Engelbert Schonhardt hat ein gut gehütetes Stück Uhrengeschichte hinterlassen. Neben einer Biegezange und anderem Handwerkszeug gehört diese Uhr aus dem Jahr 1902 zu den Ausstellungsstücken des Objekts des Monats September im Uhrenmuseum Furtwangen. Foto: Kouba

So einfach wie genial präsentierte sich die Uhrmacherei im Schwarzwald in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Uhrenmuseum zeigt, warum.

Furtwangen - Unter dem Motto "Genial einfach. Werkzeuge der Schwarzwälder Uhrmacherei" stellt das Deutsche Uhrenmuseum sein Objekt des Monats September vor. Im Vordergrund steht eine Spezialzange, die zur Fertigung von Blechstreifen für Pendeluhrwerke diente, als Ersatz für den klassischen Anker aus Stahl.

Die Zange allein war nicht der neueste Erwerb. Hinzu kommen weitere innovative Werkzeuge, Urkunden und Fotografien, die aus der Werkstatt des Furtwanger Uhrmachers Engelbert Schonhardt am Stollenwald/Langeck stammten. Der Erwerb war durch den Verein zur Förderung des Deutschen Uhrenmuseum möglich geworden.

Damit wird ein authentisches Stück Heimat- und Uhrengeschichte festgehalten. Um 1840 bauten viele hundert kleine Handwerksbetriebe im Schwarzwald Holzuhrenwerke. Etwa 600 000 Uhren verließen damals die Region um Furtwangen. Das war rund ein Drittel der gesamten europäischen Produktion, informiert das Museum.

Einblick ins Geschäftsbuch

Auch die Schwarzwälder waren bemüht, die Preise der Produkte niedrig zu halten. Daher musste man sich immer wieder auf neue, praktische und effektive Werkzeuge besinnen. Ein Teil davon ist in der Sammlung Schonhardt enthalten: ein Zahnstuhl, eine Zahnradwälzmaschine, eine Bohrmaschine für Laternentriebe und eine Vorrichtung zum Anfertigen von Schlossscheiben. Gezeigt werden ergänzend ein Geschäftsbuch des Uhrmachers, ein Nachruf auf Engelbert Schonhardt des Jahres 1935 und ein Foto, das einen Einblick in die Werkstätte zulässt.

Auch Sohn Wilhelm wurde Uhrmacher

Engelbert Schonhardts Eltern stammten aus Gütenbach. Der Sohn lebte eine Zeit lang im Ausland und übernahm um 1884 den elterlichen Betrieb. Seine erste Frau, die früh verstarb, lernte er in den USA kennen. Mit der zweiten Frau Sekunda, geborene Neugart, hatte er sechs Kinder. Sohn Wilhelm wurde ebenfalls Uhrmacher. Auch die Werkstatt Schonhards drohte in den Untergangssog der konkurrierenden Massenproduktion hinein zu geraten. Engelbert Schonhardt belieferte vornehmlich deutsche Großhändler. Entsprechende Auskünfte liefert das Geschäftsbuch.

1906 scheint die Herstellung auszulaufen

Weitere Lieferungen gingen ins Elsass und die Schweiz. Im Frühjahr 1906 scheint seine Uhrenherstellung auszulaufen. Bis 1911 finden sich nur wenige Belege und aus dem Nachruf geht hervor, dass Engelbert Schonhardt als Werkmeister in der Uhrenindustrie beschäftigt war. Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise programmierten das Aus.