Die EU-Umweltminister haben beschlossen, dass ab 2035 nur noch E-Fahrzeuge zugelassen werden. Wie sind die hiesigen Automotive-Unternehmen darauf eingestellt? Foto: Symbolbild Murat/dpa

Mit dem für 2035 angekündigten Verbrenner-Aus stehen die Industrieunternehmen im Raum Schramberg vor großen Herausforderungen.

Schramberg/Aichhalden - EU-Parlament und die Umweltminister der Mitgliedstaaten wollen, dass der CO2-Flottengrenzwert für Autos und Transporter ab 2035 auf Null sinkt. Dann dürfen keine Benziner- oder Dieselautos mehr zugelassen werden. Geprüft wird noch, ob es Ausnahmen für Verbrennungsmotoren geben könnte, die mit synthetischen Kraftstoffen – "E-Fuels" – laufen. Schon im Vorgriff auf die Entwicklung haben einige Autohersteller angekündigt, ab 2035 nur noch E-Autos zu verkaufen. In der Folge nimmt der Bedarf an Bauteilen für klassische Motoren und Getriebe ab, für E-Autos zu.

Kern-Liebers

"Die Transformation der Automobilindustrie ist nicht erst seit dem Beschluss des EU-Parlaments im Fokus der Kern-Liebers Firmengruppe", versichert Erek Speckert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Firmengruppe. 60 Prozent ihres Umsatzes macht diese nach Unternehmensangaben mit der Automobilindustrie, davon etwa die Hälfte, so Speckert, mit dem traditionellen Verbrennungsmotor. "Dieses Geschäft ist und wird in den kommenden Jahren rückläufig sein." Der Fokus sei, dieses durch Neugeschäft schrittweise zu kompensieren – sei es in anderen Bereichen des Automobils, aber auch in Marktsegmenten der allgemeinen Industrie. "Für den Standort Schramberg, der überproportional vom Verbrennungsmotor abhängig ist, bedeutet dies in den kommenden Jahren Veränderungen, weil wir uns auf neue Märkte, Kunden und Technologien mit größtmöglicher Agilität und Innovationskraft einstellen müssen", so Speckert.

Engeser GmbH

Die Engeser GmbH sieht sich gut vorbereitet für den Strukturwandel: Die Kabelkonfektionsprodukte des Unternehmens finden sich in Fahrzeugen mit Verbrennungs- wie auch Elektromotoren. "Lediglich die Querschnitte der Leitungen werden durch die höheren Ströme im Fahrzeug größer. Daher sehen wir der politischen Entscheidung über die Lebenszeit der Verbrennerfahrzeuge gelassen entgegen", erklärte der geschäftsführende Gesellschafter Steffen Engeser. Auch sei Engeser bereits gut gerüstet für die speziellen Verbindungstechnologien, die im Elektromobilbereich eingesetzt werden.

Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH

Auch für die Schwäbische Werkzeugmaschinen GmbH (SW) in Waldmössingen zeichnet sich der Umbruch in der Automobilindustrie schon länger ab. "Weil die Automotive-Industrie ein wichtiger Absatzmarkt für SW-Produkte und Services darstellt, beschäftigen wir uns schon längere Zeit mit der Frage, wie wir uns strategisch positionieren müssen", erklärt Geschäftsführer Stefan Weber.

Grundsätzlich bestünden Elektrofahrzeuge im Vergleich aus deutlich weniger, aber größeren Teilen. Daher habe sich SW bei neuesten Maschinenentwicklungen auf die schnelle und präzise Zerspanung von großformatigen Struktur- und Rahmenbauteilen aus nicht-magnetischen Metallen, etwa Batteriegehäusen und Batteriewannen, spezialisiert. "Damit decken die Maschinen die Anforderungen für die mehrspindlige Fertigung von Komponenten für die E-Mobilität sehr gut ab. So können wir den Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie aktiv mitgestalten. Daher sehen wir das Thema als Chance", versichert Weber. Gleichzeitig arbeite SW an der Elektrifizierung der eigenen Fahrzeugflotte, indem zuerst Verbrenner durch E-Fahrzeuge ersetzt werden und die entsprechende Ladeinfrastruktur aufgebaut wird.

Trumpf Laser

"Die Trumpf SE + Co. KG ist seit jeher starker Partner der Automobilindustrie und steht für Technologieoffenheit. Unsere Maschinen und Laser machen moderne und wettbewerbsfähige Fertigungslösungen zur Produktion von Fahrzeugen möglich - überall auf der Welt", erklärt Rainer Berghausen, Leiter Group Communications von Trumpf. Bei der Produktion von Komponenten für die E-Mobilität sei Trumpf von Anfang an mit dabei gewesen und heute in diesem Bereich einer der Marktführer. "Denn viele Fertigungsschritte lassen sich nur mit Hilfe von unseren Lasern effizient durchführen. Unsere Anlagen kommen beim Leichtbau von E-Fahrzeugen, in der E-Motorenproduktion, in der Batteriefertigung oder beim Schweißen von Hochleistungselektronik zum Einsatz", erläutert Berghausen.

Simon-Group

Gelassen kann das Verbrenner-Aus die Simon Group in Aichhalden sehen. "Das Unternehmen ist gut auf E-Mobilität eingestellt", versichert Geschäftsführer Tobias Hilgert. Der Anteil des Umsatzes mit Produkten für die Autoindustrie sei gering, dazu komme, dass es um Komponenten gehe, die nicht für Verbrennungsmotoren bestimmt sind. "Deshalb gibt es keinen Handlungsbedarf."

Anders sehe es bei der Gasversorgung aus: Die Gruppe verwende Wasserstoff als Schutzgas, das wiederum aus Erdgas gewonnen werde. Ein Erdgaslieferstopp würde die Schutzgasversorgung für die Produktionsprozesse treffen. "Unsere Ingenieure arbeiten an alternativen Prozessen, um den Verbrauch zu senken und die Folgen eines Erdgaslieferstopps abzufedern", berichtet Hilgert.

hGerars mit Herzog

Von der hGears AG im Brambach teilt die Unternehmensleitung mit: "Der Standort Schramberg ist mit seinem Produktionsschwerpunkt auf E-Mobilität vom Aus für den Verbrennungsmotor so gut wie nicht betroffen. Lediglich im Bereich Conventional – Präzisionsteile für Sportwagen, Motorräder und industrielle Anwendungen – werden im geringen Umfang klassische Automotive-Teile produziert."