Stolz hockt Auerhenne Bertha auf ihrem Nest vor dem Umweltzentrum Schwarzwald-Baar-Neckar in Schwenningen. Im Rahmen der Kampagne "Wir wollen etwas tun – gemeinsam für das Auerhuhn" macht sie auf das drohende Aussterben der Schwarzwälder Auerhühner im Schwarzwald-Baar-Kreis aufmerksam. Foto: Kuster

Scheu, aber beeindruckend und schön – so wird das Schwarzwälder Auerhuhn beschrieben. Dessen Überleben ist jedoch stark bedroht. Ein Umstand, auf den Auerhenne Bertha im Rahmen einer Kampagne aufmerksam machen will.

VS-Schwenningen - "Noch können wir das Wappentier des Schwarzwaldes retten", beschwört Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) in ihrer Gastrede – und meint das Auerhuhn.

Die Rede hielt sie im Rahmen der Auftaktveranstaltung "Eine Auerhenne auf Rundreise" am Umweltzentrum Schwarzwald-Baar-Neckar in Schwenningen, eingeladen hatte dazu der Verein Auerhuhn im Schwarzwald.

Die Auerhenne auf Reisen heißt Bertha und ist eine rund drei Meter große Holzskulptur. Bertha stehe symbolisch für die Schwarzwälder Auerhühner und "informiert" über deren Situation, heißt es in einer Pressemitteilung. Und wenn es nach Brauns Gastrede geht, sei es da "kurz vor Zwölf": Das Auerhuhn stehe kurz vor dem Aussterben. Martina Braun zählt hierzu drei Ursachen auf: den Verlust geeigneter Lebensräume, der steigende Druck durch Fressfeinde sowie deren Störung durch Menschen.

Die Zeiger stehen auf "kurz vor Zwölf"

Diplom-Biologe Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband Baden-Württemberg berichtete über die Situation des Auerhuhns – und bestätigt Brauns "kurz vor Zwölf"-These: "In diesem Jahr fiel die Zahl der Auerhähne erstmals unter 100 Tiere", so Lachenmaier. Martina Braun merkte in ihrer Rede an: Es brauche mindestens 500 Tiere, um eine Art dauerhaft zu erhalten. Vor zwei Jahren habe man im Schwarzwald-Baar-Kreis etwa 114 Auerhähne gezählt; für die Hennen gehe man von einer ähnlichen Zahl aus. Lachenmaier resümiert: "Wir haben eine Schallgrenze unterschritten."

Was der Druck durch die Fressfeinde angeht – allen voran der Fuchs – beobachtet Lachenmaier einen gegenseitigen Trend: Die Population der Auerhühner sinkt, die der Fressfeinde steigt. Das läge unter anderem auch daran, dass zwei Jagdsaisons bereits verloren gingen – und auch für die diesjährige sehe es schlecht aus.

Früherer Aktionsplan konnte Abwärtstrend nicht stoppen

"Natürlich muss man da den Hühnern den Druck nehmen", so Lachenmaier. Aber das müsse in einem größeren Umfang geschehen – und das möglichst bald. Zwar gab es früher schon einen "Aktionsplan Auerhuhn", den Abwärtstrend stoppen konnte dieser aber nicht. "Der Plan war sachlich gut, aber schlecht umgesetzt."

Umso mehr drängt Klaus Lachenmaier darauf, dass das Kabinett den jüngsten Maßnahmenplan so schnell wie möglich verabschiede und umsetze. "Wir sind bereit, uns den Aufgaben zu stellen", betont er. Martina Braun erwähnte, dass die Gelder hierfür bislang nicht aus dem Doppel-Haushalt gestrichen wurden – und dass sie sich dafür einsetze, dass das auch so bleibe.

Über den Mischwald-Gedanken hinaus

Über den Wald als Lebensraum informiert Marisa Schwenninger vom Kreisforstamt. Der Wald sei wie ein großes Haus mit vielen Bewohnern – und jeder habe seine eigenen Bedürfnisse. "Die Aufgabe der Förster ist es, das ›Haus Wald‹ zu erhalten", so Schwenninger. Das sei jedoch eine große Herausforderung: Man müsse über den Mischwald-Gedanken hinausdenken. Schwenninger: "Es geht darum, viele unterschiedliche Lebensräume im Wald zu integrieren."

Der Verein Auerhuhn im Schwarzwald unterstützt und berät Besitzer von Privatwäldern und Kommunen bei der Gestaltung der Lebensräume in ihren Wäldern. "Zudem beraten wir Waldbesitzer, wenn es um Anträge von Förderungen geht", erklärt Geschäftsführer Jakob Huber.

Mit dem eigenen Verhalten sei schon viel getan

Eine weitere Aufgabe sei die Öffentlichkeitsarbeit und ein positiveres Bewusstsein für das Auerhuhn zu schaffen. "Die meisten nehmen das Auerhuhn erst dann wahr, wenn wegen den Tieren zum Beispiel eine Mountainbike-Strecke nicht gebaut werden kann", so Huber. Ein Thema, das auch Martina Braun in ihrer Rede anspricht: In den vergangenen zwei Jahren sei das "Wohnzimmer der Tiere" regelrecht überrannt worden. Problematisch bei einem scheuen Tier wie dem Auerhuhn, das die Menschen scheut, erklärt Klaus Lachenmaier.

"Jede Störung bedeutet Stress für die Tiere", so Braun, und appelliert an die Einsicht der Waldbesucher: "Achten Sie darauf, wo Sie unterwegs sind." Lachenmaier ergänzt, dass gemeinsam viel mehr erreicht werden könne: "Wenn jeder etwas tut, ist schon viel damit geholfen."