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Das Ziel ist klar umrissen: Das Unternehmen Lämmle will in Tuningen

Das Ziel ist klar umrissen: Das Unternehmen Lämmle will in Tuningen langfristig eine Niederlassung mit rund 50 Mitarbeitern aufbauen. Hier soll Baumaterial recycelt, sowie der alte Tonbruch nach und nach aufgefüllt werden. Wenn der Gemeinderat "Ja" sagt, geht es in das Genehmigungsverfahren.

Die Lämmle GmbH wurde 1997 von Stefan Lämmle gegründet, er bildet zusammen mit Cassian Gruber die Geschäftsleitung. Gruber ist gleichzeitig auch geschäftsführender Gesellschafter der Geiger GmbH, die an dem Unternehmen Lämmle beteiligt ist, weiterer Anteilseigner ist die Reloga. Diese ist ein kommunales Unternehmen aus Leverkusen.

Der Sitz der Lämmle GmbH ist in 88436 Füramoos, sie beschäftigt 50 Mitarbeiter, die 13 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften.

Das Unternehmen Geiger beschäftigt etwa 3000 Mitarbeiter und ist in vierter Generation in Familienhand. Sie tritt als Bauträger von Immobilien auf, arbeitet im Hoch- und Tiefbau, übernimmt Baustofflogistik und die Firma Lämmle ist dabei für die gesamten Umweltfragen zuständig.

Tuningen. 16,2 Hektar umfasst der ehemalige Tonbruch der Firma Liapor, die früher Blähton brannten. Das Gelände hat die Firma Lämmle GmbH 2016 gekauft, und die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, Firmengründer Stefan Lämmle und Cassian Gruber haben das erklärte Ziel, in Tuningen langfristig eine Niederlassung aufzubauen. 50 Mitarbeiter, genauso viele wie am Stammsitz in Füramoos, Landkreis Biberach, Oberschwaben, sollen hier einmal arbeiten. Das Unternehmen hat mehrere Standbeine und diese sollen etabliert werden: Da wäre zum einen das Recyceln von Baumaterialien, das Betreiben von Deponien und in Tuningen würde eventuell irgendwann der Abbau des vorhandene Opalinustons dazukommen. Die Abbaurechte wurden mit dem Liaporwerk mitgekauft, allerdings ist der Verwendungszweck ein anderer. Es gibt erfolgsversprechende Versuche, dass Ton dem Zement zugemischt werde, der Brennofen werde nicht mehr betrieben. Aber der Kamin bleibe stehen, erklärt Cassian Gruber, denn an diesem haben mehrere Mobilfunkanbieter ihre Antennen.

In der Region ist Lämmle kein Unbekannter, man hat die Gebäude des Schwenninger Krankenhauses recycelt und dadurch nach eigenen Angaben den Bauherren 750 000 Euro eingespart. Ebenso war man auf dem Kasernenareal Welvert tätig. Bei diesem Projekt verarbeitete man laut Stefan Lämmle 50 000 Tonnen Baumaterial, von diesen waren 1000 Tonnen kontaminiert, diese wurden fachgerecht entsorgt. Mit dem recycelten Material habe man Kies substituiert und somit eine hohe Zahl an Lastwagen-Fahrten eingespart.

"Recycling wird in Zukunft ein eigener großer Bereich sein, den wir hier ansiedeln möchten", erklärte Lämmle und liefert auch den Grund: Ziel ist es, dezentraler zu arbeiten, denn es gelte Lkw-Fahrten einzusparen, was auch weniger Verkehr bedeute. Wie schnell nun die Niederlassung in Tuningen die gewünschte Größe erreichen wird, das ist noch nicht klar und vor allem: Gemeinderat und Landratsamt müssen dem noch zustimmen und die Bürger will man in der Entscheidungsfindung auch mitnehmen. Das ehemalige Liaporwerk wird als optimales Gelände angesehen, da es direkt an der Autobahn liege und man durch keine Ortschaft fahren müsse. So etwas gäbe es kein zweites Mal, so Lämmle.

