jähriger Angeklagter, dem Menschenhandel vorgeworfen wird, im Sumpf der United Tribuns rund um Boki und den Culums steckt. Ob sie tatsächlich gehört wird, ist allerdings noch offen.