Ein zerstörtes Gebäude in Concepcion. Foto: AP

In Chile ist die Lage verheerend, befürchtete Riesenwellen im Pazifik sind aber ausgeblieben.

Hamburg - Nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Chile sind die befürchteten Riesenwellen im Pazifik ausgeblieben.

Das Tsunami- Warnzentrum auf Hawaii hatte alle Warnungen vor Riesenwellen für den Pazifischen Raum schon am Samstagabend aufgehoben. Nur für die Küsten Japans und Russlands wurden sie aufrecht gehalten.

An der japanischen Nordküste wurden bis Sonntagnachmittag (Ortszeit) Flutwellen von 1,45 Metern Höhe beobachtet, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete.

An der russischen Pazifikküste schwappten erste Wellen mit Höhen von bis zu 80 Zentimetern ans Ufer. In Japan hatten die Behörden aus Furcht vor einem Tsunami Zehntausende Bewohner an der gesamten Pazifikküste aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Mitten in der Stadt liegen die Schiffe

Erste kleinere Wellen zwischen 10 und 30 Zentimetern waren zunächst in der nördlichsten Provinz Hokkaido beobachtet worden. Nachfolgende Wellen könnten aber höher sein, warnten die Behörden.

Die nationale Meteorologische Behörde schätzte eine mögliche Wellenhöhe von bis zu drei Metern. Es war das erste Mal seit mehr als 15 Jahren, dass die Behörde eine Warnung vor einem größeren Tsunami ausgab.

Betroffen waren die nördlichen Provinzen Aomori, Iwate und Miyagi. Berichte über größere Schäden oder Verletzte lagen aber zunächst nicht vor. Dagegen hatten die Wassermassen in Chile das vom Erdbeben angerichtete Elend noch verschlimmert.

„Es bebte und dann kam das Meer in unser Haus, es reichte uns bis zum Hals“, berichtete eine Einwohnerin von Iloca im Süden des Landes. In der Stadt Talcahuano wurden selbst größere Schiffe bis ins Stadtzentrum geschwemmt, im Hafen lagen riesige Seecontainer wie Streichhölzer durcheinander.

„Das Wasser hat alles, aber auch alles fortgerissen“, sagte ein Überlebender aus dem kleinen Küstenort Boyecura. Auf der chilenischen Insel Robinson Crusoe, rund 670 Kilometer westlich von Südamerika, wurden fast alle Gebäude zerstört. Dort starben mindestens fünf Menschen in den Wassermassen, elf wurden noch vermisst.

Hawaii: "Es herrscht eine Stimmung wie auf einem Campingplatz“

Aufatmen konnten dagegen Bewohner und Touristen auf Hawaii, nachdem dort bereits Stunden vor dem erwarteten Eintreffen der Wellen die Sirenen heulten. Bewohner und Touristen verließen die flachen Küstenstreifen, viele fuhren auf Anhöhen, um von dort aus das Naturspektakel zu beobachten.

„Es herrscht eine Stimmung wie auf einem Campingplatz“, meinte ein Reporter des TV-Lokalsenders KITV4. Der Wasserspiegel vor Hawaii und anderen Inseln stieg jedoch nur um einen Meter bis 1,50 Meter an.

Zum Vergleich: Nach dem Beben vor Indonesien 2004 hatten sich die Wasserwände 15 Meter hoch aufgetürmt. Mehr als 18 Stunden nach dem Erdbeben in Chile erreichte eine etwa 1,20 Meter hohe Welle die Insel Raoul, die auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Tonga liegt.

Surfer warten auf die Welle

Die neuseeländischen Chatham Inseln, etwa 700 Kilometer südöstlich der Hauptinsel, wurden von drei Wellen getroffen, die eine Höhe von bis zu etwa 1,50 Metern erreichten. Auf dem Festland in der Provinz Northland wirbelte das Wasser im Hafen von Tutkaka „wie eine Waschmaschine“, berichtete die Lokalbehörde. Im Minutenabstand schlugen ein Meter hohe Wellen an die Hafenmole.

Entlang der Ostküste erreichten die Wellen zwischen 30 und 40 Zentimetern Höhen. Das riesige Kreuzfahrtschiff „Dawn Princess“ verließ vorsichtshalber den Hafen von Auckland. An der australischen Ostküste waren die Strände von Brisbane bis Sydney zwar offiziell geschlossen worden, doch ignorierten das tausende Schaulustige.

An den berühmten Stränden Bondi und Coogee in Sydney waren sogar Schwimmer und Surfer im Wasser. „Wir können Empfehlungen aussprechen, aber wir können den Leute nicht befehlen, vom Strand zu gehen“, sagte Bill Measday, Chef der Lebensretter am Bondi-Strand.