Doch was müssen die Behörden nun konkret genehmigen? Im Ablauf kann man es sich so vorstellen, als würde ein bauhabenbezogener Bebauungsplan genehmigt. Es geht zum einen um die Deponie von Bauschutt in zwei Abschnitten, die Genehmigung beinhaltet auch ein Recycling von Baumaterialien. Drumherum müssen Gebäude saniert, abgerissen und teilweise neu gebaut werden.

Für die Erlaubnis des Betriebs im Außenbereich ist das Landratsamt die genehmigende Behörde. Diese gibt jedoch normalerweise nur ihre Zustimmung, wenn die Gemeinde ebenfalls "Ja" sagt. Hier soll in der Gemeinderatssitzung am 15. Oktober ein richtungsweisender Beschluss fallen. Ebenfalls wurden die Bürger am Montag, 21. September, informiert, rund 60 Interessierte hatten sich angemeldet. In den nächsten Schritten geht es in das Genehmigungsverfahren. Bis der Betrieb aufgenommen wird, dürften rund 18 Monate vergehen. Martin Fetscher, Chef des Abfallwirtschaftsamtes der Kreisbehörde erklärt, dass sein Amt den Betrieb genehmigen müsse und auch für die Überwachung des laufenden Betriebs sei.

Der Betrieb ist nach Aussagen von Achim Huppertz, der bei Lämmle für die Planung zuständig ist, eine Deponie der Klasse null. Auf dieser dürfen nur unbelastete mineralische Abfälle gelagert werden, beziehungsweise nur mit einem äußerst geringen Kontaminationsgrad. Die Einstufung geht bis zur Klasse IV, dies ist für Tuningen jedoch nicht relevant. Lämmle ergänzte, dass Gips beispielsweise nicht auf der Deponie gelagert werden dürfe, da sich dieser im Regen abbaue. Für die Deponie wird erst eine Tonschicht als Untergrund geschaffen, darüber kommt eine Drainagenschicht – diese könnte laut Huppertz bereits aus Recyclingmaterial bestehen. Die Deponie wird im Halbrund von Norden her befüllt und hat in ihrem Endausbau die gleiche Höhe, wie das Gelände es einst hatte, bevor der Tonbruch eingerichtet wurde. Errechnet wurden rund 1,1 Millionen Kubikmeter Erd- und Baumaterial, das deponiert werden könne, die Nutzungsdauer erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte.

Vorhanden ist nach wie vor – wie erwähnt – eine Abbauerlaubnis des Opalinustons. Diese wurde aus dem Liaporwerk übernommen und Lämmle will sie verlängern lassen. "Ton ist ein hochwertiger Rohstoff", erklärt Cassian Gruber in diesem Zusammenhang. Wenn dieser vermarktet werden könne, dann rechnet man bei Lämmle damit, dass hier nochmals 800 000 Kubikmeter Aushub Platz finden. Um dies als Deponieraum nutzen zu können, sei jedoch eine separate Behördenerlaubnis notwendig.

Das Liapor-Werksgelände war nicht nur aus verkehrstechnischen Gründen für Lämmle interessant, sondern auch aufgrund der Struktur, neben der Deponie, die betrieben werden kann, bietet es genügend Platz für die mobilen Schredder. In den Hallen könne zusätzlich noch Material trocken gelagert werden. Vor allem dann, wenn zu der üblichen Beprobung eine weitere notwendig werde, wenn man nicht genau einschätzen könne, ob eine Kontamination vorliege oder nicht. Stefan Lämmle führt aus, dass diese Untersuchungen von unabhängigen Laboren vorgenommen werden und man müsse auch eine Rückstellungsprobe vornehmen.

Bei den Gebäuden werden die Lagerhallen weiter genutzt und umfangreich saniert. Das gleiche gilt für den ehemaligen Verwaltungstrakt. Abgerissen wird der große Brennofen, dieser werde nicht mehr benötigt.